Eltern in Stockach müssen ab dem kommenden Jahr für die Betreuung ihrer Kinder in den Stockacher Kindertageseinrichtungen mehr bezahlen. Darauf einigte sich der Stockacher Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung am Mittwochabend. Allerdings soll mit der neuen Gebührenstruktur nicht mehr ins aktuell laufende Betreuungsjahr eingegriffen werden.
Nullrunde für das laufende Kindergartenjahr
Das Gremium beschloss mit großer Mehrheit – bei nur zwei Gegenstimmen – die Elternbeiträge in mehreren Schritten anzuheben. Die erste Erhöhung ist für das Kindergartenjahr 2020/21 vorgesehen und soll laut Hauptamtsleiter Hubert Walk vier Prozent betragen. 2021/22 steigen die Gebühren nochmals um drei Prozent. Einher geht auch eine Nullrunde für das Jahr 2019/20. „Wir erhöhen quasi in drei Jahren schrittweise um sieben Prozent“, so Walk. Eigentlich sei bereits im aktuell laufenden Kindergartenjahr eine Erhöhung vorgesehen gewesen, aber die Stadt habe davon abgesehen, da man vom badischen auf das württembergische Modell umgestiegen sei und es im Vorfeld lange Diskussionen darüber gegeben habe.
Konkret sieht der Plan vor, dass die Beiträge für eine Familie mit einem über drei Jahre alten Kind bei einer verlängerten Öffnungszeit von sechs Stunden auf 148 Euro steigen. Eine Ganztagesbetreuung samt Mittagessen kostet ab dem Kindergartenjahr 2020/21 dann 324 Euro. Bei Kleinkindern steigen die Beiträge für die gleiche Betreuungszeit und Familienkonstellation auf 333,50 Euro beziehungsweise 646 Euro monatlich an. Einher mit dem deutlichen Gemeinderatsbeschluss geht auch ein Anstieg des Elternbeitrages zum Mittagessen von 60 auf 66 Euro für das Kindergartenjahr 2020/21 und auf 70 Euro für das Kindergartenjahr 2021/22.
Auch Schülerhort wird teurer
Im Zuge der Erhöhung der Beiträge der Kindertageseinrichtungen steigen auch die Beiträge für die Schulkindbetreuung an Grundschulen und im städtischen Schülerhort. Ebenfalls wie bei den Kitas wird in das laufende Schuljahr nicht mehr eingegriffen. Stattdessen wird für die kommenden beiden Jahre eine Anpassung um vier Prozent ab September 2020 und drei Prozent ab September 2021 vorgenommen, teilte Walk in der Sitzung mit.
Gegenwind von Gemeinderat Jürgen Kragler
Obwohl das Abstimmungsergebnis einstimmig ausfiel, wurde das Thema im Gremium hitzig diskutiert. Vor allem von Gemeinderat Jürgen Kragler (CDU) gab es Gegenwind: „Ich halte die vorgesehene Erhöhung für nicht tragbar.“ Er mahnte an, dass man bei der Entscheidung zu beachten habe, dass die Eltern angesichts der angespannten Finanzlage in den kommenden Jahren auch nicht mit einer Lohnerhöhung von sieben Prozent rechnen können. Er favorisiere deshalb die vom Gesamtelternbeirat vorgeschlagene Lösung nach einer schrittweisen Erhöhung um vier Prozent.
Dem widersprach Wolf-Dieter Karle von den Freien Wählern. „Selbst wenn wir uns für die Vorschläge des Gesamtelternbeirates entscheiden würden, könnte sich die Stadt die finanzielle Mehrbelastung aktuell nicht leisten“, gab er zu bedenken. Ratskollege Karl-Hermann Rist (Grüne) bezeichnete die vorgeschlagenen Anpassungen der Elternbeiträge als ausgewogen. Er appellierte jedoch daran, nicht am Stellenschlüssel in den Einrichtungen zu drehen, um für finanzielle Entlastungen zu sorgen.
Bürgermeister Stolz lobt Qualität
Wolfgang Reuther (CDU) gab zwar zu, dass die Erhöhungen die privaten Haushalte in Stockach hart treffe. Vor allem angesichts der vielerorts herrschenden Kurzarbeit. Aber er machte auch deutlich, dass die Stadt Stockach und der Gemeinderat irgendwann wieder zu einer normalen Steigerungsrate zurückkehren müssen. Auch trotz der anhaltenden Corona-Krise, die für den städtischen Haushalt einem Schlag ins Kontor gleichkomme, betonte Reuther. Bürgermeister Rainer Stolz lobte die hohe Qualität in den Kitas.