Die Mitglieder des Kreistags haben bei der Kreistagssitzung am Dienstag den Sachstandsbericht zum derzeitigen Planungsstand des Straßenbauprojekts B311-neu/B313 zwischen Meßkirch und Mengen zur Kenntnis genommen. Unter den Zuhörern waren zahlreiche Mitglieder der Bürgerinitiative (BI). Die Bürgerinitiativen aus Inzigkofen, dem Krauchenwieser Ortsteil Göggingen und aus Meßkirch hatten sich im November 2024 zu einer BI zusammengeschlossen („Nein zur Nordtrasse – Für eine Trassenführung der Vernunft und Zukunft“).

Bundesministerium entscheidet

Landrätin Stefanie Bürkle stellte nochmals klar, dass es sich bei der Trassenfindung um keine politische Planung handle und letztlich das Bundeministerium für Verkehr und Digitales die endgültige Strecke festlege. Schwierig gestaltet sich derweil die Kommunikation zwischen Landkreis und Bund, und immer noch wartet man auf das erste von fünf geforderten Projektabstimmungsgesprächen. Auch im weiteren Planungsprozess werden die Bürger beteiligt, versicherte die Landrätin. Dass das „Schutzgut Mensch“ mit zehn Prozent berücksichtigt werde, sei ein hoher Wert, ergänzte Planer Blum, dass der vom Landkreis initiierte Planungsprozess B311 deutschlandweiten Pilotcharakter besitze.

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Von zehn auf fünf Varianten

Planer Thomas Blum erläuterte den aktuellen Stand der Vorplanung, die letztlich in der Vorauswahl für eine bevorzugte Trassenvariante münden soll. Von zehn Varianten werden nach der Voruntersuchung fünf mögliche Trassenstrecken weiter untersucht, darunter die von den Bürgerinitiative favorisierte C1-Variante, die wegen Aspekten der Tierökologie und des Artenschutzes optimiert wird und etwa 17,5 Kilometer lang ist. Nun werden die fünf verbliebenen Varianten untersucht, gewichtet und miteinander verglichen, wobei zahlreiche Kriterien berücksichtigt werden. Flächenverbrauch, Landschaft, Klima, Wasser, Biotope, bis hin zu Belangen der Land- und Forstwirtschaft, kulturelles Erbe und das „Schutzgut Mensch“. Diese Faktoren werden mit 60 Prozent in die Entscheidung einbezogen. Die raumstrukturelle Wirkung, Wirtschaftlichkeit oder die verkehrliche Beurteilung werden mit 40 Prozent gewichtet.

Kritik an langer Verfahrensdauer

CDU-Fraktionschef Thomas Kugler dankte den BI-Mitgliedern für ihre konstruktive Mitarbeit, monierte die langsame Verfahrensdauer und hofft, dass in zehn bis 15 Jahren Baubeginn ist. Dass die von der BI favorisierte Variante weiter verfolgt wird, lobte Florian Lessner namens der Freien Wähler. „Die große Straße zieht Verkehr und Stau an“, wiederholte Johannes Kretschmann die kritisch-ablehnende Haltung der Grünen-Fraktion. „In 50 Jahren ist der Wert der Straße viel geringer“, prognostizierte der Fraktionssprecher, der anstelle einer großen Trasse kleinräumige Entlastungsstraßen um belastete Ortschaften favorisiert. „Der Verkehr ist da“, wies Manuel Kern, CDU-Kreisrat und Bürgermeister von Krauchenwies, auf die 21.000 Fahrzeuge hin, die täglich durch seinen Ort fahren, darunter 3000 Lastwagen.

Beifall für Projektmanager

SPD-Sprecher Matthias Seitz dankte unter dem Beifall der Kreistagsmitglieder dem seit fünf Jahren tätigen Projektmanager Blum für dessen stoische Gelassenheit, mit der er dieses hochkomplexe Projekt bearbeite. Seitz ergänzte, dass der Landkreis neben der Straße auch die Schiene als zweites Standbein für den Verkehr der Zukunft im Blick haben müsse. „Wir betrachten bei jeder Variante auch die Auswirkungen auf das gesamte Straßennetz“, antwortete Thomas Blum auf einen Hinweis von Hermann Brodmann (Grüne), im Blick zu behalten, dass man durch Trassenentscheidung einerseits Gemeinden vom Verkehr entlaste, andere Kommunen aber möglichweise zusätzlich belaste.