Die erste Saison der Biberbahn ist zu Ende gegangen: Seit Mitte Juli und bis Mitte Oktober verkehrte der Zug als Ausflugsbahn auf der Strecke der Ablachtalbahn zwischen Stockach und Mengen, nun geht es in die Winterpause. Zurückblicken können Betreiber und Förderverein auf durchaus erfolgreiche Monate – wie die Stadt Meßkirch in einer Pressemitteilung schreibt, sei die Biberbahn nach Angaben der landeseigenen Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg zur erfolgreichsten Bahnreaktivierung der vergangenen Jahre geworden. Sie belege den dritten Platz bei den baden-württembergischen Ausflugsverkehren.

Biberbahn als Gesamterlebnis

Laut Eisenbahnbetriebsleiter und Berater der Ablachtalbahn, Frank von Meißner, gab es bereits Anfang August, als nach der Behebung von Gleisschäden die Bahn erstmals auch Stockach anfahren konnte, 515 Fahrgäste und 91 Fahrräder an Bord. Im Durchschnitt seien es danach bis Mitte September pro Fahrttag rund 400 Fahrgäste und 80 Fahrräder gewesen.

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Auch Severin Rommeler, Vorsitzender im Förderverein Ablachtalbahn, berichtet, die Biberbahn habe durchaus gute Fahrgastzahlen vorzuweisen. Allerdings seien diese vom Wetter abhängig, bei Regen seien es in der Regel etwa 300 Personen pro Tag im Zug. Als Magnet dienen dagegen Veranstaltungen, die in Kombination mit der Fahrt angeboten werden, etwa Führungen, so Rommeler. „Man merkt, dass es zieht, wenn wir Aktionen haben“, sagt er. Und das sei auch so gedacht: „Wir wollen die Biberbahn nicht nur als Transportmittel anbieten, sondern als Gesamterlebnis.“

Viele Fahrradfahrer an Bord

Dass die Bahn so gut angenommen wurde, führt Udo Engelhardt, ebenfalls Vorstandsmitglied, auch darauf zurück, dass die Biberbahn über weite Strecken den ehemaligen Landkreis Stockach abfährt. „Da sind sicherlich auch noch alte Verbindungen da“, sagt er. „Da entsteht dann wieder ein Kontakt zu einer Region, mit der man mal viel zu tun hatte.“ Dem stimmt auch Severin Rommeler zu: „Das kann man so auch im Zug hören“, erzählt er. Dort würden Passagiere davon erzählen, wie sie früher auf der Strecke zur Schule gefahren seien.

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Außerdem sei gerade die hohe Zahl der Fahrradfahrer sei eine Besonderheit, merkt Engelhardt an. Er habe beobachtet, dass relativ viele Fahrgäste nach Meßkirch mit dem Fahrrad fahren und dann den Rückweg mit der Bahn antreten. Auch das sei so vorgesehen, sagt Frank von Meißner. Schon bei der Konzeption der Züge sei es wichtig gewesen, eine große Fahrradkapazität anzubieten. Außerdem sei die Mitnahme von Fahrrädern kostenlos.

Dauerhaft mit zwei Triebwagen unterwegs

Da Fahrgastzahl bei der Biberbahn so hoch gewesen sei, habe man sich sogar schnell dafür entschlossen, dauerhaft mit zwei Triebwagen zu fahren, obwohl das eigentlich nur für die ersten drei Sonntage geplant gewesen sei, berichtet Frank von Meißner. Laut Severin Rommeler stammen etwa zwei Drittel der Fahrgäste aus der Region, also dem Großraum Bodensee und dem Hinterland bei Mengen. Aber rund ein Drittel kommen von weiter her. Dazu zählen Ausflügler, etwa aus der Schweiz.

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„Es war die Hoffnung, dass wir Schweizer bei uns in die Region ziehen“, sagt Udo Engelhardt. Die Fahrpläne seien bewusst so aufgebaut worden, dass der erste Zug morgens in Radolfzell startet, um Passagiere vom Bodensee in die Region zu bringen. Die Strecke werde ihrer Erwartung gerecht, auch den Tourismus zu beflügeln, wird Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick in einer Mitteilung zitiert. „Wir haben uns Impulse für Gastronomie und die Tourismuswirtschaft erhofft, und diese Hoffnungen hat unsere kommunale Bahn mehr als erfüllt.“

Auch Fernfahrer nutzen die Biberbahn

Aber auch Personen, die die Ablachtalbahn als Verbindung zu anderen Zügen nutzen, etwa auf dem Weg nach München oder Ulm, seien mit der Biberbahn unterwegs, sagen Severin Rommeler, Udo Engelhardt und Frank von Meißner. „Man sieht, dass die Bahn den Lückenschluss erfüllen kann“, zeigt sich Rommeler zufrieden.

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Ob diese Funktion in Zukunft nicht nur an Wochenenden, sondern im Rahmen eines regelmäßigen Betriebs auf der Ablachtalbahn-Strecke erfüllt werden kann, wird im Rahmen einer Machbarkeitsstudie untersucht, die das Land bezuschusst. Doch die guten Fahrgastzahlen stimmen zumindest positiv: „Wir erwarten auf jeden Fall, dass sich da auch noch einmal bestätigen wird, dass die Strecke als überregionale Querverbindung durchaus Sinn ergibt“, sagt Frank von Meißner.

Austausch mit der Bevölkerung

Bis dahin will der Förderverein dazu beitragen, mögliche Sorgen oder Bedenken auszuräumen. Zwar gebe es „überwiegend positive Rückmeldungen“, so Severin Rommeler. Und auch Frank von Meißner sagt: „Die, die die Bahn nutzen, sehen, das ist eine ernstzunehmende Alternative zum Auto.“ Allerdings gebe es auch Personen, etwa Anwohner, die nicht ganz so begeistert von der Reaktivierung der Ablachtalbahn sind. „Es haben sich Mensch und Natur gerade im südwestlichen Bereich daran gewöhnt, dass die Strecke brach lag“, nennt Frank von Meißner einen vermuteten Grund dafür.

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Weil der Diskussionsbedarf da sei, sei nun in Absprache mit Ortsvorsteher Jürgen Wegmann geplant, in Hoppetenzell eine Veranstaltung anzubieten, in dem es Raum für Fragen und Austausch geben soll, berichten Severin Rommeler und Udo Engelhardt. Es gehe darum, für Transparenz zu Sorgen und mögliche Ängste und Sorgen anzusprechen. Dieser Austausch sei noch in diesem Jahr geplant, einen konkreten Termin gebe es jedoch noch nicht. Und der Förderverein könne sich vorstellen, auch in anderen Orten einen solchen Bürgerdialog anzubieten.

Außerdem hat der Förderverein ein weiteres Ziel: Grundsätzlich das Interesse an der Biberbahn zu erhöhen. So wäre es toll, wenn in der ein oder anderen Gemeinde das Interesse wachse, einen eigenen Bahnsteig für die Biberbahn anzulegen, so wie in Menningen-Leitishofen bereits geschehen, sagt Udo Engelhardt. Frank von Meißner würde sich das auch wünschen, denn auch für das Eisenbahninfrastrukturunternehmen sei es sehr wichtig, dass möglichst viele mitmachen. „Wer einen Haltepunkt haben will, ist herzlich eingeladen“, betont er. Allerdings sagt Frank von Meißner auch: „Der muss sich dann aber mit beteiligen.“