Dass die Übernachtungszahlen in Stockach angesichts langer Beherbergungsverbote im vergangenen Jahr nicht so hoch wie vor der Pandemie ausfallen würden, war zu erwarten gewesen. Mehrere Monate lang durften Hotels, Ferienwohnungen und andere Unterkünfte für touristische Gäste geschlossen bleiben, lediglich Geschäftsreisende waren erlaubt. Ein Blick in die Statistik bestätigt nun, dass sich das auf die touristische Bilanz der Stadt auswirkt: 64.636 Übernachtungen wurden im Jahr 2021 verzeichnet – das sind zwar rund 3980 mehr als im Corona-Jahr 2020. Dennoch liegt die Zahl deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie, 2019 wurden 71.381 Übernachtungen registriert.

Noch nicht auf dem Niveau von 2019

Katharina Hübner, Leiterin der Tourist-Information in Stockach, spricht von einem „den Umständen entsprechenden“ guten Jahr. Zwar stieg mit Beginn des Sommers die Zahl der Übernachtungen, im August waren es sogar über 4800 mehr als im Jahr vor Corona. Und es seien auch viele Tagestouristen gekommen, die dann gar nicht in der Übernachtungsstatistik landen. Auf das ganze Jahr gesehen gibt es aber eben dennoch Verluste zu verzeichnen, besonders deutlich sind diese im April und Mai – dort waren es im vergangenen Jahr 5600 beziehungsweise etwa 3850 Übernachtungen weniger als noch 2019. „Das Jahr war schon von vielen Sorgen begleitet“, berichtet Hübner. Vor allem das kurzfristige Buchungsverhalten der Gäste aufgrund der unsicheren Lage habe den Gastgebern Bauchschmerzen bereitet.

Bild 1: Touristen buchen in Stockach oft kurzfristig
Bild: Kerstan, Stefanie

Diese Tendenzen seien auch für die kommende Saison zu beobachten. „Es gibt schon Buchungen, auch Stammgäste kommen“, sagt Katharina Hübner. So etwa über die Oster- und Pfingstferien. Aber es seien eben noch Kapazitäten frei. Wenig nachgefragt werden derzeit Busreisen, die neben den Campinggästen wichtig für Stockach seien und auf einen Schlag viele Übernachtungsgäste gleichzeitig in die Stadt bringen. „Das fehlt noch“, so Hübner. Sie vermutet, dass sich neben der Corona-Pandemie auch die steigenden Spritpreise negativ auf die Zahl der Busreisen auswirken könnten.

90 Prozent kommen aus Deutschland

Auch wenn Auslandsreisen wieder möglich sind, hofft die Leiterin der Tourist-Information, dass durch die Pandemie in diesem Jahr vermehrt Deutsche im eigenen Land Urlaub machen und dadurch nach Stockach kommen. Das habe sich schon 2020 bemerkbar gemacht: Normalerweise seien in Stockach etwa 80 Prozent der Übernachtungsgäste aus Deutschland und 20 Prozent aus dem Ausland. 2021 seien es 90 Prozent Deutsche gewesen.

Zusammenarbeit mit Partnern

Für 2022 seien alle Gastgeber seien gut auf die Saison vorbereitet und die Flyer, die Stockach und die Umgebung bewerben sollen, sind laut Hübner bereits gedruckt. Dabei erhofft sich Stockach positive Einflüsse durch Zusammenarbeit mit anderen Organisationen. Partner der Stadt sind unter anderem die Deutsche Bodensee Tourismus GmbH und das Netzwerk Bodenseegärten. Man profitiere darüber von der Zusammenarbeit mit anderen Seegemeinden, berichtet Katharina Hübner – nicht nur, weil Stockach darüber an Marketingaktionen teilnehmen kann und in anderen Gemeinden beworben wird. Dadurch können den Übernachtungsgästen verschiedene Gästekarten zur Verfügung gestellt werden. Neu sei 2022, dass Stockach im Juni und September an zwei Veranstaltungen der Bodenseegärten teilnehme, an denen sich die Stadt noch nie beteiligt habe.

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Es sei wichtig, Stockachs Alleinstellungsmerkmale hervorzuheben, um Tages- und Übernachtungsgäste anzulocken, ist sich Corinna Bruggaier, Leiterin Kultur und Tourismus in Stockach, sicher. Die Stadt sei gut mit dem Fahrrad erreichbar, könne mit vielen Kulturangeboten aufwarten und von ihr aus seien gut Wanderungen möglich. „Das, was wir sowieso haben, das müssen wir herausstellen.“ Daran arbeite das Team. Auch Katharina Hübner ist sich sicher, dass Stockach viel zu bieten hat: „Wir sind der ideale Standort, um viel zu erleben.“

Der Zug als Chance

Eine Chance, in Zukunft noch mehr Gäste anzulocken, biete die Biberbahn auf der Ablachtalbahnstrecke. Im vergangenen Jahr seien zum Beispiel viele Radfahrer für einen Tagesausflug mit der Biberbahn nach Stockach gekommen. Zudem erhöhe sich die Attraktivität bereits bestehender Angebote in Stockach, wenn sie mit einer Bahnfahrt verbunden werden können.

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Und wie sieht es mit Veranstaltungen in der kommenden Saison aus? In diesem Monat soll entschieden werden, ob der Schweizer Feiertag stattfinden kann. „Wir haben schon fest geplant, den Schweizer Feiertag zu machen“, sagt Corinna Bruggaier. Allerdings sei eben noch unklar, wie und ob abhängig von der Corona-Situation Veranstaltungen möglich sind. „Das selbe gilt für das Stadtgartenfest.“ Bei ihrer Premiere im Jahr 2019 sei die Veranstaltung sehr gut angenommen worden, das Team wolle sie darum auch gerne ausweiten.

Schauen, was an Veranstaltungen geht

Dass Veranstaltungen für alle in der Stadt gewünscht sind, wissen Corinna Bruggaier und Katharina Hübner. „Die Leute warten darauf, sich begegnen zu können“, stellt die Leiterin Kultur und Tourismus fest. Das habe sich schon bei den ersten Veranstaltungen in diesem Jahr, etwa den Meisterkonzerten, gezeigt: „Die waren sofort ausverkauft.“ In der Vergangenheit sei das wegen der Corona-Pandemie noch anders gewesen. Wie sich die Situation in den kommenden Monate entwickelt, ist dennoch offen: „Man weiß noch nicht, wie es weiter geht“, gibt Corinna Bruggaier zu Bedenken.