Beim Vorbeifahren am Obstgroßmarkt Grundler in Espasingen fallen die vielen Photovoltaik-Elemente gar nicht auf. Der Blick auf die Dächer verrät jedoch, dass hier intensiv auf Solarstrom gesetzt wird.
Nach zwei Anlagen auf dem nördlichen und südlichen Gebäude wurde nun eine dritte mit weiteren 370 Kilowatt-Peak (kWp) in Betrieb genommen. Damit werden auf den Dächern der Firma jetzt über 500.000 Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt. Geschäftsführer Ewald Grundler erzählt, warum er auf erneuerbare Energie setzt und wie der eigene Strom genutzt wird.
Erste Anlage im Jahr 2004
Bereits 2004 wurde die erste Photovoltaik-Anlage mit 102 Kilowatt-Peak auf dem Hauptgebäude montiert. Mit Stolz berichtet Grundler: „Das war die erste große Anlage im Landkreis Konstanz über 100 Kilowatt. Sie wurde als Volleinspeiser gebaut, das heißt, diesen Solarstrom speisen wir komplett ins öffentliche Netz ein.“ 2011 wurde auf die Halle gegenüber eine PV-Anlage mit rund 60 Kilowatt-Peak installiert. Auch dieser Strom wird eingespeist.
Zu dieser Zeit hätten sie sich im Unternehmen Gedanken gemacht, wie sie den steigenden Energiekosten entgegenwirken könnten, erzählt Ewald Grundler. „Wir brauchen hier in Espasingen etwa 1,5 bis zwei Millionen kWh, das sind knapp 350.000 Euro für Strom pro Jahr“, rechnet er vor. Da der Obstgroßmarkt mit seinen Blechdächern gut geeignete Dachflächen bietet, beschloss Grundler, die neueste Anlage montieren zu lassen.
Auch Norddächer können genutzt werden
Rainer Kiefer erklärt: „Wir haben auch die nach Norden geneigten Dachflächen genutzt, da die Dächer nur eine geringe Neigung aufweisen.“ Damit sind nun die Süd- und Norddächer beider Kühlhäuser südlich der Bundesstraße mit Photovoltaik-Elementen belegt. Alle Anlagen sind über Erdkabel mit einer Trafo-Station verbunden.

„So eine große Anlage kann man nicht über einen normalen Hausanschluss anschließen“, sagt Kiefer, der sich seit 2001 auf große Photovoltaik-Anlagen spezialisiert hat. Für die jüngste Anlage erledigte die Firma Moser aus Liggersdorf die Elektroarbeiten, die Firma Hade aus dem Industriegebiet Hardt baute die Schaltkästen.
Kühlhäuser haben hohen Strombedarf
Vermutlich würden sie zwei Drittel dieses neuen Solarstroms selbst verbrauchen, erzählt Ewald Grundler. Der Rest werde eingespeist. Er fügt hinzu: „Am meisten Strom benötigen wir im September, Oktober und November, bis alle Äpfel im Langzeitlager runtergekühlt sind. Die ersten vier bis sechs Wochen entscheiden, wie lange die Ware hält. Da darf es an Strom nicht fehlen.“
Die Kühlhäuser haben eine Lagerkapazität für 3500 Tonnen Äpfel und sind in normalen Jahren immer voll. „Wenn man mit 20 Tonnen pro LKW rechnet, werden hier 175 volle LKW-Ladungen eingelagert“, macht Grundler klar.
Erste Pläne für weitere Anlage
Mit der jüngsten Anlage ist die Umstellung auf Solarstrom noch nicht abgeschlossen: Es gebe erste Planungen für eine weitere Anlage auf dem Hauptgebäude mit rund 700 Kilowatt-Peak. Schließlich brauchten der Maschinenpark und die Sortier- und Abpackanlage viel Strom, erläutert Grundler. Der von der dort vorhandenen Photovoltaik-Anlage erzeugte Strom werde noch bis 2024 eingespeist und ab dann hauptsächlich selbst verbraucht.
Ewald Grundler sagt: „Parallel dazu planen wir eine weitere Anlage für die restlichen Dächer.“ Dann hätten sie alle Flächen ausgenutzt. „Wir müssen was tun für die Umwelt und das Klima“, betont er. Nach dem Wegfall von Atomkraft und Kohle werde es künftig noch wichtiger, seinen Strom selbst zu erzeugen.
Und der Unternehmer geht noch weiter: Zwei der Firmenautos sind bereits jetzt E-Modelle, weitere sollen folgen und dann mit eigenem Strom betrieben werden. Vier Ladestationen seien dafür vorgesehen, so Grundler. Man müsse schließlich an die Zukunft denken.