Gerade im ländlichen Raum mag manchmal der Eindruck entstehen, dass die große Politik weit weg ist von den kleinen Problemen vor Ort. Das muss aber nicht sein, wie jüngst der Besuch von Kultusministerin Theresa Schopper an der Weiherbachschule in Mühlingen-Zoznegg und im Kindergarten und Familienzentrum St. Marien in Stockach zeigte.

Die Ministerin war auf Einladung ihrer Parteifreundin, der Grünen-Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger, aus Stuttgart angereist. Die erste Station war die Weiherbachschule. Nachdem der Schule von staatlicher Seite die Schließung gedroht hatte, wurde sie im Herbst 2016 von einer Initiative aus der Gemeinde übernommen und in freier Trägerschaft fortgeführt.

Die Schule will weiter wachsen

Für Dorothea Wehinger, die Sprecherin für frühkindliche Bildung ihrer Fraktion im Landtag ist, handelt es sich bei der Schule um ein „Leuchtturmprojekt“, wie sie betont. „Dass sie auf dem Weg zur Zweizügigkeit ist, spricht auch für das Konzept, das hier gelebt wird“, betonte die Landtagsabgeordnete.

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Doch die Beliebtheit, derer sich die Schule im ganzen Umkreis erfreut, ist Fluch und Segen zugleich. Denn im siebten Jahr ihres Bestehens platzt die Gemeinschaftsschule nun aus allen Nähten. „Wir mussten schon viele Kinder abweisen“, berichtet Schulleiterin Katalin Lehmann der Ministerin beim Rundgang durch die Schule.

Kultusministerin Theresa Schopper im Gespräch mit Petra Kible, der stellvertretenden Schulleiterin der Weiherbachschule.
Kultusministerin Theresa Schopper im Gespräch mit Petra Kible, der stellvertretenden Schulleiterin der Weiherbachschule. | Bild: Dominique Hahn

Und das sei problematisch, denn „nichts ist schlimmer, als wenn die Leute irgendwann denken, an der Weiherbachschule braucht man gar nicht mehr versuchen, einen Platz zu bekommen, da hat man sowieso keine Chance“, so Lehmann. Deshalb will die Schule wachsen. Die Zweizügigkeit soll bald etwas Entspannung bringen.

Was bleibt, ist aber das Raumproblem in dem alten Schulgebäude, das durch mehrfache Erweiterungsbauten in den vergangenen Jahrzehnten zudem stark verwinkelt ist. „Wir müssen uns über einen kompletten Neubau für die Schule Gedanken machen“, sagte Manfred Jüppner, der Vorsitzende des Trägervereins.

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Wo die Ministerin helfen soll

Er wünschte sich für dieses Vorhaben die Unterstützung der Ministerin. Nicht nur im Hinblick auf Zuschussmittel von Seiten des Landes. Es brauche auch mehr planungsrechtliche Freiheiten für den Neubau einer Schule, machte Jüppner deutlich.

Bürgermeister Thorsten Scigliano pflichtete ihm in diesem Punkt bei: „Solche Verfahren dauern unglaublich lange. Wir sehen das gerade beim Kindergartenneubau. Da gehen allein zwei bis drei Jahre ins Land, bis man überhaupt mit dem Bauen anfangen kann.“

Bei einem gemeinsamen Essen aus der Schulküche wurden nach dem Rundgang durch das Schulhaus über die Sorgen und Wünsche aber auch die ...
Bei einem gemeinsamen Essen aus der Schulküche wurden nach dem Rundgang durch das Schulhaus über die Sorgen und Wünsche aber auch die innovativen Konzepte der Weiherbachschule gesprochen. Von links: Die stellvertretende Schulleiterin Petra Kible, Kultusministerin Theresa Schopper, Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger, Bettina Armbruster, die Leiterin des Schulamts Konstanz, Manfred Jüppner, der Vorsitzende des Trägervereins, Schulleiterin Katalin Lehmann und Bürgermeister Thorsten Scigliano. | Bild: Dominique Hahn

Die Ministerin machte sich eifrig Notizen und versprach, die Anliegen mit nach Stuttgart zu tragen. Angetan zeigte sie sich vom pädagogischen Konzept, zu dem auch der Extracurriculare Unterricht gehört. Dieser erfreut sich bei den Schülern großer Beliebtheit, wie viele von ihnen in der Fragerunde mit der Ministerin betonten.

Dabei geht es darum, dass den Schülern neben den klassischen Schulfächern auch noch ganz andere Kenntnisse vermittelt werden. So können die Schüler aus 16 unterschiedlichen Angeboten wie Ungarisch, Theater Weiherbach, Blog und Podcast oder dem Themenbereich „Was kommt nach Hotel Mama“ wählen. In letzterem Fach werden ganz praktische Alltagskenntnisse vermittelt.

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So fällt das Fazit der Schulleitung aus

„Ich freue mich sehr, dass die Ministerin unsere kleine Schule wahrnimmt. Wir würden uns wünschen, dass sie uns beim Schulneubau und der Einrichtung einer Oberstufe unterstützt“, fasste Katalin Lehmann ihre Eindrücke und Wünsche vom Besuch im Gespräch mit dem SÜDKURIER zusammen.

Für Theresa Schopper und Dorothea Wehinger war der Besuchstag im Stockacher Raum damit allerdings noch nicht abgeschlossen. Für sie ging es weiter nach Stockach zum Kindergarten und Familienzentrum St. Marien. In einer Kleinkindgruppe und drei Elementargruppen werden hier 87 Kinder im Alter von zwei Jahren bis zum Schuleintritt betreut.

Bild 3: Hoher Besuch für die kleinsten Bürger: Kultusministerin Theresa Schopper bekommt Hausaufgaben
Bild: Eva Edelmann-Ohler

Die Lage für Kindergärten ist schwierig

Zusammen mit Anna Baumann, Leiterin des Kindergartens, Michaela Gesell und Saskia Deschler von der Kindergartengeschäftsführung und Hauptamtsleiter Hubert Walk wurde über die aktuell herausfordernde Lage in den Kindertageseinrichtungen gesprochen. Insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der Integration von Geflüchteten.

Hier könne sich der Kindergarten St. Marien vor allem mithilfe der Ergänzung durch das Familienzentrum und der Beschäftigung einer Sprachbildungskraft positiv positionieren, teilte Wehinger im Nachgang zum Besuch mit. „Sprachbildung, Inklusion und Einbindung der Familien finden so an einem Ort der Gemeinschaft und Begegnung statt, wodurch den Kindern ein besonders guter Start auf den Bildungsweg ermöglicht wird“, so Wehinger.

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