Der Neubau der Lidl-Filiale in Stockach soll ein besonderes, nachhaltiges Pilotprojekt werden und hat die Mitglieder des Planungsausschusses begeistert. Vertreter von Lidl stellten die Pläne in der jüngsten Sitzung des Ausschusses vor. Zwar sind im Gegensatz zu früheren Überlegungen keine Wohnungen auf dem Gebäude mehr vorgesehen, doch es gab andere Aspekte, von denen die Mitglieder angetan waren.
Bürgermeisterin Susen Katter sagte, etwas Vergleichbares gebe es in Albstadt, wo Vertreter der Stadt und des Rats kürzlich gewesen seien, um sich das anzuschauen. „Wir finden das Konzept sehr überzeugend und einen Mehrwert für Stockach“, sagte sie. „Mich hat es überzeugt.“
Wirtschaftlich und nachhaltig bauen
Karina Maggetti, Immobilienleiterin bei Lidl, und Timo Dietrich, Projektleiter Bau, stellten vor, wie der neue Lidl aussehen könnte, der am Standort der jetzigen Filiale gebaut werden soll. Alles am Gebäude werde nachhaltig und wiederverwendbar sein. Im Grunde könnte man später alles auseinandernehmen und damit sieben bis zehn Einfamilienhäuser aus Holz bauen, beschrieb Timo Dietrich. Wie in Albstadt solle der Bau trotz Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sehr wirtschaftlich umgesetzt werden.
PV-Anlagen gehören mit zu dem Konzept – aber nicht nur auf dem Dach, sondern auch teilweise auf dem Parkplatz mit PV-Carports. Und trotz PV-Dach wäre eine spätere Gebäudeaufstockung möglich. Am ganzen Gebäude stehe auch die Biodiversität im Raum, sodass auch ein Bienenhotel, Dachbegrünung trotz PV und sogar Grün an den Außenwänden vorgesehen seien. Karina Maggetti nannte das Gebäude ein kleines Kraftwerk, da es vom erzeugten Strom versorgt werden soll.
Besondere Materialien
Mit elektrochromen Glasscheiben soll der Innenraum geschützt werden, also für niedrige Temperaturen im Sommer und blendfreies Arbeiten an den Kassen sorgen. „Das ist ein markanter Baustein für das Konzept“, erklärte Karina Magetti. Im Hinblick auf CO2-Einsparungen ergänzte sie, die Begrünung sei ein Riesenbeitrag.
Timo Dietrich wies auf die vollständige Kreislaufwirtschaft hin. „Alles ist recycelbar“, sagte er über das komplette Baumaterial. Man könne später bis zur Schraube alles abbauen und wieder verwenden. Daher habe Lidl auch eine spezielle Zertifizierung erhalten. Er und die Immobilienleiterin hoben die Vorzüge beim verringerten Energieverbrauch hervor und dass zum Beispiel die Pflastersteine für den Parkplatz zu 40 Prozent aus recyceltem Material bestehen würden. Die PV-Anlage des Gebäudes könnte rund 170.000 Kilowattstunden (kwh) produzieren und mit den Solarcarports kämen nochmals 130 Kilowattstunden dazu. Zudem böten solche Carports im Sommer Schatten oder bei Regen Schutz. „Wir würden uns freuen, wenn eine Fortsetzung in Stockach möglich wäre“, so Maggetti mit Blick auf Albstadt.

Viel Lob für das Konzept
Susen Katter sah dies „als Beispiel, wie man wirtschaftlich nachhaltig bauen kann“. Auch Grünen-Rätin Alice Engelhardt lobte das Konzept: „Das ist eine Aussicht auf die Zukunft des Bauens.“ Auf eine Rückfrage zu Bäumen auf dem Parkplatz konnte Stadtbaumeister Lars Heinzl sie beruhigen, dass Bäume vorgesehen seien und nicht nur die PV-Carports.
„Ich war von der Filiale in Albstadt begeistert“, sagte CDU-Rat Martin Bosch. „Das kann man nur befürworten. Wir hätten dann in Stockach ein Alleinstellungsmerkmal. Dann kämen andere zu uns, um zu sehen, wie man es macht.“
Fragen und wie es jetzt weitergeht
Aus dem Gremium kam eine Reihe weiterer Detailfragen zu den geplanten E-Ladesäulen und wie lange die anvisierte Nutzungsdauer des Gebäudes sein soll. Momentan sind drei Ladesäulen vorgesehen, aber das wäre erweiterbar. Karina Maggetti erklärte, die jetzige Filiale sei etwas mehr als 20 Jahre alt. Mit der modularen Bauweise des künftigen Gebäudes könne man dieses an technische Entwicklungen anpassen. Dietrich ergänzte, er gehe von einer Nutzung von 30 Jahren oder länger aus.
Die Mitglieder des Planungsausschusses stimmten schließlich geschlossen für die Pläne von Lidl. Am Mittwoch, 9. Oktober, wird sich der Gemeinderat mit dem Thema beschäftigen. Wann es mit den Bauarbeiten losgehen könnte, wurde bisher nicht erwähnt. Die Stadt müsste erst die Entwicklung des Bebauungsplans „Großflächiger Einzelhandel Lidl“ fortführen und beschließen.