Häufig eilen Feuerwehrfahrzeuge mit Sirenen und Blaulicht durch die Straßen der Stadt, doch am Einsatzort stellt sich heraus: Keine Flammen. Ein Brandmelder hat zwar ausgelöst, aber es gibt kein Feuer. Die Einsatzkräfte nennen dies je nach Ursache einen Fehl- oder Täuschungsalarm. Das letztgenannte Wort täuscht aber wortwörtlich, denn es bedeutet nicht, dass jemand einen Alarm vorgetäuscht hat, sondern dass der Alarm nicht echt, sondern täuschend war. Die Feuerwehr spricht in ihren Meldungen dann auch oft davon, dass es „kein schädigendes Ereignis“ gegeben habe.

Manche Firmen sind wiederholt Schauplätze solcher Täuschungsalarme – auch das Stockacher Krankenhaus. Wenn im Krankenhaus ein Brandmelder anschlägt, wird automatisch ein kompletter Löschzug alarmiert, erklären Bernd Zimmermann und Fabian Dreher von der Feuerwehr Stockach. Selbst wenn sich unterwegs herausstellen sollte, dass es kein Feuer gibt, müssen die Einsatzkräfte sich dennoch selbst davon überzeugen und die Brandmeldeanlage wieder zurücksetzen, damit diese im Ernstfall wieder einsatzfähig ist.

Fabian Dreher und Bernd Zimmermann von der Stockacher Feuerwehr vor dem Krankenhaus Stockach.
Fabian Dreher und Bernd Zimmermann von der Stockacher Feuerwehr vor dem Krankenhaus Stockach. | Bild: Löffler, Ramona

„Bis wir eintreffen und sehen, was los ist, gehen wir von einem Brand aus“, erklärt Zimmermann. „Der komplette Löschzug fährt hin.“ In Privathaushalten könnten die Bewohner den Melder selbst abstellen, bei Brandmeldeanlagen dagegen gehe das nicht.

Ein Löschzug bestehe aus vier Fahrzeugen: Ein Einsatzfahrzeug, das Drehleiterfahrzeug und zwei Löschfahrzeuge. Dreher ergänzt, dass es nichts helfe, die Feuerwehr anzurufen und mitzuteilen, dass nicht passiert sei. „Die Feuerwehr muss trotzdem hin und sich davon überzeugen“, erklärt er.

Brandinfozentrale ist beim Eintreffen das erste Ziel

Gebäude mit Brandmeldeanlagen haben für gewöhnlich einen Schlüsseltresor für die Feuerwehr. Das sei besonders dort wichtig, wo nachts niemand sei, damit die Löschtrupps ins Innere kommen. Diese Stelle sei der erste Anlaufpunkt für die Feuerwehr, sofern geschlossen sei. Gebäude wie das Krankenhaus haben außerdem einen weiteren zentralen Punkt, den die Feuerwehr direkt ansteuert: Die Feuerwehr-Brandinfozentrale (FIZ).

Bernd Zimmermann zeigt und erklärt die Laufkarten im Feuerwehrinformationszentrum (FIZ) des Krankenhauses.
Bernd Zimmermann zeigt und erklärt die Laufkarten im Feuerwehrinformationszentrum (FIZ) des Krankenhauses. | Bild: Löffler, Ramona

Dies ist großer Kasten an der Wand kurz nach dem Haupteingang. Dort gebe es alle Infos für mehrgeschossige Gebäude und es sei genau sichtbar, wo im Komplex ein Brandmelder ausgelöst habe, erklärt Zimmermann, der hauptberuflich als Verwaltungsleiter im Krankenhaus arbeitet. Dort gebe es 435 Deckenmelder, die jährlich geprüft und alle acht Jahre ausgetauscht würden.

Im zuerst eintreffenden Feuerwehrfahrzeug seien zwei Personen, die sich an der FIZ ein Bild von der Lage machen könnten. Im Ernstfall gäben die hinterlegten Infos wichtige Aufschlüsse über Brandschutztüren und Zugangsmöglichkeiten zum Brandherd, so Zimmermann. Für jeden Bereich gebe es eine mitnehmbare Karte, die zeigt, wie die Einsatzkräfte schnellstmöglich hingelangen können.

Die Anzeigen im Feuerwehrinformationszentrum.
Die Anzeigen im Feuerwehrinformationszentrum. | Bild: Löffler, Ramona

Täuschungsalarme können durch eine versehentliche Auslösung eines Brandmelders geschehen, zum Beispiel durch den Dampf eines Wasserkochers. Auch ein Defekt sein möglich. Zeigt das FIZ nur eine Stelle an, könne es sich um ein solches Versehen handeln, doch falls mehrere Auslösungen angezeigt werden sollten, sei klar, dass es kein Defekt sei, schildert Dreher. Ein anderes Beispiel aus Firmen sei Staub von Handwerkern, auf die ein Brandmelder reagieren könne.

Gibt es irgendwo Häufungen von Alarmen?

Auf die Frage nach dem häufigsten Ort von Fehl- oder Täuschungsalarmen haben die beiden Feuerwehrmänner keine eindeutige Antwort. Das lasse sich nicht wirklich sagen. Häufungen seien relativ. Aber etwas anderes können die beiden sagen: Obwohl es inzwischen mehr Brandmeldeanlagen als früher gebe, bleibe die Zahl der Vorfälle gleich. Im Krankenhaus gebe es mindestens zwei Mal im Jahr Täuschungsalarme. „Sogar Deo kann so etwas auslösen“, gibt Zimmermann als Beispiel.

Ein Rauchmelder an der Decke löse aus, wenn der Kontakt unterbrochen werde. Das könne durch Deo, Staub oder eine durchkriechende Spinne passieren. Zudem gebe es zum Teil Firmen, in denen Rauch normal sei, aber vielleicht die Absaugung nicht richtig funktioniere.

Rauchabzug und Brandmelder samt Fluchtplan gibt es überall im Krankenhaus Stockach.
Rauchabzug und Brandmelder samt Fluchtplan gibt es überall im Krankenhaus Stockach. | Bild: Löffler, Ramona

Feuer breitet sich exponentiell aus

„Wir müssen wirklich jeden Alarm ernst nehmen“, betont Zimmermann. Sonst gehe im Ernstfall wertvolle Zeit verloren. „Feuer breitet sich exponentiell aus“, erklärt Dreher. Durch die frühe Alarmierung könnten sich Brände in der Entstehungsphase verhindern lassen. Ein Beispiel dafür sei das angebrannte Essen auf dem Herd, das unentdeckt zu einem Küchenbrand führen könnte, sagt Zimmermann. Dreher erzählt außerdem es habe schon den Fall gegeben, dass vor einem Herd mit angebranntem Essen eine bewusstlose Person gelegen habe.

Eine gute Nachricht haben Dreher und Zimmermann noch: Im Krankenhaus habe es trotz Täuschungsalarmen oder Übungen noch nie einen Ernstfall gegeben. Zimmermann erklärt, wenn er selbst gerade vor Ort sei, wenn die Anlage auslöse, nutze er die Zeit, um sich bis zum Eintreffen seiner Feuerwehrkollegen schon ein Bild von der Lage zu machen. Und wenn der Krankenhaus-Anbau in Betrieb gehe, werde das FIZ um das neue Gebäude ergänzt. Es sei derselbe Planer wie 2012 dabei. Die Größe des Kastens sei ausreichend, sagt er auf Nachfrage.

Bernd Zimmermann erklärt den Fluchtplan und die Brandschutztüren.
Bernd Zimmermann erklärt den Fluchtplan und die Brandschutztüren. | Bild: Löffler, Ramona

Die Brandmeldeanlege im Krankenhaus Stockach ist laut Bernd Zimmermann im Jahr 2012 für rund 2,5 Millionen Euro ertüchtigt worden. Im Brandfall fahren die Aufzüge nicht mehr und die Gebäudelüftung werde abgeschaltet, erläutert er. „Die Brandschutztüren schließen sich bei Rauch“, ergänzt er. Die Mitarbeiter bekämen eine stille Alarmierung über ihr Telefon, damit keine Panik im Gebäude entstehe. Es zähle dann, schnell und besonnen zu handeln. Im Krankenhaus gibt es übrigens aus Sicherheitsgründen bestimmte Vorschriften. So sind beispielsweise echte Kerzen in der Krankenhauskapelle und Adventskränze mit Kerzen verboten.

Die Kostenfrage

Und wie läuft es mit den Kosten für Einsätze ohne schädigendes Ereignis? Wo ein Fehlalarm die Ursache gewesen sei, übernehme die Stadt die Kosten, so Dreher. Falls es ein technisches Problem gewesen sei, errechne die Stadt die Kosten. Dies gehe zur Gemeindeprüfanstalt und es werde eine Rechnung gestellt, schildert Zimmermann. Die Beträge würden sich nach Aufwand errechnen.

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