In der Stadt und den Ortsteilen Wahlwies, Windegg, Winterspüren und Zizenhausen sollen bald Radwege verändert und verbessert werden. Dies ist das Ergebnis einer Verkehrsschau. Sie war eine Folge der bundesweiten Aktion Stadtradeln im Sommer 2020. Hier hatten Stockacher Radfahrer etliche Problemstellen gemeldet, die das Umweltzentrum (UZ), Veranstalter des Stadtradelns, gesammelt und der Stadt übergeben hatte.

Darum waren bei der Verkehrsschau auch Mitglieder des Umweltzentrums dabei: die Leiterin Sabrina Molkenthin sowie Teresa Schell und Stefan Käthner, die ihr freiwilliges ökologisches Jahr beim UZ machen. Zur Verkehrsschau waren 18 Vorschläge eingereicht und beraten worden: „Aufgrund vieler Gesetze und Regelungen des Straßenbaurechts ist Vieles viel komplizierter als man denkt“, leitete Carsten Tilsner, Leiter der Straßenverkehrsbehörde und des Baurechts- und Ordnungsamts der Stadt Stockach, die Verkehrsschau ein.

Bei der ersten Problemstelle an der Goethestraße ist die Radwegführung, also ihr Beginn und ihr Ende, unklar. Auf der Seite des Fernmeldeparkplatzes beginnt für Radfahrer in Fahrtrichtung der Schießer-Kreuzung ein benutzungspflichtiger Geh- und Radweg kurz nach dem Lindekreisel. Der Radweg wird ohne Furt über die Einmündung zum ehemaligen Fernmeldezentrum und dem Parkplatz geführt. Über die Bahnhofstraße wird er jedoch nicht fortgeführt.

Marina Steiner und Carsten Tilsner von der Stadt Stockach, Sabrina Molkenthin, Leiterin des Umweltzentrums mit den FSÖ‘lern Teresa ...
Marina Steiner und Carsten Tilsner von der Stadt Stockach, Sabrina Molkenthin, Leiterin des Umweltzentrums mit den FSÖ‘lern Teresa Schell und Stefan Käthner an einer Problemstelle kurz vor dem Lindekreisel in Stockach. Das blaue Schild markiert einen fahrradpflichtigen Weg. | Bild: Constanze Wyneken

„Eine skurrile Situation“, nannte Carsten Tilsner dies. Die Teilnehmer der Verkehrsschau seien sich einig darüber gewesen, dass der Zustand nicht regelkonform ist. Es seien jedoch keine Unfälle bekannt und der Bebauungsplan für das Parkplatz-Grundstück sehe einen ausreichend breiten Radweg zwischen Parkplatzeinfahrt und Linde-Kreisel vor, der den Verkehr aus Richtung Schillerstraße über Linde-Kreisel mit der Ludwigshafener Straße verbindet. Die Beschilderung solle nach dem Bau angepasst werden.

Nicht breit genug für Fußgänger und Radfahrer

Problematisch ist es auch auf der anderen Straßenseite in Fahrtrichtung Linde-Kreisel: Hier beginnt der benutzungspflichtige Geh- und Radweg nach dem Zebrastreifen. Der Bordstein ist zwar abgesenkt, aber zu hoch. Marina Steiner, Leiterin des Stadtbauamts, berichtete, die Teilnehmer der Verkehrsschau hätten diskutiert, ob der Radweg schon nach der Einmündung der Gaswerkstraße beginnen könnte. Der Gehweg dort hat jedoch nicht die erforderliche Mindestbreite von 2,5 Meter.

Eine Regelung für Radfahrer würde demnach zu Lasten der Fußgängersicherheit gehen. Es solle nun der Randstein am Beginn des Radwegs abgeschrägt werden. Dies ist auch notwendig für Personen mit Kinderwagen, Rollstühlen oder Rollatoren. Um den Beginn des Radwegs zu verdeutlichen, solle ein Piktogramm mit Radfahrer und Pfeil rechtsweisend auf der Fahrbahn angebracht werden. Über die Einmündung der Lindenstraße soll eine Furt markiert werden.

Die Aktivitäten zur Förderung des Radverkehrs in der Stadt

An der Ludwigshafener Straße (B 31-alt) auf Höhe zwischen Heinrich-Bettinger- und Waldstraße zeigt ein Schild an, dass der Radweg, eine Kombination aus Fuß- und Radweg, von Radfahrern benutzt werden kann, aber nicht muss. Über die Einmündung der Heinrich-Bettinger-Straße fehlt eine Furt, aber da die Fahrbahn hier erneuert wird, solle für die Erstellung einer Furt das Ende der Bauarbeiten abgewartet werden. Auf Höhe der Fußgängerampel über die Ludwigshafener Straße beim Aldi hat der Radweg zudem nicht die erforderliche Mindestbreite.

Auch habe, so Marina Steiner, die Brüstung der Brücke nicht die für einen Radweg erforderliche Mindesthöhe von 1,30 Metern. Die zuständige Behörde sei gebeten worden, Abhilfe zu schaffen – was leichter gesagt ist als getan: Denn bisher sei unklar, ob hierfür das Regierungspräsidium zuständig sei oder das Landratsamt. Bis die Höhe der Brüstung umgebaut ist, bleibe die Beschilderung unverändert. Die Teilnehmer der Verkehrsschau waren sich einig, dass die Absturzgefahr geringer sei als die Unfallgefahr auf der Straße. Man müsse den Radlern so viel Sicherheit geben, wie irgend möglich.

Dieses Schild markiert das spontane Ende des Radweges auf der Radolfzeller Straße in Richtung Innenstadt Stockach.
Dieses Schild markiert das spontane Ende des Radweges auf der Radolfzeller Straße in Richtung Innenstadt Stockach. | Bild: Constanze Wyneken

Eine dritte Problemstelle ist die Verkehrsführung bei Möbel Stumpp in der Radolfzeller Straße (B 313): Hier endet der Radweg ungeschickt vor der Einmündung Industriestraße. Marina Steiner erklärt, bei der Verkehrsschau sei die Frage aufgekommen, warum die Absenkung des Bordsteins nicht in Fahrtrichtung liege und ob es nicht möglich sei, auf dem Gehweg weiter zu fahren. Jedoch verfügt der Gehweg entlang der Radolfzeller Straße im weiteren Verlauf nicht über die erforderliche Mindestbreite.

Die vielen Grundstückszufahrten werden kritisch und gefährlich angesehen – auch von der Polizei. „Manchmal ist es sinnvoll, es den Radfahrern bewusst unbequem zu machen. Denn bei zu schnellem Weiterkommen an Grundstückszufahrten könnte es passieren, dass Radfahrer den rückwärtigen Verkehr nicht beachten“, erklärte Carsten Tilsner. Eine Lösung für diese Problemstelle sei nicht in Sicht.

Ein neues, vom UZ konzipiertes Radwegenetz wird für Ende Mai erwartet. Damit solle auch Touristen das Radfahren in Stockach und Umgebung erleichtert und sicherer gemacht werden. Denn immer mehr Menschen steigen aufs Fahrrad um.