Der erste Blick auf Frank Walter und Michael Hahn in ihren närrischen Uniformen verwundert. Denn obwohl beide den Aktiven Laufnarren angehören, trägt nur einer von ihnen das bunte Häs mit der charakteristischen hölzernen Scheme. Frank Walter dagegen hüllt sich in einen grünen Mantel und trägt eine Narrenkappe. Und das hat einen Grund: So ist er zwar seit fünf Jahren Laufnarrenmoschter, „aber seit diesem Jahr bin ich auch im Narrengericht“, klärt er auf. Zusammen mit seinem Vizemeister Michael Hahn präsentiert er die Aktiven Laufnarren an Veranstaltungen wie der alljährlichen Verhandlung des Narrengerichts und koordiniert er die Aufgaben der Mitglieder.
Dazu gehört auch das Bauen des Hemedglonkers, der von einigen Laufnarren unter Leitung von Gerold König gefertigt und anschließend am Fasnachtsmontag auf dem Gustav Hammer Platz von der Feuerwehr verbrannt wird. Seit fast 30 Jahren übernimmt Gerold König diese Aufgabe. Zusammen mit rund zehn Vereinsmitgliedern baut er zunächst das Grundgerüst aus Holz, das eine Größe von etwa sechs Metern erreicht. "Wenn das Grundgerüst steht, wird es mit Stroh ausgefüllt und mit Stoff überzogen", erklärt er. Erst dann wird der Hemedglonker mit vereinten Kräften aufgestellt.
Der Einsatz sei bemerkenswert, so Walter: „Ein großes Lob an unsere Kollegen.“ Aber auch der Feuerwehr, die für eine sichere Verbrennung sorgen, und der Stadt, die den Platz nach dem Abbrennen wieder säubere, müsse gedankt werden.
Vor rund 25 Jahren schlossen er und Hahn sich den Laufnarren an – nicht ganz zufällig, wie die Beiden erzählen. „Wenn man aus Stockach ist, wächst man mit der Fasnacht auf“, sagt Frank Walter. „Dann ist es für viele ein normaler Schritt, in eine Gliederung einzutreten.“ Er sei den Laufnarren daher auch treu geblieben, als er mit seiner Familie vor 19 Jahren nach Nenzingen zog. Seine Töchter konnte er dazu allerdings nicht überreden – während die eine aufgrund ihres Studiums kaum Zeit für die Fasnacht hat, ist die andere dem Nenzinger Narrenverein beigetreten. Michael Hahn hatte dagegen mehr Erfolg: Seine Frau und Tochter gehören den Alt-Stockacherinnen an, sein Bruder ist Mitglied des Narrengerichts.
Und an dessen alljährlicher Verhandlung teilnehmen und den unterschiedlichsten Politikern begegnen zu können, sei etwas ganz Besonderes, erzählt Frank Walter: "Wenn man mit Leuten sprechen kann, an die man sonst nicht dran kommt, ist das wirklich interessant." Zudem erlebe man die Politiker auf eine ganz andere Art und Weise als die, mit der sie im Fernsehen präsentiert werden. Sie seien lockerer und es kämen Begegnungen zustande, die überraschen.
Dabei besteht das Laufnarren-Dasein auch aus anstrengenden Momenten. Die vielen Aufgaben der Gliederung, wie etwa das Vorbereiten der Veranstaltungen oder das Betreiben der bekannten Blitzkuche, nehmen die beiden Moschter jedoch ebenso wie die übrigen Mitglieder trotz des großes Aufwands bereitwillig auf sich. Viele Stunden Arbeit seien jedes Jahr nötig, aber das sei es wert. „Da geht es ums Brauchtum und es ist schön, wenn das erhalten bleibt. Da macht man die Arbeit gern“, so Walter. Und Michael Hahn ergänzt: „Die ganze Arbeit mit den Kollegen zu tun, das ist schön.“
Generell könne man sich auf die Gemeinschaft verlassen. Jeder erledige seine Aufgaben. „Man weiß, dass man eine gute Truppe hinter sich hat“, lobt Hahn. „Der Verein ist nur so gut wie seine aktiven Mitglieder.“
Aktive Laufnarren
Die Gliederung der Aktiven Laufnarren gehört zu einer der jüngsten des Stockacher Narrengerichts. Obwohl bereits im Jahr 1956 die Idee aufkam, ein Laufnarrengewand zu schaffen, sollte es bis zur Fertigstellung noch eine Weile dauern. 1961 wurden zwar zwei Entwürfe vorgestellt, vom Narrengericht jedoch abgelehnt. Erst ein Jahr später fand sich schließlich ein passendes Häs – samt Strohseil und hölzerner Scheme. Gefeiert wurde das am 17. Februar 1963 bei einem großen Umzug in Stockach. Die Aktiven Laufnarren waren geboren.