Erst Mühlingen, dann Stockach: Die beiden Gemeinden waren bei dem Unwetter am Donnerstagabend am stärksten betroffen, doch auch in anderen Orten mussten die Feuerwehren ausrücken. Dazu kam nach einem kleinen Hangrutsch ein Stromausfall, der über den Raum Stockach hinaus reichte.
Hochwasser auf B 313 in Stockach
Die Feuerwehr Stockach teilt mit, dass um 19.15 Uhr die Führungsgruppe mit dem Einsatzleitwagen zur Unterstützung nach Mühlingen gerufen wurde. „Die Feuerwehr Mühlingen war dort bereits mit starken Kräften von Feuerwehr und THW im Einsatz, der Einsatzleitwagen unterstützte mit der Führungsgruppe bei der Koordination der Einsätze“, so die Feuerwehr. „Kurze Zeit später wurden auch vermehrt Einsätze im Bereich von Stockach gemeldet. Die ersten Unwettereinsätze gab es in Hoppetenzell, Raithaslach und Mahlspüren im Hegau. Hier drohten die Wassermassen Gebäude zu überfluten und Keller liefen voll.“
Da die Aach massiv über die Ufer getreten waren, standen kurze Zeit später in der Kernstadt die B 313 im Bereich des ZG-Kreisverkehrs und der Parkplatz des Aach-Centers komplett unter Wasser. Dort waren auch Keller in Häusern vollgelaufen.

Viele Einsatzstellen in den Ortsteilen
Im weiteren Verlauf des Abends sei es in Zizenhausen, Hindelwangen und der Kernstadt zu Überflutungen in der Nähe der Aach gekommen. „Zahlreiche Wohngebäude und Kellerräume wurden mit Sandsäcken gegen das eindringende Wasser gesichert und wo notwendig mit technischem Gerät leergepumpt“, fasst die Feuerwehr zusammen. „Einsätze wurden nach Dringlichkeit sortiert.“
Von der Feuerwehr Stockach waren die Abteilungen Stadt, Hoppetenzell, Raithaslach, Mahlspüren im Hegau, Mahlspüren im Tal/Seelfingen und Winterspüren im Einsatz. Außerdem wurde die Feuerwehr Bodman-Ludwigshafen mit weiteren Sandsäcken nach Stockach nachgefordert.
„Die Abteilungen Espasingen und Wahlwies blieben im Gerätehaus, da man davon ausgehen musste, dass im weiteren Verlauf der Nacht auch dort die Wassermassen ankommen und für Einsätze sorgen“, heißt es weiter. Tatsächlich sei der Pegel bei Wahlwies und Espasingen ab etwa 2 Uhr nachts gestiegen. Aber: „Außer einer Einsatzstelle in Wahlwies musste die Feuerwehr hier glücklicherweise keine weiteren Einsatzstellen abarbeiten.“
THW unterstützt die Feuerwehr
Das Technische Hilfswerk (THW), das auch zur Unterstützung in Mühlingen war, setzte seine Pumpen in Stockach im Bereich der Kurt-Fahr-Straße in Hindelwangen ein, wo die Aach die Keller mehrerer Gebäude geflutet hatte. „Zusammen mit der Feuerwehr wurde der Bereich entlastet und die Keller leer gepumpt“, so das THW im Einsatzbericht.
An den Brücken-Baustellen an der L 194 und B 313 war es dagegen ruhig, obwohl dort seit einer Woche immer wieder Hochwasser gewesen war.
Was der Bürgermeister zu den Einsätzen sagt
Bürgermeister Rainer Stolz war am Donnerstag vor Ort, um sich ein Bild der Lage zu machen, und am Freitag, um die Schäden zu begutachten. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten habe sich bewährt, sagte er auf SÜDKURIER-Nachfrage. „Wo immer ich hingekommen bin, war man für die schnelle Hilfe sehr dankbar.“ Die stark vergrößerten Rückhaltesysteme und Rückhalteflächen hätten dazu beigetragen, „dass wir diesmal vergleichsweise glimpflich davongekommen sind“.
Gleichwohl werde dieses Thema die Stadt bei künftigen „Planungen und Bauinvestitionen noch sehr lange beschäftigen“. Die Stadt werde eine ganze Reihe von entstandene Schäden im öffentlichen Raum selbst beheben, oder habe schon mitgeholfen, dass diese behoben werden.
Ausmaß der Schäden jetzt in Mühlingen sichtbar
Die Steinbühlstraße hat sich am Donnerstagabend binnen Minuten zu einem reißenden Strom entwickelt – sie musste wegen Unterspülung gesperrt werden. Die Mühlinger Feuerwehrabteilungen waren in allen Teilorten im Einsatz. Auch das THW Stockach und die untere Wasserbehörde mussten nach Mühlingen kommen, da in einem Gebäude die Wassermassen einen Heizöltank aufgetrieben hatten, und ein Leck entstanden war.

Die Feuerwehr Mühlingen musste dann auf Anordnung das Wasser herauspumpen. Über einen Ölabscheider wurde das Wasser gereinigt und langsam dem nächstliegenden offenen Gewässer kontrolliert zugeführt, erklärte Bürgermeister Thorsten Scigliano.
Bereits am Freitag war ein ortsansässiger Unternehmer wieder dabei, die Steinbühlstraße in Stand zu setzen. Hierzu wurde der Rand auf einer Länge von 36 Metern seitlich abgeschnitten. Der komplette Unterbau müsse erneuert werden. Die Wassermassen hatten ganze Arbeit geleistet und 80 bis 100 Zentimeter an Material herausgespült und in den nächstliegenden Hof geschwemmt. Die Straße, auf der eigentlich auch ein Bus fährt, bleibt in den kommenden Tagen vorerst gesperrt.
Auch einen Waldweg in Hanglage habe es erwischt, so Scigliano im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Und im Bereich der Storenhöfe bei Schwackenreute seien immense Schäden an der Straße durch Unterspülung entstanden. Auch diese werde von einem weiteren Unternehmer aus der Gemeinde schnellstmöglich in Stand gesetzt.

Feuerwehr-Einsatz in der Kläranlage
Die Feuerwehr Bodman-Ludwigshafen war am frühen Freitagmorgen bei der Kläranlage zwischen Bodman und Espasingen im Einsatz. Nach einem weitläufigen Stromausfall pumpten die Einsatzkräfte den Keller aus, da dort die Technik bedroht war. Die Alarmierung sei gegen 5.15 Uhr gekommen, sagte Gesamtkommandant Steffen Bretzke auf SÜDKURIER-Nachfrage.
Schutzwälle aus Sandsäcken in Nenzingen
Auch Orsingen-Nenzingen blieb am Donnerstagabend nicht ganz verschont. Bürgermeister Stefan Keil teilte am Freitagmorgen auf SÜDKURIER-Anfrage mit, dass er sich gegen 20 Uhr ein Bild der Lage in der Brielstraße bei der alten Säge gemacht habe.
Da sei noch alles in Ordnung gewesen, doch: „Knapp zwei Stunden später erreicht mich ein Feuerwehr-Alarm. Die Situation, die sich dann zeigte, war eine komplett andere. Die Aach war in einer Breite von schätzungsweise 50 Meter aus dem Flussbett getreten und bahnte sich mit ordentlicher Strömung neue Wege.
Die Feuerwehr von Orsingen-Nenzingen war dort im Einsatz. „Es ist unglaublich, wie sich in so kurzer Zeit die Umstände drastisch verändern“, so Keil. Die Feuerwehr habe Keller ausgepumpt, mit Sandsäcken an verschiedenen Stellen Schutzwälle aufgerichtet und habe so Schlimmeres verhindern können.
In regelmäßigen Abständen sei an der kleinen Brücke auf der Gemeindeverbindungsstraße das Flussbett von Treibholz befreit worden. Keil spricht allen Helfer und der Feuerwehr seinen Dank aus.
L440 bei Eigeltingen war unter Wasser
Die Feuerwehr Eigeltingen teilte mit, am Donnerstagabend sei die L 440 im Bereich der Abzweigung zur K 6113 teilweise überflutet gewesen sei. Die Abteilung Heudorf habe das Wasser abgepumpt.
Die Stählemühle bei Münchhöf war überschwemmt. „Auf dem Anwesen stand das Wasser teilweise bis zu einem Meter hoch“, so die Feuerwehr. Die Einsatzkräfte seien drei Stunden lang mit mehreren Pumpen im Einsatz gewesen. Und in Rorgenwies war der Bach über die Ufer getreten und in eine Schreinerei gelaufen. Durch schnelles Eingreifen habe ein größerer Schäden verhindert werden können.
Gemeldet war auch, dass der Krebsbach in Eigeltingen im Bereich der Kirchstraße überzulaufen drohte. „Hier hatten unter anderem Auffahrrampen von einer Baustelle den Abfluss behindert. Diese konnten von Feuerwehrangehörigen mit Haken herausgeholt werden, so dass ein Einsatz von schwerem Gerät nicht erforderlich war“, heißt es im Einsatzbericht.
Die kritische Lage entspannte sich aufgrund der Wetterberuhigung. „Das Bachbett konnte die Wassermassen aufnehmen, so dass in der Nacht keine weiteren Einsätze der Feuerwehr mehr erforderlich waren.“
Straße nach Sentenhart ist gesperrt
In Hohenfels sei die Feuerwehr am Donnerstagabend drei Mal im Einsatz gewesen, sagt Bürgermeister Florian Zindeler auf Nachfrage: in einem Keller, bei einer Überschwemmung in Liggersdorf und bei einer Bergung eines Fahrzeugs. Die Polizei berichtet zu diesem Unfall, dass ein 36-Jähriger zu spät erkannt habe, dass die Kreisstraße 6175 Richtung Sentenhart überflutet war. Er kam gegen 22.15 Uhr nach rechts von der Fahrbahn an und das Auto lief teilweise mit Wasser voll. Er konnte sich über die Beifahrertür in Sicherheit bringen und blieb unverletzt. Der Schaden am Auto beträgt laut Polizei rund 2000 Euro.
Bei dem Überschwemmungs-Einsatz habe der Bauhof die Feuerwehr unterstützt, der zudem ein paar Störungen in der Wasserversorgung zu bewältigen gehabt habe. „Die Straße nach Sentenhart ist seit dem Abend aufgrund einer Überflutung gesperrt“, so Zindeler. Zum rutschenden Hang, der seit einer Woche Grund für die Sperrung der L194 zwischen Kalkofen und Mahlspüren im Tal ist, habe er nichts Neues gehört.