Kann man da nicht etwas ändern? Diese Frage kommt regelmäßig auf, wenn auf der B31-neu zwischen Stockach und Überlingen Unfälle passieren. Vor allem bei schweren Unfällen wie denen, die im August innerhalb weniger Tage kurz nach der Anschlussstelle Stockach-Ost geschehen sind. Auch die Autobahn 98 zwischen Stockach-Ost und dem Kreuz Hegau bei Singen scheint ein Unfallmagnet zu sein, da es immer wieder kracht. Nachfragen bei der Polizei und den beiden zuständigen Regierungspräsidien ergeben, dass sich an der B31-neu nichts verändern wird:

Viele Unfälle, aber kein Unfallschwerpunkt

Auf dem rund fünf Kilometer langen Teil der Bundesstraße 31-neu, der zum Kreis Konstanz gehört, verzeichnete die Polizei zwischen August 2019 und Ende Juli 2020 sieben Unfälle. Zum August kann die Polizei aufgrund der Aufspielfrist in ihrem Computersystem noch keine Angaben machen.

Mitte August geschahen allerdings an zwei Tagen hintereinander zwei schwere Unfälle kurz nach der Anschlussstelle Stockach-Ost in Fahrtrichtung Überlingen. Die Zahl steigt damit auf mindestens neun innerhalb eines Jahres. „Je zwei Mal wurden die Ursachen Alkoholeinfluss, Verstoß gegen das Rechtsfahrgebot und ungenügender Sicherheitsabstand festgestellt“, gibt Sandra Kratzer, Pressesprecherin im Polizeipräsidium Konstanz, als Beispiele für die Ursachen der Unfälle im genannten Zeitraum an.

Bei einem der Unfälle im August landete ein Rettungshubschrauber auf der B 31-neu zwischen Stockach-Ost und der ersten Brücke in ...
Bei einem der Unfälle im August landete ein Rettungshubschrauber auf der B 31-neu zwischen Stockach-Ost und der ersten Brücke in Richtung Überlingen. | Bild: Feuerwehr Stockach

Es seien jedoch nie so viele schwere Unfälle derselben Art an einer bestimmten Stelle geschehen, dass dieser Abschnitt der B 31-neu gemäß der Polizeikriterien als Unfallhäufungsstelle oder -linie gelten würde. Außerhalb geschlossener Ortschaften werde ein Drei-Jahres-Zeitraum betrachtet, erklärt Sandra Kratzer weiter. Innerhalb von Ortschaften gebe es auch eine Ein-Jahres-Betrachtung.

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37 Unfälle auf der A98

Auf der A98 geschahen im vergangenen Jahr zwischen dem Autobahnkreuz Hegau und dem Autobahnende im Bereich der Anschlussstelle Stockach-Ost (rund 13 Kilometer) 37 Unfälle. Auch hier fehlt wie bei der B31-neu noch der August. „Bei fast einem Drittel der Unfälle wurde nicht angepasste Geschwindigkeit festgestellt“, sagt Sandra Kratzer. „Bei elf Unfällen ging es um ein Überholen beziehungsweise Überholt-Werden. Die restlichen Unfälle verteilen sich über die unterschiedlichsten Ursachen.“

Doch obwohl hier mehr Unfälle als zwischen Stockach und Überlingen geschehen sind, fällt auch hier keine Stelle als Unfallschwerpunkt auf. Lediglich die Einmündung in die B313 bei der A98-Abfahrt Stockach-West ist nach den offiziellen Kriterien ein Unfallschwerpunkt, wie der SÜDKURIER bereits im Juni berichtete.

Die Auffahrt zur Autobahn 98 an der Anschlussstelle Stockach-West in Richtung Singen.
Die Auffahrt zur Autobahn 98 an der Anschlussstelle Stockach-West in Richtung Singen. | Bild: Löffler, Ramona

Keine Mittelleitplanken – und das bleibt auch so

Trotz schwerer Unfälle und gefährlicher Wendemanöver im Stau auf der B31-neu werde es keine Mittelleitplanke im dreispurigen Bereich geben. Aus Platzgründen sei auf der bestehenden B31-neu keine bauliche Trennung im dreispurigen Bereich mit wechselnden Überholspuren möglich und „nach den gültigen Regelwerken auch nicht vorgesehen“, erläutert Dirk Abel, Leiter der Koordinierungs- und Pressestelle des Regierungspräsidiums Tübingen, auf SÜDKURIER-Nachfrage. Das Regierungspräsidium Freiburg, das bis zur Kreisgrenze zuständig ist, schließt sich an.

„Außerdem würde eine bauliche Trennung das Bilden der Rettungsgasse beziehungsweise das Überholen durch die Rettungskräfte in der einstreifigen Fahrtrichtung nahezu unmöglich machen“, so Abel weiter.

Kein Ausbau auf vier Spuren

Der Ausbau auf zwei durchgehende Fahrspuren für beide Richtungen sei aufgrund der Brücken nicht möglich und auch nicht geplant. Unter den Grünbrücken auf der Strecke stünden nur 18 Meter lichte Weite zur Verfügung. „Dies reicht nicht aus, um einen vierstreifigen Querschnitt darunter hindurchzuführen. Dieser bedarf einer lichten Weite von mindestens 21 Metern“, sagt Abel.

Bei den Planungen zur B31-neu zwischen Stockach und Überlingen sei die Strecke der Verkehrsbedeutung angemessen dreistreifig dimensioniert worden, so Abel. Dies sei auch unter Berücksichtigung des hohen Steigungsanteils, der wesentlichen Bedeutung für den überregionalen Verkehr, der starken Belastung mit Schwerverkehr und der zusätzlichen Belastung im Sommer mit langsamer fahrenden Autos mit Wohnwagen geschehen. „Diese Abwägung hat auch heute noch Gültigkeit. Aufgrund inzwischen geänderter Richtlinien hätte der Abschnitt im Bereich der dreistreifigen Strecken mit wechselnden Überholfahrstreifen jedoch eine um circa einen Meter größere Fahrbahngesamtbreite.“

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Und was sagt die Polizei? „Wenden auf einer Straße stellt immer ein hohes Gefährdungspotential dar“, so Sandra Kratzer, die auf das Tempolimit von 120 Stundenkilometer auf der B31-neu hinweist. Aus Sicherheitsgründen werde die Polizei einen Ausbau mit einer baulichen Trennung der Fahrtrichtungen durch Leitplanken immer bevorzugen.

„Aber auch dort kann es zu Wendemanövern oder Falschfahrten kommen“, sagt sie. Die Unfallstatistik verzeichne jedoch seit dem Jahr 2010 lediglich vier Unfälle mit Verletzten zwischen Stockach-Ost und Kreisgrenze. Die jüngsten Unfälle im August sind noch nicht berücksichtigt.

Allgemein mögliche Maßnahmen

Dirk Abel erklärt zum allgemeinen Vorgehen: „Mögliche Verkehrssicherungsmaßnahmen werden von einer Verkehrsschaukommission gemeinsam mit dem Landratsamt und der Polizei festgelegt.“ Gegebenenfalls würde zunächst geprüft, ob mit solchen Maßnahmen Verbesserungen der Verkehrssicherheit erzielt werden können. Beispiele nennt er jedoch nicht.

Heike Spannagel, Pressesprecherin im Regierungspräsidium Freiburg, erklärt außerdem, dass die zuständige Autobahnmeisterei Engen von der Polizei über Unfallhäufigkeiten informiert werde. Sofern sich Schwerpunkte zeigen, werde gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Wenn ein Unfall geschehe, bei dem Leitplanken oder anderes beschädigt werde, sichere die Autobahnmeisterei kurzfristig die Schäden ab. Beschädigte Leitplanken zum Beispiel werden schnellstmöglich ausgetauscht, erklärt sie.

Notrufsäulen werden von der Fernmeldemeisterei Ludwigsburg ersetzt und erneuert, so Heike Spannagel. Dies wurde nach einem Unfall vor Kurzem beim Parkplatz Nellenburg auf der A98 notwendig.