Ilona Boos aus Meßkirch ist am Freitagabend in der Waldhornhalle in Krauchenwies bei der Nominierungsversammlung des CDU-Kreisverbands Sigmaringen als Kandidatin des Wahlkreises Sigmaringen für die Landtagswahl am 8. März 2026 gewählt worden. Die 51-Jährige setzte sich gegen Sarjoscha Marquardt aus Sigmaringen durch. Auf Boos entfielen 206 Stimmen, auf Marquardt 93.
304 Mitglieder sind in Krauchenwies
304 CDU-Mitglieder des Kreisverbands Sigmaringen reisten mit den Bussen an, fuhren aus allen Himmelsrichtungen nach Krauchenwies, um den Kandidaten für die Landtagswahl 2026 zu nominieren und um die Rede des CDU-Landesvorsitzenden Manuel Hagel zu hören. Weil der Andrang so groß war, begann die Nominierungsversammlung mit knapp 20 Minuten Verspätung. Die Empore musste noch zusätzlich bestuhlt werden. Auf ihr saß unter anderem auch Johannes Kretschmann von den Grünen, der gemütlich ein paar Weizenbiere trank und den spannungsgeladenen Abend verfolgte.
Wer macht das Rennen, wer tritt die Nachfolge des CDU-Landtagsabgeordneten Klaus Burger an? Boos oder Marquardt? „Das wird ein knappes Ergebnis“, sagte ein CDU-Mitglied, das die Verspätung nutzte, um sich noch mit einem Wurstsalat zu stärken.
Reihenfolge wird ausgelost
Die Reihenfolge der beiden Kandidaten wurde ausgelost. Sarjoscha Marquardt aus Unterschmeien, wo er Ortsvorsteher ist, stand als Erster auf der Bühne, hatte 15 Minuten Redezeit. Der 34-Jährige ratterte allerdings seine Rede in Höchstgeschwindigkeit herunter, bekam Zwischenapplaus, als er davon sprach, dass die Kommunen am Limit seien. „Daseinsvorsorge braucht nicht nur Idee, sie braucht auch Handlungsspielräume. Genau diese werden dem Landkreis, unseren Städten und Gemeinden immer mehr genommen. Es gibt immer neue Aufgaben, immer neue Standards, immer neue Vorschriften – aber das Geld dafür bleibt aus.“ Also forderte er: „Wer bestellt, muss auch bezahlen.“ Den gleichen Satz hörte die Versammlung übrigens auch von Ilona Boos.
Prokurist bei der Landesbank
Sarjoscha Marquardt, verheiratet und Vater von zwei Söhnen, kümmert sich als Prokurist bei der Landesbank Baden-Württemberg um die Anliegen von Unternehmern und Stiftungen, führt Gespräche mit Mittelständlern, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern. Er wolle sich als CDU-Landtagskandidat für den ländlichen Raum einsetzen, für die B 311 neu, für die Elektrifizierung der Zollernbahn. Und er machte sich stark für das Ehrenamt „das nicht kostenlos ist- es kostet nur kein Geld. Aber es kostet Zeit, Energie und Überzeugung und es verdient politischen Rückhalt und Respekt.“
Danach war Ilona Boos an der Reihe, die mit einer kraftvollen Stimme um die Gunst der Mitglieder buhlte. Sie schilderte ihre Erinnerung, als sie Teenager war und sich beim Landratsamt für eine Fahrt für Jugendliche zu einer politischen Veranstaltung in den Stuttgarter Landtag angemeldet hatte. Sie war die einzige Teilnehmerin. „Schon damals übte der Landtag als Herzstück unserer Demokratie eine unglaubliche Faszination, ja sogar Ehrfurcht – auf mich aus“, so Boos, deren Interesse für Politik und Gesellschaft ihr von den Eltern in die Wiege gelegt worden war. Seit mehr als 20 Jahren ist die CDU ihre politische Heimat.
Aus dem Stand in den Kreistag
Im Juni 2024 schaffte sie aus dem Stand in den Sigmaringer Kreistag. Ihr Ziel formulierte sie klar: „Ich möchte gemeinsam mit ihnen dafür kämpfen, dass die CDU den Wahlkreis Sigmaringen zurückgewinnt und wir 2026 mit Manuel Hagel wieder stärkste Kraft im Land werden.“
Innere Sicherheit ist ein Schwerpunkt
Ein Schwerpunkt der Partei müsse die innere Sicherheit sein, aber auch verlässliche Betreuungsangebote für Familien sowie eine Investition in die Infrastruktur dürften nicht außer acht gelassen werden. Und Ilona Boos berücksichtigte in ihrer Rede auch die Landwirtschaft. „Unsere bäuerlichen Betriebe leisten täglich einen wertvollen Beitrag zur Versorgungssicherheit und um Erhalt unserer Kulturlandschaft. Doch eine Landwirtschaft mit Zukunft braucht weniger Bürokratie und mehr Wertschätzung für diejenigen, die unsere Lebensmittel produzieren.“

Und danach hieß es: warten, warten, warten – bis die Stimmzählkommission fertig war. Um 21.53 Uhr gab der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus Burger das Ergebnis bekannt, nachdem von den 304 CDU-Mitgliedern 302 ihre Stimmen abgegeben hatten. Drei Stimmen war ungültig. Als klare Gewinnerin ging Ilona Boos mit 68,2 Prozent der Stimmen hervor. „Ich freue mich über diesen großartigen Vertrauensbeweis. Es ist mir eine Ehre, den Wahlkreis Sigmaringen als Landtagskandidatin zu vertreten“, sagte eine überglückliche Boos, die von ihren Familienangehörigen zur Nominierungsversammlung begleitet wurde. Sie wolle allen Unterstützern danken.
„Es ist ein Achtungserfolg für ihn.“Klaus Burger, CDU-Landtagsabgeordneter
Sarjoscha Marquardt konnte dennoch erhobenen Hauptes den Saal verlassen. „Ich habe gut gekämpft“, so Marquardt, der der Gewinnerin fair gratulierte. „Es ist ein Achtungserfolg für ihn“, sagte der noch amtierende Landtagsabgeordnete Klaus Burger, der schon vor längerer Zeit angekündigt hatte, nicht mehr zu kandidieren.