Hält die Ablachtalbahn künftig auch in Zizenhausen, wenn sie ab etwa 2030 wieder im Stundentakt verkehrt? Und wenn ja, wo genau? Um genau diese beiden Fragen ist in den vergangenen Wochen eine Diskussion entbrannt – unter anderem auf Facebook, wo Ortsvorsteher Michael Junginger und der Zizenhausener David Hilker aneinander gerieten.

Denn Hilker hat die Petition für einen Bahnhaltepunkt in Zizenhausen gestartet, mit der der Ortsvorsteher in Teilen nicht einverstanden ist. Es geht um den genauen Standort. Dabei ist dieser in den aktuellen Plänen noch gar nicht Thema, wie Bürgermeisterin Susen Katter und Severin Rommeler, Vorsitzender des Fördervereins Ablachtalbahn, auf SÜDKURIER-Anfrage aufklären.

Darum geht es in der Petition

Hilkers Petition ist seit 23. März online. Darin fordert er einen Bahnhaltepunkt der Ablachtalbahn in Zizenhausen. „Ich will Zizenhausen nach vorne bringen“, erklärt Hilker, der selbst im Ort wohnt und einfaches Mitglied im Förderverein der Ablachtalbahn ist. Denn Zizenhausen sei einer der größten Orte entlang der Strecke, allerdings einer der letzten, die noch keinen Haltepunkt haben.

„Wir brauchen die Anbindung, um nicht abgehängt zu werden. Der Busverkehr reicht nicht, Zizenhausen steckt in einem Verkehrsloch“, findet Hilker. Vorbild könne Göggingen sein, wo Bürger in Eigenregie den Bahnsteig errichteten.

Im Ort sei der Haltepunkt bislang zu wenig Thema, findet er. Und das obwohl viele Zizenhausener sich einen wünschen würden, wie er in Gesprächen erfahren habe. 200 Unterschriften hat er bereits beisammen, 139 davon aus Stockach, darunter von den Gemeinderätinnen Claudia Weber-Bastong (SPD) und Alice Engelhardt (Grüne), die früher in Zizenhausen gelebt hat. 410 Stockacher braucht es, um das Quorum zu erreichen. Etliche Menschen haben das Vorhaben im Internet auch schon kommentiert.

Um diese Standorte geht es

Bild 1: Petition zur Ablachtalbahn: Bekommt Zizenhausen einen Haltepunkt?
Bild: Schönlein, Ute

Für Aufsehen sorgt der von Hilker vorgeschlagene Standort. Denn er favorisiert einen Halt beim Bahnübergang im Ebeneweg, etwas oberhalb von Schloßplatz und Rathaus, wo es bislang keinen Bahnsteig gibt. Die Stelle liege zentral im Ort und die Grundschule sei in der Nähe, sodass Kinder ihn einfach nutzen könnten. Zudem ist die bestehende Bushaltestelle in der Nähe, hebt Hilker hervor.

Die andere Option am alten Bahnhof in der Bahnhofstraße liege zu weit am Ortsrand und sei für viele nicht fußläufig erreichbar. Der dortige Bahnsteig müsste für einen Regelbetrieb zudem auch modernisiert und erhöht werden, was Geld kosten würde. Hilker sagt: „Primär geht es mir darum, dass wir überhaupt einen Haltepunkt bekommen. Der Standort ist dann sekundär. Aber wenn man ohnehin Geld in die Hand nehmen muss, dann doch besser für den Standort, der zentraler liegt.“

Ortsvorsteher widerspricht deutlich

Dieser Ansicht widerspricht Ortsvorsteher Michael Junginger auf SÜDKURIER-Nachfrage jedoch deutlich. Zwar sagt er: „Wir als Ortschaftsrat befürworten natürlich einen Bahnhalt in Zizenhausen. Das würde unseren Ort voranbringen, wie es Herr Hilker auch in der Petition schreibt. Ein guter ausgebauter ÖPNV ist für jeden Teilort ein Gewinn.“

„Wir als Ortschaftsrat befürworten natürlich einen Bahnhalt in Zizenhausen“, sagt Ortsvorsteher Michael Junginger.
„Wir als Ortschaftsrat befürworten natürlich einen Bahnhalt in Zizenhausen“, sagt Ortsvorsteher Michael Junginger. | Bild: Norbert Schild Fotografie

Allerdings sei der Standort beim Rathaus nicht geeignet. Einerseits liege der alte Bahnhof gar nicht so ungünstig. Andererseits sei er besser geeignet, um notwendige Infrastruktur anzulegen, zum Beispiel Fahrradboxen und ausreichend Parkplätze. „Ich gehe davon aus, dass den Haltepunkt künftig auch Menschen aus Raithaslach oder Mahlspüren im Hegau nutzen würden, die mit dem Rad oder Auto kommen. Dann braucht es Platz“, begründet Junginger.

Gibt es genügend Parkplätze am Schloßplatz? Darüber sind sich David Hilker und Ortsvorsteher Michael Junginger nicht einig. Diesen ...
Gibt es genügend Parkplätze am Schloßplatz? Darüber sind sich David Hilker und Ortsvorsteher Michael Junginger nicht einig. Diesen Parkplatz nutzt die Firma Auer. | Bild: Mario Wössner

Der Schlossplatz sei hingegen ein Nadelöhr, schon jetzt gebe es dort zu wenige Parkmöglichkeiten. Der Großteil der dortigen Parkflächen sei zudem langfristig an die Firma Auer verpachtet, die diese brauche. Hilker sieht das anders. Er glaubt, die „Parkplätze dort reichen locker aus“. Doch die Debatte scheint ohnehin verfrüht.

Das sagt die Ablachtalbahn dazu

Severin Rommeler, Vorsitzender des Fördervereins Ablachtalbahn, sagt über Hilkers Anliegen: „Das ist eine private Petition eines Bürgers und kommt nicht offiziell von uns. Jeder ist frei, eine solche Petition ins Leben zu rufen. Das bringt natürlich Bewegung in den Ort – wenn auch nicht nur positive.“

„Es geht aktuell darum, ob Zizenhausen einen Haltepunkt bekommt. Und nicht wo der sein könnte. Das ist noch nicht der Planungsstand“, ...
„Es geht aktuell darum, ob Zizenhausen einen Haltepunkt bekommt. Und nicht wo der sein könnte. Das ist noch nicht der Planungsstand“, sagt Severin Rommeler, Vorsitzender des Fördervereins Ablachtalbahn. | Bild: Kreisverband FW

Grundsätzlich komme die Frage nach dem Standort aber zu früh. „Es geht aktuell darum, ob Zizenhausen einen Haltepunkt bekommt. Und nicht wo der sein könnte. Das ist noch nicht der Planungsstand“, so Rommeler. Diese erste Frage müssten zunächst Orts- und Stadtverwaltung eindeutig beantworten.

Die Ablachtalbahn habe bereits ein Betriebskonzept, dessen Kostennutzenrechnung auch ohne einen Halt in Zizenhausen aufgehe. „Wir sind deshalb auf das Engagement der Bürgerschaft und des Gemeinderats Stockach angewiesen, dass diese klar sagen: Wir wollen auch mit dabei sein. Sonst fährt der Zug im Stundentakt durch, aber hält nicht“, macht Rommeler klar.

Dies sei auch eine Frage der Finanzierung. Bislang hätten die Gemeinde Meßkirch, Sauldorf und Mühlingen Geld für den Stundentakt vorgeschossen. „Wenn weitere Haltepunkte dazu kommen, bedarf es auch weiterer finanzieller Mittel.“

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Wer entscheidet über den Standort?

Sollte es im nächsten Schritt in ein oder zwei Jahren um die Standortfrage gehen, so Rommeler, habe eine private Initiative keine Auswirkungen auf die Wahl. Ein Ingenieursbüro werde die Vor- und Nachteile einzelner Standorte analysieren und eine Empfehlung aussprechen, mit der die Bahn in den Gemeinderat kommen werde.

Eine Rolle spielen dabei Kosten, Nutzerverhalten, Parkmöglichkeiten und das Einzugsgebiet, so Rommeler. Zunächst liege der Ball aber bei den Stockachern, einen eindeutigen Wunsch für einen Haltepunkt zu formulieren.

„Wir warten zunächst die Ergebnisse der laufenden Kosten-Nutzen-Analyse ab. Auf dieser Grundlage wird entschieden, ob eine Reaktivierung ...
„Wir warten zunächst die Ergebnisse der laufenden Kosten-Nutzen-Analyse ab. Auf dieser Grundlage wird entschieden, ob eine Reaktivierung des Haltepunkts möglich ist“, sagt Bürgermeisterin Susen Katter. | Bild: Dominique Hahn

Bürgermeister Susen Katter erklärt dazu, die Stadtverwaltung stehe dem Vorhaben „neutral gegenüber“, einen Haltepunkt in Zizenhausen einzurichten. „Wir warten zunächst die Ergebnisse der laufenden Kosten-Nutzen-Analyse ab. Auf dieser Grundlage wird entschieden, ob eine Reaktivierung des Haltepunkts möglich ist“, teilt die Bürgermeisterin mit. Erst dann werde das Thema im Gemeinderat diskutiert und gemeinsam beraten. Bei der Entscheidung werde man sich auch mit dem Ortschaftrat abstimmen – auch hinsichtlich der genauen Lage.

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Katter betont weiter, sie sei mit den Betreibern der Ablachtalbahn, dem Verkehrsministerium sowie dem Landkreis im Austausch. Man verfolge den Prozess, habe auf die Entscheidung über eine mögliche Reaktivierung und die Genehmigung des Streckenbetriebs jedoch keinen direkten Einfluss. „Wenn jedoch künftig ein Zug durch Stockach fährt, wäre es aus unserer Sicht wünschenswert, wenn auch die Bevölkerung vor Ort davon profitieren könnte“, so Katter.