Die letzten Töne der 30. Saison der Stockacher Meisterkonzerte waren kaum verklungen, da stellen Georg Mais von der Südwestdeutschen Mozartgesellschaft und Christa Bart vom Kulturamt Stockach bereits das neue Programm für die kommenden Monate vor.
Wieder werden den Gästen sechs unvergessliche Konzerterlebnisse mit hochklassigen Künstlern angeboten. Zum Saisonauftakt am 17. September tritt die aus der Schweiz stammende Meisterpianistin Praxedis Geneviève Hug auf.
Künstler blieben bislang auf der Strecke
Dirigent Georg Mais sagt, dass fünf der sechs geplanten Konzerte der vergangenen Saison stattgefunden hätten. Eine gute Bilanz mitten in einer Pandemie. Und weiter: „Das wäre woanders nicht möglich gewesen. Mein Dank geht an die Stadt für ihre Flexibilität, ihr Engagement und ihren Einsatz.“
Viele Künstler seien während der Corona-Pandemie auf der Strecke geblieben, weil sie nicht auftreten konnten. Auch für sie wollte Mais so schnell wie möglich einen Spielplan zusammenstellen. Er betont: „Die Entscheidungswege sind hier kurz und wir haben die Reihe schon früh in die richtigen Bahnen gelenkt und Eventualitäten eingeplant mit Doppelvorstellungen.“
Chancen werden wahrgenommen
Die freischaffenden Künstler seien regelrecht ausgehungert, so Mais. Keine Auftrittsmöglichkeiten erst über Wochen, dann Monate bedeuteten für sie: kein Geld. Da sei klar gewesen, dass jeder gerne nach Stockach kommen wolle.
Er sagt: „Ich hatte die Künstler anderthalb Jahre lang regelmäßig am Telefon, um zu klären, was wir langfristig vorhaben. Es ist ein großartiges Signal, dass wir die Chancen wahrnehmen, sobald sie da sind.“ Das sei letztes Jahr im Sommer so gewesen und auch jetzt wieder.
Musiker spielen doppelt
Man werde mit Doppelvorstellungen die derzeit nötige Sicherheit gewähren, sagt Mais. Und weiter: „Wir haben lauter Luxusplätze erster Klasse mit viel Platz drum herum.“ Zwar gebe es für die Konzertreihe 120 Abonnenten, so Christa Bart, aber manche kämen nicht zu jedem Konzert, und sie gäben ihre Abokarten auch nicht weiter. Dann seien in letzter Minute noch Plätze vorhanden, die kurzfristig freigegeben würden.
So spontan wie sonst, sei das aber nicht. Georg Mais bedauert, dass nur ein bedingter Spontanverkauf von Karten möglich sei. Er fordert deshalb eine andere Bewertung der Inzidenzen. In keiner der acht Städte, die nach dem gleichen Modell Konzertreihen anbieten, habe es Probleme gegeben. Es sei keine Nachverfolgung nötig gewesen.
Ein diszipliniertes Publikum
Dass das in Stockach nötig werden könnte, glaubt er nicht. „Wir haben viele ältere Abonnenten und es herrscht große Disziplin beim Publikum. Ich hoffe, dass der Staat uns mal selber denken lässt.“ Doch der Kultur fehle schlichtweg die Lobby, es gebe zu wenige Kulturschaffende in der Politik, sagt er.
Das attraktive Programm der 31. Saison der Stockacher Meisterkonzerte wurde möglich, weil trotz Corona gespielt werden kann. „Dadurch sind wir in der Kalkulation einigermaßen im Rahmen geblieben, es war wirtschaftlich keine Katastrophe“, so Mais. Außerdem seien die Meisterkonzerte von Beginn an fest im Kulturhaushalt der Stadt verankert gewesen.
Nicht berühmt, aber richtig gut
Man brauche entsprechende Subventionsmittel, sagt er und bemerkt: „Wir bemühen uns, selbst Geld zu verdienen und wissen auch bei weiter Planung, was an Budget zur Verfügung steht. Wir versuchen, Künstler erster Klasse herzuholen, die noch nicht so berühmt, aber richtig gut sind.“
Jeweils 88 Sitzplätze standen in der letzten Saison pro Spielzeit zur Verfügung. Ähnlich soll das auch in diesem Jahr gehandhabt werden. Laut geltender Corona-Verordnung dürften die Konzerte sogar bei Inzidenzstufe vier stattfinden, da nur ein Drittel der Plätze belegt werde, sagt Christa Bart.
Sie sagt außerdem: „Bei uns gelten weiter die Abstands- und Hygieneregeln und die Pflicht zur Datenerhebung. Bei den letzten Konzerten musste die Maske auch am Platz getragen werden.“
Das wartet auf Besucher
Georg Mais ist bereits jetzt begeistert vom anstehenden Programm: „Praxedis Geneviève Hug, eine unser Besten, spielt beim Eröffnungskonzert. Der Tastenzauber im Oktober, bei dem zwei japanische Pianisten gemeinsam auftreten, war ursprünglich zum Beethoven-Jahr geplant. Das ist etwas Besonderes, so etwas hört man nicht jedes Jahr“, sagt er.
Der brasilianische Meistergitarrist Pedro Rogerio Auiar Silva präsentiert im November im Festsaal des Pestalozzi Kinder- und Jugenddorfs sein Repertoire von der Barockzeit bis zur Moderne. Die Musik mit südamerikanischem Tango und spanischem Flamenco sei sicher auch für junge Leute interessant, sagt Georg Mais.
Optimistisch bleiben
Dann steht bereits das Neujahrskonzert mit der Staatsphilharmonie Lemberg aus der Ukraine an – auch diese Veranstaltung wird in zwei Spielzeiten aufgeführt. Mais gab sich optimistisch. „Wir hoffen, dass so viele Protagonisten aus der Ukraine kommen dürfen. Dort gelten teilweise andere Voraussetzungen als bei uns.“ Stattfinden solle das Neujahrskonzert in jedem Fall. Zur Not müsse eben umgeplant werden.
Auf Anfang Februar freut sich Musikliebhaber Mais schon jetzt. Denn dort werde voraussichtlich der Violinist Andreas Janke mit Yulia Miloslavskaya am Klavier ein romantisches Kammerorchester geben. Mais kenne Janke bereits aus dessen Kindertagen.
Abgesagtes Konzert wird nachgeholt
Zum Abschluss der Reihe will das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim mit Mais als Gastdirigent den Komponisten Johann Sebastian Bach von seiner heiteren Seite zeigen. Dieser Auftritt war eigentlich bereits für den März 2021 geplant.
Die Bürgerstiftung habe sich dafür separat engagiert und auch die Stadt habe damals zugesagt, etwas draufzupacken, wie Georg Mais es scherzend nennt. Doch damals musste es abgesagt werden. Nun soll es nachgeholt werden. „Die Bürgerstiftung haben wir schon wieder im Boot und auch die Stadt wird sich erinnern“, so Mais.
Besucher kommen auch von weiter weg
Das Interesse der Menschen an der Musik sei groß, freuten sich die Organisatoren. Georg Mais sagt: „Das Einzugsgebiet hat sich erweitert, weil wir die Ersten waren, die was gemacht haben.
Zuhörer kamen auch aus Radolfzell oder Überlingen, als da nichts ging.“ Christa Bart ergänzt: „Es freut uns, dass die Leute merken, hier ist Besonderes geboten.“ Und anschließend: „Die Stockacher Meisterkonzerte sind einfach ein Erfolgsgarant.“