Seit gut einem Jahr ist AllerHand, die Nachbarschaftshilfe Wahlwies, aktiv. Anlässlich der ersten Hauptversammlung blicken die Vorsitzende Beate Klatt sowie ihre Stellvertreterin und Einsatzleiterin Sandra Siegenthaler zurück – und wagen einen Ausblick.
Beate Klatt erinnert daran, wie anstrengend es gewesen sei, diesen Verein in Wahlwies ‚aus dem Boden zu stampfen‘. Die Beschreibung „zu gründen“ stelle bei Weitem nicht so treffend dar, wie herausfordernd die Gründungsphase gewesen sei. Schließlich habe es zu Beginn etliche bürokratische Hürden gegeben, die es zu überwinden galt. Doch seither hat der Verein einiges bewegt.
Vorbild war die Nachbarschaftshilfe in Gaienhofen
Im größten Stockacher Teilort leben rund 300 Personen zwischen 70 und 90 Jahren – viele davon alleine. Von deutschlandweit knapp drei Millionen Pflegebedürftigen wurden laut Klatt Stand 2023 mehr als 70 Prozent zu Hause versorgt. Sie betont: „Insbesondere vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des immer größer werdenden Mangels an Pflegefachkräften ist es nicht nur dringend notwendig, Hilfsbedürftigen jeden Alters Hilfsangebote zu machen. Auch die wertvolle Ressource der pflegenden Angehörigen muss so lange wie möglich durch unsere Unterstützung und Entlastung erhalten bleiben.“
Es habe also alles dafürgesprochen, in Wahlwies einen Verein für organisierte Nachbarschaftshilfe aufzubauen. Als Vorbild habe dabei der vor über 20 Jahren von Maria Hensler gegründete und erste organisierte Nachbarschaftshilfe-Verein in Gaienhofen gedient.
Beate Klatt dankt allen Beteiligten für ihre Unterstützung, sei es durch die Mitgliedschaft im Verein, durch aktive Helfertätigkeit oder großzügige Spenden. Ihr besonderer Dank gilt jedoch Sandra Siegenthaler, die damals den Anstoß gegeben hatte, einen solchen Verein zu gründen. Klatt lobt ihre unermüdliche Energie, Hilfe im pflegerischen Bereich und beim Ausfüllen von Formularen zu leisten, die Nöte der Klienten zu erkennen und ihre Ideen, um noch mehr Hilfe anbieten zu können.
Welche Aufgaben übernimmt die Nachbarschaftshilfe?
Die Einsatzleiterin berichtet über die Art und Anzahl der bisherigen Einsätze. Es habe viele Anfragen gegeben, darunter den Wunsch zur Unterstützung im Haushalt, beispielsweise beim Bügeln oder Beziehen der Betten, aber auch zur Erledigung des Einkaufs oder die Bitte, gemeinsam zum Einkaufen zu fahren. Auch die Begleitung zum Arzt, zur Physiotherapie, zum Krankenhaus oder auf einem Spaziergang waren Gründe, sich an die Nachbarschaftshilfe zu wenden.
Sie fügt hinzu: „Wir wurden auch zur Betreuung pflegebedürftiger Personen angefragt, damit deren Angehörige eigene Termine beim Arzt, beim Friseur oder auch mal eine private Einladung wahrnehmen konnten.“ So kamen folgende Zahlen zusammen: Von September bis zum Jahresende waren zwölf ehrenamtliche Helfer mit 81 Einsätzen in 108,5 Stunden für 16 Klienten aktiv. Sie legten dafür mit ihren Privatfahrzeugen über 1050 Kilometer zurück. Aktuell hat der Verein 18 Helfer und 22 Klienten.
Damit die ehrenamtlich Tätigen für ihre Hilfseinsätze gut gerüstet sind, nahmen einige von ihnen seit Oktober an der Qualifizierung zur „Häuslichen Betreuung in der Altenhilfe“ teil, die der Verein dank der Zusammenarbeit mit der katholischen Landfrauenbewegung und der AOK-Pflegekasse kostenlos anbieten konnte, so Siegenthaler.
Und manche Teilnehmer seien nicht oder noch nicht im Verein tätig. Sie nahmen das Schulungsangebot für sich wahr, weil sie daheim zu pflegende Angehörige haben. „Das wollen wir selbstverständlich auch unterstützen, denn wir wissen ja: Professionelle Dienstleister sind überlastet, die Warteliste für die Aufnahme in eine betreute Wohnstätte oder gar in ein Pflegeheim ist lang, teilweise werden gar keine Listen mehr geführt“, führt Sandra Siegenthaler aus.
Kürzlich fand der Abschlussabend zum Kurs statt, den Kursteilnehmer Gerald Benz mit zwei musikalischen Beiträgen umrahmte. Alle 18 Teilnehmer nahmen nach erfolgreicher Qualifizierung die Zertifikate von Maria Hensler entgegen. Stockachs Bürgermeisterin Susen Katter und Martin Wochner, stellvertretender Ortsvorsteher von Wahlwies, fanden anerkennende und respektvolle Worte für die Absolventen.
Auf Spenden und Zuschüsse angewiesen
Einmal im Monat veranstaltet AllerHand einen sogenannten Helferabend. Sandra Siegenthaler erzählt: „Bereits seit Beginn unserer Vereinstätigkeit bieten Beate und ich unserem Helferkreis dabei eigene Schulungen an, weil wir die Notwendigkeit von Schulungen erkannt haben.“ Diese Abende sollen auch weiterhin fortgesetzt werden, ab nächstem Jahr jedoch zusätzlich mit Kursen über Kinästhetik, einem Handlungskonzept, mit dem die Bewegung von Patienten schonend unterstützt wird, und Demenz.
Zusätzlich konnten die engagierten Frauen durch viele persönliche Kontakte unter anderem eine Notfallseelsorgerin, einen Qualitätsmanager zur Arbeitssicherheit und eine ehrenamtlich Tätige aus dem Bereich des Altenwerks als Referenten gewinnen. Diese hätten sich bisher mit einem Päckchen Tee zum Dank zufriedengegeben.
Siegenthaler macht klar: „Es wird aber sicher Referenten geben, die sich nicht mit ausschließlich ehrenamtlicher Tätigkeit über Wasser halten können und uns Rechnungen stellen müssen. Wir bleiben daher weiterhin auf Zuschüsse und Spenden angewiesen.“