Die Trockenbau-Wände im neuen Bettentrakt des Stockacher Krankenhauses sind noch halb offen, von den Decken hängen Kabel und durch das Gebäude dringt das Brummen eines Bohrers. Krankenhaus-Geschäftsführer Michael Hanke macht einen großen Schritt über Rohrleitungen, die sich über den Boden schlängeln. „Nachdem über Weihnachten und zwischen den Jahren hier auf der Baustelle nicht viel los war, sind die Arbeiten inzwischen wieder in vollem Gange“, sagt er beim Rundgang durch den Rohbau, in dem gerade der Innenausbau erfolgt.
Bis Mai soll der neue Bettentrakt, der auch Untersuchungs- und Büroräume für die Anästhesie beinhaltet, fertig werden. Hanke zeigt sich optimistisch, dass das gelingen wird. „Ob es dann Anfang- oder eher Ende Mai wird, ist aber noch nicht sicher“, sagt er und muss lachen. Im neuen Gebäude ist die zukünftige Raumaufteilung schon gut zu erkennen.

Die Trockenbauwände, die die Räume voneinander trennen, stehen bereits, sind aber noch auf jeweils einer Seite geöffnet, um die laufende Arbeit an Sanitär- und Elektroinstallation zu erleichtern. Die neue Heizungsanlage im Keller ist indes schon so gut wie fertig. „Eigentlich sind wir fast schon am Zusammenpacken“, berichtet ein Mitarbeiter der Heizungsbaufirma beim Betreten des Kellers.
Krankenhaus wird umweltfreundlicher
Dort befindet sich die riesige Heizungsanlage, die mit Holzpellets betrieben wird und auch das Bestandsgebäude in Zukunft mit Wärme versorgen wird. Zusätzlich zur Pellet-Heizung gibt es auch noch einen Gas-Brennwertkessel, der für Spitzenlasten zugeschaltet werden kann. Ein Abgaswärmetauscher sorgt für eine hohe Effizienz der Anlage. Das Lager für die Holzpellets bietet Platz für rund 33 Tonnen des umweltfreundlichen Brennstoffs.
Im unteren Stockwerk des neuen Gebäudes wird zukünftig die Anästhesie untergebracht sein. „Die Kollegen freuen sich schon sehr auf den Umzug“, sagt Hanke, „denn das wird eine deutliche Verbesserung zum aktuellen Zustand“. Im Erdgeschoss, sowie im Obergeschoss sind jeweils fünf Patientenzimmer untergebracht, sodass es am Ende insgesamt acht neue Zweibettzimmer und zwei neue Einbettzimmer geben wird.
Neubau bringt 18 zusätzliche Betten
Damit kommen zu den bestehenden 55 Planbetten des Krankenhauses 18 weitere Betten hinzu. Die Patientenzimmer verfügen alle über große fast bodentiefe Fenster. „Es werden helle, und freundliche Räume mit einer schönen Aussicht, sobald die Gerüste außen abgebaut sind“, sagt Hanke. Ein Durchbruch zum Bestandsgebäude wird zum Ende der Bauphase hin L-förmige Stationen schaffen, die sich über Alt- und Neubau erstrecken werden.

Intensivstation muss verlegt werden
„Wir starten den Betrieb im Neubau zunächst in den unteren beiden Stockwerken. Um das Obergeschoss an den Bestandsbau anschließen zu können, muss erst noch die Intensivstation innerhalb des bestehenden Gebäudes verlegt werden“, erklärt Hanke. Das sei kein einfaches Unterfangen und werde schätzungsweise mindestens drei weitere Monate in Anspruch nehmen. Erst dann könne auch im Obergeschoss des Neubaus der Durchbruch zum Bestandsgebäude erfolgen. Das soll, wenn alles nach Plan laufe, im August über die Bühne gehen, denn über die Sommermonate sei im Krankenhaus generell eher weniger Betrieb, erklärt Hanke.
Bis dahin gehen die Arbeiten im Neubau aber ungehindert weiter. Auch wenn die Handwerker im Moment noch treppenlaufen müssen. Der Aufzug sei aber bereits eingebaut. Auch er soll nach Fertigstellung des Gebäudes Entlastung bringen. „Wir haben bisher zwei Aufzüge im bestehenden Gebäude und diese sind tendenziell immer ein Engpass, weil mit ihnen viele Patienten, Besucher und Waren transportiert werden müssen“, erklärt Hanke. Er freut sich, dass der dritte Aufzug im Neubau auch dahingehend eine Entlastung bringen wird.
Angenehme Temperatur dank Betonkernaktivierung
Für ein angenehmes Raumklima soll im Neubau nicht nur die moderne Heizungsanlage sorgen, sondern auch eine Klimatisierung mittels Betonkern-Aktivierung. „Damit können wir im Sommer die Räume bis zu einem bestimmten Grad leicht abkühlen“, so Hanke. Die Betonkern-Aktivierung sei dabei nicht so wartungsintensiv wie eine herkömmliche Klimaanlage und zudem hygienischer, weil kein Luftaustausch stattfinde.
Die Arbeiten seien gut im Zeitplan. Ein großes Lieferkettenproblem aufgrund von Corona habe es bislang nicht gegeben. Die Kosten für den Neubau werden voraussichtlich zwischen 4,3 und 4,7 Millionen Euro liegen, schätzt Hanke. Wenn die Bauarbeiten am neuen Gebäude beendet sind, gehe es im Altbau weiter, denn die Krankenhausverwaltung wird in das neue Ärztehaus umziehen, wodurch Arztbüros verlegt werden und neue Behandlungsräume geschaffen werden können.