Die evangelischen Kirchengemeinden von Stockach, Ludwigshafen und Steißlingen-Langenstein sind auf dem Weg, eine Kirchengemeinde zu werden. In den vergangenen Monaten haben diese dafür die Weichen gestellt, wie zuletzt auf Treffen der Kirchengemeinderäte in Stockach und Ludwigshafen bekannt wurde.
Der Grund dafür ist klar: Es ist eine Reaktion auf Mitgliederschwund und finanzielle Probleme, die in Zukunft noch größer werden würden, wie der Ludwigshafener Kirchengemeinderat Christian Müller erklärt. „Die Fusion wird deshalb notwendig“, sagt er über die Herausforderungen, die auch anderen Gemeinde beträfen. Denn um in Zukunft mit weniger Personal und Geld auszukommen, müssten die Gemeinden ihre Kräfte bündeln.

Der Arbeitstitel der neuen Gemeinde lautet vorerst Regio West. Künftig soll aber noch ein anderer Name gefunden werden, der „sinnstiftend und motivationsgebend“ ist, so Müller. Der Grundstein für die künftige Zusammenarbeit ist bereits gelegt. Denn die drei Gemeinden haben jüngst einen Kooperationsvertrag vereinbart, auf dem die weitere Zusammenarbeit aufbauen soll. Stockach und Steißlingen haben ihn bereits ratifiziert, in Ludwigshafen soll dies noch diesen Monat erfolgen.
Festgelegt ist darin die verbindliche Zusammenarbeit in etlichen Bereichen, zum Beispiel bei Dienstplänen, Gottesdiensten, der Kirchenmusik, dem Sekretariat, einem Newsletter für die Mitglieder, der Jugend- und Konfirmandenarbeit sowie im Kirchengemeinderat.
In welchen Bereich arbeiten die Gemeinden künftig zusammen?
So sollen die Dienstpläne künftig aufeinander abgestimmt werden und die Pfarrer der bisher drei Gemeinden sich gegenseitig vertreten, um bei dringenden seelsorglichen Notfällen erreichbar zu sein, heißt es im Vertrag. Bis spätestens 2036 soll nur noch zwei Hauptamtliche geben, so erklärt Christian Müller.
Zudem seien gemeinsame Gottesdienste vorgesehen, zum Beispiel der Regio-Gottesdienst an Himmelfahrt, ein Regio-Taufgottesdienst in Ludwigshafen, im Sommer ein „Gottesdienst im Grünen“ auf Schloss Langenstein, ein Regio-Reformationsgottesdienst in Stockach, ein gemeinsamer Gottesdienst am Buß- und Bettag sowie der Regio-Gottesdienst Haldenhof am zweiten Weihnachtsfeiertag. Zudem soll es ein oder zwei Predigtreihen pro Jahr geben. „Und besondere Gottesdienste in den einzelnen Gemeinden werden gegenseitig beworben“, fügt Müller hinzu.
Auch die Kirchenmusik-Gruppen werden künftig füreinander werben und Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Die Sekretariate sollen derweil eine einheitliche Software bekommen und es gibt nur noch ein gemeinsames Pfarramtsbüro in Stockach mit neuen Öffnungszeiten.
Ein weiteres wichtiges Thema sei die Vielfalt bei den Verwaltungs- und Serviceämtern. Bislang habe jede Gemeinde mehrere davon als Ansprechpartner für Personal und Finanzfragen. Das sei aber sehr unübersichtlich und erschwere die Zusammenarbeit deutlich. „Hier ist das erklärte Ziel, zukünftig nur von einem Amt in der Regio betreut zu werden“, sagt Müller.
Die anfallenden Kosten möchte die Regio zwischen den drei bisherigen Gemeinden aufteilen – abhängig der Mitgliederzahlen. 5700 sind es in der ganzen Regio, 1700 davon in Ludwigshafen und 3400 in Stockach.
Auch über die Gestaltung des künftigen Newsletters wurde beim Treffen in Ludwigshafen diskutiert, berichtet Müller. Und zwar ob er rein digital oder auch gedruckt erscheinen soll. Laut Kooperationsvertrag ist nun geplant, dass er primär per Mail verschickt wird. Zusätzlich wird der Newsletter in den Kirchenräumen ausgelegt, könne im Einzelfall auf Wunsch aber auch per Post verschickt werden und auf WhatsApp gesendet werden.
Bei der Jugendarbeit ist eine enge Verzahnung mit der bezirklichen Jugendarbeit geplant. Die Gemeinden wollen künftig Einladungen zu Jugendangeboten in der gesamten Regio verschicken, Jugendgottesdienste fänden nun in gemeinsamer Verantwortung statt. Bei den Konfirmanden fände die Vorbereitungen ebenfalls gemeinsam statt, die Festgottesdienste aber weiterhin getrennt.
Arbeitskreise sollen Zusammenwachsen vorantreiben
Eine weitere wichtige Neuerung ist die Zusammenarbeit im Kirchengemeinderat. So sollen diese sich laut Kooperationsvertrag mindestens zweimal im Jahr für eine gemeinsame Sitzung treffen. Diese werden von den Vorsitzenden der drei Kirchengemeinden vorbereitet. Für die Bearbeitung gemeinsamer Themen sind regionale Arbeitsgruppen gebildet worden, zum Beispiel für Kinder- und Jugendarbeit, Friedensarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und Pfarramtsbüro.
Diese erarbeiten bei Bedarf Beschlussvorlagen für die lokalen Kirchengemeinderatssitzungen und informieren in den gemeinsamen Sitzungen über ihre Ergebnisse. „Die wichtigste Arbeitsgruppe zum Thema Finanzen fehlt aber noch“, sagt Müller.
Das weitere Vorgehen beim schrittweisen Zusammenwachsen wird nun mit der Regio-Steuerungsgruppe abgestimmt, erklärt Müller. Die erstelle die Rahmenbedingungen und plane weitere Termine, um weiterhin im Gespräch zu bleiben.