Dienstagmittag um 13 Uhr im Stockacher Rathaus. Die Mittagspause von Susen Katter fällt aus, doch das ist oft so. Seit anderthalb Jahren ist sie die Bürgermeisterin der Stadt. An diesem Nachmittag nimmt sie sich ein paar Stunden Zeit, um dem SÜDKURIER einen Einblick in ihren Alltag zu geben. Dabei spricht sie über ihren vollen Terminkalender und wie sich der Beruf des Stadtoberhaupts derzeit wandelt.
Morgens ist die einzige Zeit für die Familie
Der typische Tag beginnt für Susen Katter um 6 Uhr, wie sie erzählt. „Mit der Familie. Ich bringe meine Kinder immer noch in den Kindergarten“, sagt die Mutter von sechsjährigen Zwillingen. Das macht sie auch, weil die Tage sehr lang sind. „Oft komme ich abends nicht vor zehn nach Hause. Und morgens ist die einzige Zeit unter der Woche, in der ich meine Familie sehe.“
Gegen 8 Uhr sei sie dann im Büro. Dort trinke sie ihren ersten Kaffee und blättere durch die Zeitung, bevor die ersten Termine anstehen. „Ich habe oft Tage, die sehr durchgetaktet sind“, sagt Susen Katter. Da müsse sie oftmals Zeit suchen, um beispielsweise E-Mails zu beantworten. „Ich mache keine klassische Mittagspause, sondern das ist auch die Zeit, die ich habe, um Sachen zu bearbeiten.“
Die Termine am Abend versucht die Bürgermeisterin auf viermal pro Woche zu beschränken. „Egal, wie spät ich nach Hause komme, gehe ich abends mit meinem Hund raus. Das ist für mich, um runterzukommen, abzuschalten und den Tag ausklingen zu lassen.“
Der Rückhalt durch die Familie ist entscheidend
Dass Susen Katter ihren Beruf so ausüben kann, ist nur durch den Rückhalt ihrer Familie möglich. Vorher arbeiteten sie und ihr Mann in Teilzeit, teilten sich die Erziehung auf, erzählt sie. Dadurch sei es für die Kinder normal, dass auch der Papa da ist und nicht nur die Mama. Nun sei ihr Mann beruflich kürzer getreten: „Es ist ein gutes Gefühl, weil ich weiß, die Kinder sind gut aufgehoben. Ohne würde es nicht gehen.“
Sie stoße auch auf Verständnis, wenn sie als Bürgermeistern nicht immer anwesend ist. Das sei gar nicht möglich. „Gerade was die repräsentativen Aufgaben angeht, geht es nicht. Sie sind wichtig, aber sie dürfen nicht allein entscheidend sein, ob ein Bürgermeister gut ist oder nicht“, sagt die 41-Jährige.
Es ist ein Spagat zwischen Familie und Beruf
Beispielsweise hat Stockach mehr als 100 Vereine, sagt Susen Katter, da könne sie nicht bei allen Mitgliederversammlungen anwesend sein. „Ich versuche, eine Auswahl zu treffen. Denn jeder Verein ist wichtig und trägt immer was zum Gemeinwohl bei“, so die Bürgermeisterin. Gerade bei Wahlen oder Jubiläen versuche sie, da zu sein. Ansonsten sei es zeitlich kaum machbar. Unterstützung erhält Susen Katter auch von ihren vier Stellvertretern.
„Der Spagat zwischen Familie und Beruf ist und bleibt die größte Herausforderung. Auch wenn der Wandel bei den Menschen stattfindet, ist er noch im Prozess“, so die Bürgermeisterin.
Als Bürgermeisterin in einer Männderdomäne
Als Bürgermeisterin bewegt sich Susen Katter noch immer in einer Männerdomäne. Bei 25 Gemeinden im Landkreis ist sie eine von nur zwei Bürgermeisterinnen. Sie habe das Gefühl, als Frau mehr leisten zu müssen. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern sei noch spürbar. Das macht sie auch an einem Beispiel fest: „Wenn eine Frau kandidiert, wird sie gefragt: Wie machen Sie das mit den Kindern? Wenn ein Mann kandidiert, wird er nicht nach den Kindern gefragt“, berichtet die 41-Jährige.
Doch sie erhalte viele positive Rückmeldungen. „Und dass sich viele aus Stockach freuen, dass sie eine Frau als Bürgermeisterin haben“, sagt sie.
Der nächste Termin ist direkt im Anschluss
Ohne Pause steht für Susen Katter der nächste Termin an. Von ihrem Büro aus geht es ein paar Stockwerke nach unten in ein Besprechungszimmer. Bei dem Termin geht es um den Zertifizierungsprozess Stadtgrün. Stockach ist seit einem halben Jahr Mitglied bei „Kommunen für biologische Vielfalt“, erklärt Kim Krause vom Stadtbauamt. Nun soll die Stadt dauerhaft und nachhaltig grüner gestaltet werden. In der anderthalbstündigen Sitzung sollten Maßnahmen dafür besprochen werden.
Auf verschiedenen Flächen sollen Beete, Stauden, Sträucher, Rosen oder Rasen gepflanzt werden. Dabei ist Jan Schmidt für die Staudenbepflanzung und Dominik Haug für die Blühflächen zuständig. Gemeinsam mit Bauhofleiter Markus Maurer von den Technischen Diensten werden die Ideen diskutiert, die in den kommenden drei bis fünf Jahren umgesetzt werden sollen.

Neben vielen Ideen war Susen Katter auch wichtig, wie realistisch die geplanten Maßnahmen sind und ob diese auch für ein Label – es gibt Bronze, Silber und Gold – ausreichen. Dabei zählt sie auf die Expertise der Gärtner.
Vielfältige Themengebiete an nur einem Tag
Die Verabschiedung nach dem Termin ist hektisch. Die Uhr zeigt 15.38 Uhr, die Sitzung ging ein paar Minuten länger als geplant. Der nächste Termin steht für Susen Katter bereits um 16 Uhr an, zu diesem muss sie aber erst noch fahren. Und danach wartet noch ein letzter Termin auf sie.
Auf dem Weg nach draußen fallen zwischen Tür und Angel die letzten Absprachen und Abschiedsworte. „Das ist das Tolle, jetzt war ich hier, es ging um Grünpflanzen. Die nächste Sitzung ist zu Abwasserzwecken, ein ganz anderes Themenfeld. Heute Abend geht es dann um ÖPNV, also nochmal was komplett anderes“, sagt sie. Heimkommen wird sie erst, wenn es bereits dunkel ist.