Der Wettbewerb Jugend forscht bringt jedes Jahr beeindruckende Projekte hervor. Man staunt immer wieder, wie einfallsreich Jugendliche sind und welche Ideen sie umsetzen. Häufig unterstützen Fachlehrer im Hintergrund, bieten Themen an und helfen dabei, Informationen und Versuchsaufbauten zu organisieren.
Es geht aber auch anders, wie zwei Jungs zeigen: Joel Marquardt und Jesse Toggweiler wurden für ihr Projekt „Click das Huhn – Lernen durch positive Verstärkung“ mit dem 1. Platz im Sektor Biologie belohnt und sind nun zum Landeswettbewerb in Balingen eingeladen.
Die beiden Siebtklässler der Weiherbachschule und des Schulverbunds Nellenburg kennen sich schon ewig, die Familien sind befreundet. Was lag also näher, als ein gemeinsames Projekt für Jugend forscht zu starten? Dass es sich um Hühner drehen würde, war klar, weil Joel Marquardt sechs davon hat.
Keine Tiere hinter Gittern
Seine Mutter Melanie Henkel-Marquardt erzählt: „Er wollte Vögel, aber ich wollte keine Tiere hinter Gittern. Also entschieden wir uns für Hühner.“ Im Internet habe er gesehen, wie andere Leute Hühner trainieren, das wollte er auch probieren, sagt Joel. „Ich war davor schon viel im Hühnerstall. Mit zweien haben wir das Training dann probiert. Das sind die, die eh am meisten auf Menschen bezogen waren.“ Schneewittchen ist ein Sussex-Huhn, Fanta ein Lachshuhn.
Die Mutter bestellte ein Buch über Clickertraining mit Hühnern für die Jungs. Sie recherchierten einige Wochen, dann ging es los. „Das Intensiv-Training ging über drei oder vier Wochen. Ein bis zwei Stunden pro Woche haben wir mit den Hühnern geübt“, sagt Jesse Toggweiler. Zunächst legten sie ein leeres grünes Plättchen als Ziel aus. Wenn das Huhn darauf pickte, clickten sie, und das Tier bekam einen Mehlwurm zur Belohnung.
Nach und nach erhöhten sie die Anzahl der Ziele auf acht. Es wurde nur geclickt und belohnt, wenn das Huhn auf grün pickte. Das geschah anfangs wohl eher zufällig, doch schnell lernte Schneewittchen, dass nur das grüne Teil zum Mehlwurm führte. Alle anderen Farben ignorierte sie. Bei dem Lachshuhn funktionierte das Training mit den Mehlwürmern nicht. „Fanta wollte lieber Haferflocken“, berichten die Jungs. Sie merkten dadurch, dass die Art der Motivation wichtig für den individuellen Lernerfolg ist.
Ort und Stimmung sind wichtig
Bei der Recherche erfuhren sie, dass Hühner mehr Farben sehen als Menschen. Außerdem spielte der Ort eine Rolle. Joel sagt: „Wir haben das Lernen an verschiedenen Orten probiert, wo wir uns wohl gefühlt haben. Am besten lief es im Wohnzimmer.
„Wichtig war auch, ob das Huhn oder sie Lust hatten, zu trainieren. „Wenn es ängstlich ist, will es lieber zu den anderen Hühnern, weil es sich dort sicherer fühlt.“ Schneewittchen gefällt es offensichtlich bei den jungen Forschern. Während des Gesprächs bleibt sie die ganze Zeit ruhig sitzen und nimmt gelegentlich einen Mehlwurm entgegen. Auch von der SÜDKURIER-Reporterin lässt sie sich füttern.
„Hühner sind richtig intelligent“
Was sagen die Jungen zu ihrem 1. Platz? Joel verrät: „Wir haben die ganze Zeit zugeschaut und gedacht, ein anderes Projekt wird Erster. Wir waren überrascht, als unser Name fiel.“ Die Siegerehrung wurde aus dem Europapark Rust gestreamt. Das sei anders gewesen als 2020, als Joel auch Teilnehmer war und die Abschlussfeier in der Stadthalle Tuttlingen stattfand. „Damals hatten wir einzelne Stände, Kamerateams kamen und wir wurden interviewt.“ Jetzt stellten sie ihre Arbeit in einer Kurzfassung vor.
Für den Landeswettbewerb wollen sie das gleiche Projekt einreichen, aber einen Kurzfilm dazu drehen. Außerdem bereiten sie das nächste Training vor. „Wir wollen herausfinden, ob die Hühner es schaffen, nur auf bestimmte Formen zu picken.“ Sie glauben, dass das gelingt: „Hühner sind richtig intelligent.“