Diese Übung des Technischen Hilfswerks (THW) hatte es in sich: Sie fand am Samstagabend laut des Stockacher THW-Ortsbeauftragtem Frank Schilling zum ersten Mal bei hereinbrechender Dunkelheit statt und 109 Teilnehmer waren dabei.

Auch das Szenario war eine große Herausforderung: Die Annahme war, dass es gegen 15 Uhr zu einer Explosion in einer Kalifabrik in Schwackenreute gekommen gewesen sei. Die Feuerwehren Mühlingen, Stockach, Zoznegg und Zizenhausen wurden laut Szenario um 15.10 Uhr alarmiert.

Aufgrund der Größe der Schadenslage wurde die Führungsgruppe der Feuerwehr Stockach hinzugezogen und hat die Einsatzleitung vor Ort gebildet. Es wurde ein Untereinsatzabschnitt gebildet, der dem THW zugeordnet wurde. Der Einsatzauftrag umfasste die Erkundung der Einsatzstelle sowie Maßnahmen zur Rettung und Bergung von Verletzten. Hier gibt es alle Fotos.

THW-Ortsbeauftragter Frank Schilling erläutert die Übung „Blauer Oktober“.
THW-Ortsbeauftragter Frank Schilling erläutert die Übung „Blauer Oktober“. | Bild: Reinhold Buhl

Retter müssen bei Übung 15 Personen befreien

Wie sich im Lauf der Übung zeigte, handelte es sich um 15 Verletzte, die gerettet werden mussten. So war eine Person, die unter leichtem Schock stand, in einem Gebäude eingeschlossen und musste befreit werden.

Eine ungleich schwierigere Aufgabe stellte die Rettung einer Person dar, die mit gebrochenem Bein aus der Tiefe eines Silos gerettet werden musste. Eine Höhenrettung war erforderlich, um eine Person aus der vierten Etage einer Halle zu retten, wobei die Halle verschlossen war und zuerst mit einer Trennschere geöffnet werden musste.

Höhenrettung, Eingeklemmte befreien und mehr

Auch die Rettung einer Person mit Beckenfraktur vom Siebturm der Kalifabrik erforderte besonderen Einsatz der Helfer. Es galt die verletzte Person, die unter einem Stahlträger eingeklemmt war, zu befreien, sie über einen zu bauenden Flaschenzug auf den Boden abzuseilen und dem wartenden Notarzt zu übergeben. Neben der Rettung von Personen waren in die Übung auch Hindernisse, wie versperrte Zufahrtswege in unwegsamem Gelände, eingebaut.

Die Rettung eines Verletzten vom Siebturm des Kaliwerks stellte eine besondere Herausforderung für die Helfer dar. Bild: Reinhold Buhl
Die Rettung eines Verletzten vom Siebturm des Kaliwerks stellte eine besondere Herausforderung für die Helfer dar. Bild: Reinhold Buhl | Bild: Reinhold Buhl

Die Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes stellen zwei Rettungszelte zur Unterbringung und Erstversorgung der Verletzten auf.

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Darsteller der Verletzten vertrauen den Einsatzkräften

Bei solchen Übungen sind die Rollen der Verletztendarsteller nicht zu unterschätzen: Sie begeben sich bei den diversen Rettungsaktionen vollkommen in die Hände der Retter und sind von deren Fähigkeiten abhängig.

Die Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr überwachten und erkundeten das gesamte Übungsgelände mittels zweier Drohnen, die dringend benötigte Informationen für die Rettungskräfte lieferten. Dabei wurde ein Landeplatz für die Landung der Drohnen aufgebaut, der einem Helikopterlandeplatz sehr ähnlich sieht, nur in kleinerer Form. Die Drohnenbilder werden auf einen Großmonitor live übertragen und dort von den Fachkräften entsprechend verarbeitet beziehungsweise ausgewertet.

Die Verantwortlichen der Übung „Blauer Oktober“ (von links): Uwe Hartmann (Kommandant der FFW Stockach), Frank Schilling ...
Die Verantwortlichen der Übung „Blauer Oktober“ (von links): Uwe Hartmann (Kommandant der FFW Stockach), Frank Schilling (THW-Ortsbeauftragter), Jutta Zaepfel (stellvertretende THW-Ortsbeauftragte), Thomas Ermer (Vertreter des Landratsamtes), Joachim Weber (Leiter des Führungsstabs des Landkreises) und Julian Bayer (stellvertretender THW-Ortsbeauftragter Konstanz). | Bild: Reinhold Buhl

Die Übung ist erfolgreich

Die Übung, die laut THW-Ortsbeauftragten Frank Schilling sehr zufriedenstellend verlief, dauerte von der Alarmierung um 15.10 Uhr bis circa 22 Uhr. Nach dem Rückbau der einzelnen Stationen kamen die Einheiten in der Unterkunft des Ortsverbandes Stockach für ein gemeinsames Essen zusammen. Dieses hatte die Fachgruppe Logistik-Verpflegung (LogV) des Ortsverbandes Konstanz tagsüber zubereitet.

Thomas Ermer (Mitte), Vertreter des Landratsamts, bei der Lagebesprechung mit zwei Vertretern des Roten Kreuzes.
Thomas Ermer (Mitte), Vertreter des Landratsamts, bei der Lagebesprechung mit zwei Vertretern des Roten Kreuzes. | Bild: Reinhold Buhl

Jedes Jahr üben die Einsatzkräfte

Der „Blaue Oktober“ ist übrigens eine jährliche, landkreisweite Katastrophenschutz-Übung der vier THW Ortsverbände aus Konstanz, Radolfzell, Stockach und Singen. Seit 2006 wird die Übung in einem rollierenden System abwechselnd von den vier Ortsverbänden organisiert.

Die THW Ortverbände üben bei realistisch nachgestellten Einsatzszenarien den Ernstfall. Es ist kein Wettkampf zwischen den Ortsverbänden, wie die Organisatoren betonen, sondern dient zur Aus- und Weiterbildung der Helfer. Das Technische Hilfswerk veranstaltet regelmäßige Dienstabende und Übungen, damit im Ernstfall auch die Handgriffe sitzen. Insgesamt beteiligten sich in diesem Jahr 109 Personen an der Übung „Blauer Oktober“, deren Name sich aus der blauen Farbe ergibt, mit der alle Fahrzeuge des THW lackiert sind.

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