Von Bauprojekten über Kinderbetreuung bis hin zum Thema Luftqualität: Die Stockacher Stadtverwaltung hatte bei der Bürgerversammlung in der Adler Post die große Bilanz über die vergangenen Monate im Gepäck. Dabei wurde insbesondere in der Fragerunde klar, was vielen Bürgern unter den Nägeln brennt. So gab es Nachfragen zum Thema Feinstaubbelastung und Umweltschutz, außerdem musste sich Bürgermeisterin Susen Katter an mehreren Wahlkampfversprechen messen lassen.

Im Rahmen der Veranstaltung gaben Susen Katter, Stadtbaumeister Lars Heinzl, Hauptamtsleiter Hubert Walk und Kämmerer Sebastian Scholze aber zunächst einen Überblick über die Themen, die die Stadtverwaltung derzeit beschäftigen. Neben dem aktuellen Stand von Bauprojekten und der Lage der Kinderbetreuung gab es dabei auch einen Einblick in die städtischen Finanzen.

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Veränderungen in der Stadtverwaltung

„Es ist viel passiert im vergangenen Jahr“, betonte die Bürgermeisterin. Eine der größten organisatorischen Veränderungen innerhalb der Stadtverwaltung sei die Ausgliederung des Kulturamts gewesen, das diesen Namen zwar schon früher innehatte, aber erst seit dem vergangenen Sommer nicht mehr dem Hauptamt zugeordnet ist, sondern ein eigenes Amt wurde.

Kämmerer Sebastian Scholze berichtet über die finanzielle Lage der Stadt. Dafür gab es sogar Lob aus dem Publikum.
Kämmerer Sebastian Scholze berichtet über die finanzielle Lage der Stadt. Dafür gab es sogar Lob aus dem Publikum. | Bild: Dominique Hahn

Hintergrund für diese Entscheidung sei gewesen, dass man dem Stadtmarketing mehr Gewicht geben wolle. „Das ist unsere Stimme nach draußen in die Welt“, so Katter. Dabei gehe es nicht zuletzt darum, attraktiv für Unternehmen und Fachkräfte zu sein.

Auch das Thema Digitalisierung treibe die Stadtverwaltung um. Zwar seien noch nicht alle Ämter digitalisiert, aber man sei auf einem guten Weg und arbeite daran, den Service für die Bürgerinnen und Bürger stetig zu verbessern, betonte die Bürgermeisterin.

Insgesamt gibt es viele Themen in der Stadt, bei denen es einen langen Atem für die Umsetzung braucht. Das wurde an diesem Abend deutlich. So sind derzeit zahlreiche Baugebiete sowohl für Wohnraum als auch für das Gewerbe in der Entwicklung. Der Prozess von den ersten Planungen bis zu einem Baubeginn könne allerdings locker zehn bis 20 Jahre dauern, machte die Bürgermeisterin deutlich.

Bürger erinnern an Wahlkampfversprechen

Sie erklärte auch, dass zahlreiche Bauprojekte, wie etwa die Wohnbebauung auf dem ehemaligen Telekom-Areal beim Linde-Kreisel oder der Hornbach-Markt in der Radolfzeller Straße, derzeit aufgrund gestiegener Baukosten in der Warteschleife hängen. „Das schmerzt mich. Ich wünsche mir, dass es vorangeht“, betonte die Bürgermeisterin.

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Dazu gab es jedoch auch Kritik aus dem Publikum: Sie habe im Wahlkampf versprochen, sich für weniger Flächenverbrauch einzusetzen, erinnerte einer der Bürger. Er wollte von der Bürgermeisterin wissen, wie das mit der Ausweisung neuer Baugebiete zusammenpasst und warum die Stadt sich nicht vehementer für eine Wohnbebauung über dem geplanten Lidl-Neubau am Stadtwall eingesetzt hat.

Wie gelingt der Interessensausgleich?

Katter betonte, dass ihr das Thema Flächenverbrauch noch immer wichtig sei und sie nach wie vor gegen neue Einfamilienhäuser auf der grünen Wiese sei. Jedoch gehöre es auch zur Realität, dass die Stadt Geld für die zahlreichen Projekte und Aufgaben benötige. Und Innenverdichtung sei nicht unbeschränkt möglich. Insgesamt sei es wichtig, einen guten Ausgleich zwischen verschiedenen Interessen zu finden, etwa wirtschaftlicher Entwicklung einerseits und Umwelt- und Naturschutz andererseits.

Mit Lidl habe man intensiv über das Thema Wohnbebauung diskutiert und sei schließlich zum Kompromiss gelangt, dass keine normale Filiale gebaut werde, sondern eine besonders nachhaltige Bauweise umgesetzt werde, erklärte Katter.

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Die Bürgermeisterin musste sich noch in weiteren Punkten an ihren Wahlversprechen messen lassen. Die Hindelwangerin Brunhilde Klauber erkundigte sich etwa nach den versprochenen Verbesserungen beim ÖPNV und dem Schutz vor Verkehrslärm.

Verbesserungen beim ÖPNV sollen kommen

„Für den ÖPNV ist der Landkreis zuständig. Der Nahverkehrsplan wird fortgeschrieben und hierfür haben wir von Seiten der Stadt eine umfangreiche Stellungnahme abgegeben und viele Anregungen eingebracht. Einiges davon wird umgesetzt“, erklärte Katter. Auch hier betonte sie, dass es einen langen Atem brauche.

Ergänzend gebe es noch weitere Modelle zur Verbesserung des ÖPNV, wie beispielsweise die Einführung eines Bürgerbusses. „Das unterstützen wir genauso wie das Thema Carsharing, für das sich die Stadt an einer landkreisweiten Ausschreibung beteiligt“, so Katter.

Zu einer Rückfrage aus dem Publikum, warum sich die Stadt Stockach beim Thema Reaktivierung der Ablachtalbahn so zögerlich verhalte, erklärte die Bürgermeisterin, dass dieses Thema seitens der Stadt und des Gemeinderats keineswegs ignoriert werde. „Wir wollen jedoch zunächst die Kosten-Nutzen-Rechnung abwarten. Diese entscheidet darüber, ob es überhaupt zu einer Reaktivierung kommt. Aus meiner Sicht ist es daher jetzt verfrüht, über mögliche Haltepunkte in Stockach zu diskutieren“, so Katter.

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Was die Lärmbelastung angeht, hatte die Bürgermeisterin gute Nachrichten: „Die Anhörungen zum neuen Lärmaktionsplan sind abgeschlossen, derzeit werden die eingegangenen Stellungnahmen ausgewertet“, berichtete sie. Im nächsten Schritt sollen dann verschiedene Maßnahmen, wie Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 30 Kilometer pro Stunde oder der stellenweise Einbau von Flüsterasphalt, umgesetzt werden.

Die Frage nach der Luftqualität bewegt viele Bürger

Ein Thema, das in mehreren Redebeiträgen aus dem Publikum zur Sprache kam, war die Luftqualität in Stockach. Ein Gutachten der Dekra, das Ende des Jahres im Gemeinderat vorgestellt wurde, hatte ergeben, dass die gesetzlichen Grenzwerte für die Feinstaubbelastung im Durchschnitt eingehalten werden.

Um die 100 Bürgerinnen und Bürger verfolgen die Vorträge im Bürgersaal der Adler Post.
Um die 100 Bürgerinnen und Bürger verfolgen die Vorträge im Bürgersaal der Adler Post. | Bild: Dominique Hahn

Zu dieser Auswertung gab es bereits in den vergangenen Wochen Kritik (der SÜDKURIER berichtete). Beim Bürgerinfoabend brachte es Einwohner Andreas Leppert so auf den Punkt: „Die Werte sind eben nicht in Ordnung. Sie sind schlechter als in Konstanz. Ich erwarte vom Gemeinderat und der Stadtverwaltung, dass wir für unsere Stadt den Anspruch haben, es besser zu machen.“

Susen Katter verwies in diesem Zusammenhang wiederholt darauf, dass die gesetzlichen Grenzwerte im Durchschnitt eingehalten werden und erklärte, die Stadtverwaltung sei vom Gemeinderat darüber hinaus beauftragt worden, einen Kostenvoranschlag für ein Gutachten zur Geruchsbelastung einzuholen.