Diese Übung des Technischen Hilfswerks (THW) hatte es in sich: Sie fand am Samstagabend laut des Stockacher THW-Ortsbeauftragtem Frank Schilling zum ersten Mal bei hereinbrechender Dunkelheit statt und 109 Teilnehmer waren dabei.
Auch das Szenario war eine große Herausforderung: Die Annahme war, dass es gegen 15 Uhr zu einer Explosion in einer Kalifabrik in Schwackenreute gekommen gewesen sei. Die Feuerwehren Mühlingen, Stockach, Zoznegg und Zizenhausen wurden laut Szenario um 15.10 Uhr alarmiert.
Aufgrund der Größe der Schadenslage wurde die Führungsgruppe der Feuerwehr Stockach hinzugezogen und hat die Einsatzleitung vor Ort gebildet. Es wurde ein Untereinsatzabschnitt gebildet, der dem THW zugeordnet wurde. Der Einsatzauftrag umfasste die Erkundung der Einsatzstelle sowie Maßnahmen zur Rettung und Bergung von Verletzten. Hier gibt es alle Fotos.
Retter müssen bei Übung 15 Personen befreien
Wie sich im Lauf der Übung zeigte, handelte es sich um 15 Verletzte, die gerettet werden mussten. So war eine Person, die unter leichtem Schock stand, in einem Gebäude eingeschlossen und musste befreit werden.
Eine ungleich schwierigere Aufgabe stellte die Rettung einer Person dar, die mit gebrochenem Bein aus der Tiefe eines Silos gerettet werden musste. Eine Höhenrettung war erforderlich, um eine Person aus der vierten Etage einer Halle zu retten, wobei die Halle verschlossen war und zuerst mit einer Trennschere geöffnet werden musste.
Höhenrettung, Eingeklemmte befreien und mehr
Auch die Rettung einer Person mit Beckenfraktur vom Siebturm der Kalifabrik erforderte besonderen Einsatz der Helfer. Es galt die verletzte Person, die unter einem Stahlträger eingeklemmt war, zu befreien, sie über einen zu bauenden Flaschenzug auf den Boden abzuseilen und dem wartenden Notarzt zu übergeben. Neben der Rettung von Personen waren in die Übung auch Hindernisse, wie versperrte Zufahrtswege in unwegsamem Gelände, eingebaut.

Die Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes stellen zwei Rettungszelte zur Unterbringung und Erstversorgung der Verletzten auf.
Darsteller der Verletzten vertrauen den Einsatzkräften
Bei solchen Übungen sind die Rollen der Verletztendarsteller nicht zu unterschätzen: Sie begeben sich bei den diversen Rettungsaktionen vollkommen in die Hände der Retter und sind von deren Fähigkeiten abhängig.
Die Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr überwachten und erkundeten das gesamte Übungsgelände mittels zweier Drohnen, die dringend benötigte Informationen für die Rettungskräfte lieferten. Dabei wurde ein Landeplatz für die Landung der Drohnen aufgebaut, der einem Helikopterlandeplatz sehr ähnlich sieht, nur in kleinerer Form. Die Drohnenbilder werden auf einen Großmonitor live übertragen und dort von den Fachkräften entsprechend verarbeitet beziehungsweise ausgewertet.

Die Übung ist erfolgreich
Die Übung, die laut THW-Ortsbeauftragten Frank Schilling sehr zufriedenstellend verlief, dauerte von der Alarmierung um 15.10 Uhr bis circa 22 Uhr. Nach dem Rückbau der einzelnen Stationen kamen die Einheiten in der Unterkunft des Ortsverbandes Stockach für ein gemeinsames Essen zusammen. Dieses hatte die Fachgruppe Logistik-Verpflegung (LogV) des Ortsverbandes Konstanz tagsüber zubereitet.

Jedes Jahr üben die Einsatzkräfte
Der „Blaue Oktober“ ist übrigens eine jährliche, landkreisweite Katastrophenschutz-Übung der vier THW Ortsverbände aus Konstanz, Radolfzell, Stockach und Singen. Seit 2006 wird die Übung in einem rollierenden System abwechselnd von den vier Ortsverbänden organisiert.
Die THW Ortverbände üben bei realistisch nachgestellten Einsatzszenarien den Ernstfall. Es ist kein Wettkampf zwischen den Ortsverbänden, wie die Organisatoren betonen, sondern dient zur Aus- und Weiterbildung der Helfer. Das Technische Hilfswerk veranstaltet regelmäßige Dienstabende und Übungen, damit im Ernstfall auch die Handgriffe sitzen. Insgesamt beteiligten sich in diesem Jahr 109 Personen an der Übung „Blauer Oktober“, deren Name sich aus der blauen Farbe ergibt, mit der alle Fahrzeuge des THW lackiert sind.