Was hat man in der Stadt nicht schon alles erlebt in dieser Fasnacht und worauf muss man sich vorbereiten? Beim Schnurren im Bürgerhaus Adler Post und in verschiedenen Gaststätten in der Stadt sprudelten jedenfalls die kreativen Ideen. Das Schnurren gehört zum sogenannten Rügerecht des Narren, man kann hinter der Verkleidung seinem Gegenüber einmal die Meinung geigen. Dies sollte jedoch nie beleidigend oder verletzend sein. Und das hat auch geklappt, die Schnurrgruppen haben sich wieder viel Mühe mit ihren Kostümen gegeben – und mit den Mottos, unter denen sie in der Stadt unterwegs waren.

Die Damen und Herren des SÖBV – die Abkürzung steht für „Stockachs Öffentlicher Ballon Verkehr“ – waren in buntseidenen Ballonkostümen in den Gassen unterwegs. Beflugbrillt und beschnurrbartet, wie sich das für echte Ballonfahrer gehört, ließen sie auf einem Infoblatt wissen: „Wir brauchen keine Umfahrung Stockach. Stockachs öffentlicher Ballonverkehr bringt euch schnell und sicher von eurer Haustür ans Ziel und wieder zurück. Anruf genügt! Wir fahren geräuschlos und emissionsfrei. Angetrieben nur von heißer Luft (die wird uns aus dem Rathaus geliefert)“ – eine relativ klimafreundliche und stauvermeidende Transportmöglichkeit, günstig noch dazu mit einem Mindestgepäck von einer Flasche Sekt.
Auch eine mobile Wellnessoase darf die Stadt Stockach nun ihr eigen nennen: Chantal, mit Vokuhila-Frisur und anregender Brust- und Rückenbehaarung, hatte auf ihrem Wägelchen Vieles für das Wohlbefinden dabei. Ob man ihr in Sachen Schönheit aber so vertrauen wollte, sei dahingestellt. Und wenn man schon beim Pflegen ist: Es gibt nun auch eine Waschstraße, ganz allein für Hans Kuony. Der schaute als Statue auf seinem Brunnen an diesem Abend zwar gegen eine beschriebene Bauwand. Im echten Leben durfte er sich jedoch von um ihn herum wirbelnden, bunten, weiblichen Tüll-Wasch-Säulen sauber rubbeln lassen – was das Narrenherz vermutlich sehr erfreuen dürfte. Und dann war da noch die „Andenbande„, eine Musiktruppe, wie man sie mit geklontem Indio-Look aus Fußgängerzonen der ganzen Welt kennt. Sie panflöteten beseelt und verteilten freimütig Wollbüschel spuckender Paarhufer.

Es war eine überbordende Kreativität, die man in den Gasthäusern und Besenwirtschaften, im Festzelt auf dem Gustav-Hammer-Platz oder auf den Gassen erleben konnte. Das Bürgerhaus füllte sich indes erst zu späterer Stunde so richtig, als die Stockacher Schnurrer schließlich heranschlurften, -tanzten, -rollten, -narroten und -polonaisten, zur großen Maskenprämierung um Mitternacht, zu der die Feierstimmung auf den Höhepunkt zusteuerte – friedlich, fröhlich und ausgelassen.
