Egal, ob zu Diebstählen, Einbrüchen, Parkremplern oder schweren Straftaten wie dem Mordfall in Hohenfels im Frühjahr 2021: Immer wieder bittet die Polizei um Mithilfe aus der Bevölkerung. Oft geht es dann um Hinweise zu möglichen Tätern, Sichtungen von Fahrzeugen oder genauen Abläufen von Unfällen. Aber haben solche Zeugenaufrufe wirklich Erfolg? Oder bleiben sie meistens unbeantwortet?
Je spektakulärer der Fall, desto mehr Hinweise
Wie Wolfgang Widmann, Leiter des Polizeireviers Stockach, berichtet, gibt es keine Statistik darüber, wie häufig Zeugenaufrufe des Reviers zu erfolgsversprechenden Hinweisen führen. Zahlen kann er daher keine nennen. Allerdings komme es auch nach Aussagen von Kollegen aus dem Revier eher selten vor, dass Hinweise aus der Bevölkerung bei der Polizei eingehen.
Es gebe allerdings Unterschiede je nach Art eines Falls. „Je unspektakulärer das Delikt ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es Hinweise gibt“, sagt Wolfgang Widmann. Unfälle, bei denen etwa abgestellte Fahrzeuge von anderen Autofahrern beim Manövrieren beschädigt werden, würden zum Beispiel eher selten zu Anrufen von Zeugen führen. Anders sehe das etwa bei Körperverletzungsdelikten, Mordfällen oder Einbrüchen aus – also bei Dingen, die in der Öffentlichkeit diskutiert werden oder über die Zeitung und soziale Medien ein Thema sind, so der Leiter des Stockacher Reviers.
Als jüngst etwa in Singen syrische Großfamilien an einander geraten waren, hätten sich viele Zeugen gemeldet. Ebenso bei einer heftigen Schlägerei zur Fasnacht in Orsingen-Nenzingen vor mehreren Jahren.
Jeder Hinweis kann bei Aufklärung helfen
Aber auch, wenn generell eher weniger Hinweise bei der Polizei eingehen, sind Zeugenaufrufe laut Wolfgang Widmann ein wichtiges Instrument bei den Ermittlungen. Denn jeder Hinweis könne bei der Aufklärung eines Falles helfen.
Der Leiter des Stockacher Reviers betont, die Polizei sei „immer sehr dankbar, wenn sich Leute melden“. Er bittet Zeugen deshalb, sich zu melden, wenn sie Taten beobachtet haben oder andere Hinweise geben können. „Das können auch Dinge sein, die man erst als nicht so wichtig erachtet, durch die man aber vielleicht einen Tatzusammenhang feststellen kann.“
Zeugen sollten auch keine Bedenken haben, sich vielleicht zu irren und dann womöglich aus Versehen einen falschen Hinweis zu geben: „Man sollte der Polizei die Bewertung dessen überlassen, was beobachtet wurde. Wir sortieren aus.“