Die restaurierte Orgel erklingt mit feinen Tönen. „Ich kann mir Gottesdienste ohne Orgel zwar vorstellen, aber es würde etwas ganz Wichtiges und Schönes fehlen.“ Mit diesen Worten begrüßte Elisabeth Matthes, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, die Gottesdienstbesucher, die zu der Festmesse anlässlich der Einweihung der renovierten Kubak-Orgel in die katholische Stadtkirche St. Oswald gekommen waren. Matthes berichtete von einem Urlaubserlebnis im Bregenzerwald, wo sie in der dortigen Pfarrkirche eine Einladung zu einer „Teestunde mit der Königin“ erhalten habe. Sie habe gleicht gewusst, dass es sich dabei um die Königin der Instrumente handeln konnte – und sie sei nicht enttäuscht worden.

Dasselbe konnten nun die Gottesdienstbesucher in der katholischen St. Oswald-Kirche am vergangenen Sonntag sagen, denn sie durften das immense Klangvolumen der aufwendig restaurierten Kubak-Orgel zum ersten Mal genießen. Maestro Zeno Bianchini, ein wahrer Meister seines Fachs, zog im wahrsten Sinne des Wortes alle Register, um den Besuchern des Gottesdienstes die Klangschönheit des Instruments zu präsentieren. Dabei spielte er Stücke von Jakob Prtorius, Jan Pieterszoon Sweelinck, Jean François Dandrieu und Siegfried Karg-Elert. Als er dann als Postludium Toccata von Léon Boëllmann zu Gehör brachte, gab es beim Publikum kein Halten mehr. Mit donnerndem Applaus belohnten ihn die Gemeindemitglieder, die vom Kantor wie von dessen Orgelspiel begeistert waren. Dass während dieses fulminanten Stückes der Organist und sein Spiel auf zwei Großleinwänden im Altarraum per Video gezeigt wurden, setzte dem Ganzen noch das berühmte Sahnehäubchen auf.

Auch Pfarrer Heinz Vogel, Zelebrant des Gottesdienstes, ging in seiner Predigt auf das Projekt Orgel-Renovation ein. „Man hofft, dass so ein Werk auch funktioniert“, sagte Vogel, der dann auch einen Hauch Philosophisches in seine Rede einbaute. „Es kommt nicht immer heraus, was man sich vorstellt“, erklärt Vogel, was allerdings nicht am Organisten liege, sondern an der Eigenart des himmlischen Instruments. Denn auch im Orgelbau bleibe die Zeit nicht stehen und der Instrumentenbau entwickle sich weiter und unterliege, wie auch das richtige Leben, einem ständigen Wandel. „Heute steht allerdings unsere renovierte wunderbare Orgel im Mittelpunkt, die man nicht nur zur Liedbegleitung braucht“, erklärt Vogel, sie werde durch ihre Töne selbst zum Gebet. Was ihm gar nicht gefalle, sei der frühere Vergleich einer Orgel mit der Gemeinde, denn das würde ja bedeuten, dass alle Gemeindemitglieder Pfeifen seien. Eine Bemerkung, die im Kirchenschiff zu allgemeinem Schmunzeln führte. „Natürlich ist das nicht der Fall, deshalb halte ich den Vergleich für äußerst ungeeignet.“ Vielmehr verkünde und verbreite die Orgel den Glauben hinaus in die Welt.

„Wir laden jetzt alle ein, auf die Empore zu kommen, um unser neues Glanzstück in Augenschein zu nehmen“, sagte Pfarrer Heinz Vogel am Ende des Gottesdienstes. Tatsächlich schienen einige Besucher mit dem gebotenen musikalischen Hochgenuss noch nicht zufrieden zu sein und nahmen die Gelegenheit wahr, die Orgel aus der Nähe zu betrachten und den vielen interessanten Details zu lauschen, von denen Kantor Bianchini zu berichten wusste. Die Besucher hatten auch die Gelegenheit, Fragen, die Orgel betreffend, zu stellen, die der Stockacher Kantor bis ins Detail beantworten konnte.

„Restlos begeistert“ vom Organisten und dem Prachtinstrument war das Ehepaar Helga und Reiner Hipp aus Sauldorf. Reiner Hipp weiß, wovon er spricht, denn er ist Organist in den Kirchen in Meßkirch und Sauldorf und äußert sich: „Ich bin überwältigt von diesem super Klang und von Herrn Bianchini“, den er als Glücksfall für Stockach bezeichnet. Auch Beate Maier, Oberbaurätin des Erzbischöflichen Bauamts Konstanz, äußerte sich überwältigt vom gesamten Renovierungsprojekt in der Stockacher Kirche. „Ich habe schon viele Projekte in meinem Berufsleben geleitet, aber das hier in Stockach ist ein Höhepunkt.“

Wer bei der Orgel-Präsentation nicht dabei sein konnte, hat am Samstag, 24. Juni, ab 10 Uhr die Möglichkeit, beim Tag der offenen Kirchentür im Rahmen des Schweizer Feiertags das renovierte Instrument kennenzulernen. Ab 11 Uhr bietet Organist Zeno Bianchini eine Orgelführung an und wird ab 11.30 Uhr ein kleines kostenloses Orgelkonzert geben.