Mit seinem Säbel ist der Narrenpolizei eine eindrucksvolle Figur innerhalb der Stockacher Fasnacht. Er läuft stets an der Spitze eines jeden Stockacher Fasnachtsumzugs, kündigt durch das Läuten seiner Glocke das Herannahen der Narren an und leitet sie auf den richtigen Weg.

Hubert Reiser, der seit 34 Jahren Narrenpolizei ist, erklärt, wie wichtig diese närrische Figur ist: „Der Narrenpolizei steht im Kontakt mit der echten Polizei und er muss wirklich auf die Narren aufpassen. Zum Beispiel beim Schmotzigen Dunschtig, wo auch Reiter in den Straßen unterwegs sind, da muss ich darauf achten, dass keine Kinder in die Pferde rennen.“

Narrenpolizei oder doch General?

Der Säbel steht symbolisch für die Bewaffnung der Polizei. Denn früher, als die Polizisten noch keine Schusswaffen trugen, da schritten sie mit ihrem Säbel ein. Beispielsweise um Raufereien in Wirtschaften zu schlichten.

Und rein optisch gehört der Säbel zum Häs des Narrenpolizei dazu: dieses besteht aus weißen Hosen, einem blauen Rock mit rotem Kragen- und Ärmelaufschlag und schwarzen Stiefeln sowie dem quer getragenen Napoleonshut.

Es erinnert bewusst an die Uniformen der Grande Armée, der kaiserlich-französischen Armee zur Zeit Napoleons des Ersten. Die Anwesenheit französischer Truppen zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat in unserer Region auch sprachlich einige Spuren und Worte wie Trottoir oder Chaiselongue hinterlassen, erklärt Hubert Reiser.

Das Häs des Narrenpolizei ist momentan in der Fasnachts-Ausstellung „Narro – Fasnet in Stockach“ zu besichtigen. Es ...
Das Häs des Narrenpolizei ist momentan in der Fasnachts-Ausstellung „Narro – Fasnet in Stockach“ zu besichtigen. Es erinnert an eine Uniform der kaiserlich-französischen Armee zur Zeit Napoleons des Ersten. | Bild: Constanze Wyneken

Die Glocke des Narrenpolizei erinnert ein wenig an eine Kuhglocke. Schellen wie diese wurden in früheren Zeiten von Polizisten oder Herolden verwendet, um die Neuigkeiten ihres Fürsten oder Bürgermeisters zu verkünden. Durch das Geläute, wollten sie die Aufmerksamkeit des Volkes auf sich ziehen.

Aufmerksamkeit zu bekommen, ist auch das Ziel des Narrenpolizei. Darum läutet er fleißig. „Das Läuten beherrscht jedes Kind“, erklärt Hubert Reiser. Er hat jedes Jahr am Schmotzigen Dunschtig auch einen kleinen Kinder-Narrenpolizei an seiner Seite: Dieser ist eine Kopie seiner selbst, mit Glocke und Säbel und demselben Häs.

Trinkfester Nachfolger gesucht

Ab sofort wird übrigens für Stockach ein neuer Narrenpolizei gesucht. Dieser sollte folgende Voraussetzungen und Eigenschaften haben: Spaß an der Narretei und robuste Gesundheit. Er sollte die deutsche Sprache, wenn möglich Dialekt, beherrschen, sollte ortskundig in der Stockacher Oberstadt und zuverlässig sein, sollte Trink- und Standfestigkeit an allen Theken dieser Stadt und ein gutes Sitzleder besitzen.

Nur ernstgemeinte Bewerbungen an hubsi.reiser@freenet.de oder reisemarschall@narrengericht.de.

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