Für die Schüler der Abschlussklassen wird es demnächst ernst: Am 4. Mai findet laut Kultusministerium in Baden-Württemberg die erste Abiturprüfung statt, am 8. Juni sind Haupt-, Real- und Werkrealschüler dran. Fest steht jetzt schon, dass die Prüfungen wegen Corona anders als sonst üblich ausgerichtet werden müssen. Die Stockacher Schulen treffen dafür bereits Vorkehrungen.
Für das Nellenburg-Gymnasium ist es das erste Jahr, in dem die Abschlussprüfungen unter Pandemie-Bedingungen stattfinden muss. Denn die Stockacher Einrichtung ist eine jener Modellschulen, die wieder den neunjährigen Weg zum Abitur anbieten. Im Jahr 2019 verließ der letzte G8-Abitur-Jahrgang die Schule, durch die folgende Umstellung auf G9 gab es am Nellenburg-Gymnasium im vergangenen Jahr keine Abiturprüfungen. Pläne, wie die Prüfungen nun stattfinden sollen, gibt es laut Rektor Holger Seitz trotzdem schon. „Wir sind vorbereitet“, sagt er.
Damit die Abiturienten am Tag der Prüfung im Oberstufenraum gesondert auf deren Beginn warten können, soll die Kursstufe 1 an diesen Tagen daheim bleiben. „So gibt es keine Durchmischung“, erklärt Holger Seitz. Die Prüfung selbst soll wie in normalen Jahren auch in einem abgeschirmten Bereich des Gebäudes geschrieben werden. Dabei werden die verschiedenen Kurse laut Seitz voneinander getrennt in unterschiedlichen Räumen untergebracht, in denen man gut lüften könne. Zudem müssen die Schüler Masken tragen. Dass nicht alle Schüler in einem Raum ihre Prüfungen schreiben, findet der Schulleiter auch aus Gründen gut, die nichts mit Corona zu tun haben: Man brauche dafür zwar mehr Aufsichtspersonen, allerdings sei die Ruhe für die Schüler auch größer. Bis der Tag der ersten Prüfung gekommen ist, befinden sich die Abiturientinnen aber erst einmal daheim. Zwei Wochen lang werden sie dort unterrichtet, erklärt Seitz, damit sie sich nicht noch anstecken.

Dass die Abiturprüfungen trotz Corona stattfinden, ist in Holger Seitz‘ Augen richtig. Würde man sie, wie von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) notfalls gefordert, ausfallen lassen, würde das die Schüler benachteiligen, die sich schon lange darauf vorbereiten, glaubt der Schulleiter. Wer wolle, der könne das Schuljahr ja noch einmal wiederholen und später die Prüfung schreiben.
Schulen wollen keine Vermischung
Beim Nellenburg Schulverbund stehen schon in dieser Woche die fachpraktischen Prüfungen in den Wahlpflichtfächern an. Wie Schulleiterin Beate Clot erklärt, können die Schüler dabei nicht komplett voneinander getrennt werden, da in Gruppen gearbeitet werde, allerdings achte man auf Abstände, Masken und Lüften. Die schriftlichen Prüfungen sollen sowohl für die Realschule als auch für die Werkreal- und die Hauptschule erst nach den Pfingstferien folgen.
Mit dem Nellenburg-Gymnasium gemeinsam hat der Schulverbund die geplante räumliche Aufteilung seiner Prüflinge: „Wir wollen keine Vermischung“, sagt Beate Clot. Die einzelnen Klassen bekommen daher jeweils einen Raum zugewiesen, in dem die Prüfungen geschrieben werden. Normalerweise sitzt der ganze Jahrgang in der Aula. Doch was Trennung bringt, fordert viele Aufsichtspersonen, denn pro Raum müssen zwei davon laut Clot anwesend sein. Sieben Klassen gebe es zu bereuen. Ein Mehraufwand für die Schule. Man müsse schauen, wie so der Unterricht der übrigen Jahrgänge aufrecht erhalten werden könne. „Wir werden sicherlich Einbußen haben bei den anderen Klassen“, glaubt Clot.
Schüler sind gefordert
Dass die Abschlussprüfungen für die Schüler durch die Corona-Pandemie generell schwerer sind, glaubt Beate Clot nicht – sowohl sie als auch Holger Seitz betonen allerdings, dass durch den zeitweisen Heimunterricht natürlich die Schüler gefordert seien. „Und dem ein oder anderen wird das sicher schwerer fallen“, ist sich Clot sicher. Vom Umfang her habe man den Abschlussklassen aber das bieten können, was im Präsenzunterricht auch dran gewesen wäre. Und immerhin seien die Abschlussklassen auch recht viel in der Schule gewesen, sie seien die ersten gewesen, die wieder in die Klassenzimmer hätten zurückkehren dürfen.
Startschwierigkeiten bei Tests
Zusätzlich zu den Abschlussprüfungen erfordert aber auch der Alltag an den Schulen besondere Planungen: Durch die erweiterte Teststrategie des Landes gelten seit der vergangenen Woche nicht nur Hygiene- und Abstandsregeln, es ist außerdem ein negatives Testergebnis für die Teilnahme am Präsenzunterricht nötig. Sowohl am Nellenburg Schulverbund, als auch am Gymnasium führen die Schüler deshalb zweimal in der Woche am Morgen unter Anleitung ihrer Lehrer Selbsttests in ihren Klassen durch.
Wie Beate Clot und Holger Seitz berichten, funktioniert das gut – mittlerweile. Denn laut der Leiterin des Schulverbunds gab es zunächst Startschwierigkeiten, die Stadt Stockach und damit auch die Schulen hätten leider erst sehr kurzfristig die Tests vom Land erhalten. Gleiches berichtete auch schon der Stockacher Hauptamtsleiter Hubert Walk. So seien die Tests erst vier Tage vor Beginn der neuen Regelungen zur Verfügung gestellt worden. Eine ärgerliche Angelegenheit. Man habe darum eine angedachte Probewoche, in der der Ablauf hätte geübt werden können, nicht durchführen können, sagt Beate Clot. Dennoch klappe es mit den Tests im Großen und Ganzen gut.
Kommt bald wieder der Fernunterricht?
Wie lange die Schüler sich aber noch im Präsenzunterricht befinden dürfen, den sie aktuell ohnehin nur wechselnd besuchen, ist noch nicht klar. Denn Schulen müssen in den Fernunterricht gehen, wenn der Inzidenzwert an drei Tagen in Folge über 165 liegt. Beate Clot geht davon aus, dass es bereits Ende der Woche soweit sein wird. Man bereite sich darum bereits auf den Fernunterricht vor. Die Abläufe seien aus der Vergangenheit aber bereits schon bekannt. Holger Seitz gibt zu bedenken, dass eine Einschätzung zu einer möglichen baldigen Schließung schwierig sei, „aber ich hoffe wir bleiben offen“, sagt er. Jedoch sei man auch am Gymnasium darauf vorbereitet, schnell auf einen kompletten Fernunterricht umzustellen.