Nun trifft es auch die mit Abstand größte Veranstaltung in der Region. Der Tengener Schätzele-Markt wird Ende Oktober nicht stattfinden. Er lockt normalerweise vier Tage und Nächte lang zehntausende Menschen aus einem großen Umkreis. Die Veranstaltung fällt aber genauso wie das Oktoberfest in Wiechs am Randen der Corona-Krise zum Opfer.
„Dicht an dicht durch die Marktstände schlendern, in geselliger Runde im Festzelt anstoßen oder sich im Vergnügungspark austoben – all das ist in diesem Jahr nicht möglich. Die anhaltende Corona-Krise hat auch Auswirkungen auf die Feste in Tengen“, erklärt der Tengener Bürgermeister Marian Schreier. Er bedauert, dass der Schätzele-Markt und das Wiechser Oktoberfest der Corona-Krise zum Opfer fallen. Der Gemeinderat habe sich mit einstimmigem Votum für eine Absage entschieden. „Sie ist mit Bedauern aber auch viel Verständnis aufgefasst worden“, so Schreier.
Starker Einschnitt in Traditionsveranstaltung
„Seit 1291 findet der Simon und Judäa-Markt – heute bekannt als Schätzele-Markt – in Tengen statt. Die Absage ist ein Einschnitt, aber aufgrund des Gesundheitsschutzes notwendig“, sagt Marian Schreier. Auch das Wiechser Oktoberfest, das zum 50. Mal stattfinden sollte, müsse leider ausfallen. Es treffe alle Beteiligten sehr hart. In Tengen blicke man aber optimistisch in die Zukunft. Es werde eine Welt nach Corona geben. „Hoffentlich dürfen dann wieder alle gemeinsam feiern, auf dem Schätzele-Markt wie auch auf dem Wiechser Oktoberfest“, so Schreier.
Er könne die Entscheidung verstehen, erklärt Festwirt Alexander Stihl vom Organisationsteam der Stadtkapelle Tengen, die den aufwendigen Betrieb im Festzelt mit an die 400 Helfer stemmt. „Gerade ein Festzelt lebt von Geselligkeit und Musik, das Zelt ist ein Treffpunkt für Jung und Alt“, so Stihl. „Einhalten von Abstandsregelungen, noch strengere Hygiene-Vorschriften und eine ganztägige Eingangskontrolle machen einen Festzelt-Betrieb unmöglich.
„Und was würde passieren, wenn eine Ansteckung nachgewiesen wird? Das wäre ein Imageschaden für die gesamte Veranstaltung“, sagt Stihl. „Abends wird ausgiebig gefeiert. In Zukunft dann mit Mundschutz? Nein, das macht keinem Besucher Spaß. Und dieser soll doch gerade bei solchen Veranstaltungen im Vordergrund stehen“, begründet Stihl. „Wir sind aber hoch motiviert, im nächsten Jahr wieder durchstarten zu können“, betont er.
Herbe Einbußen für Stadtkapelle
Finanziell bedeutet der Ausfall des Schätzele-Marktes für die Stadtkapelle einen empfindlichen Verlust. Stihl zeigt auf, was alles zu bewältigen ist: So müsse der neue Anbau finanziert und abbezahlt werden. Zudem unterstütze die Stadtkapelle ihre Jugendlichen bei der Ausbildung. Auch der Kauf neuer Noten und Uniformen sowie vereinsinterne Aktivitäten kosteten viel Geld.
„Wir wollen in Tengen an einem Strang ziehen. Das gilt auch für die Absage unseres Oktoberfestes“, erklärt Heinz Leichenauer, Vorsitzender des Musikvereins Wiechs am Randen. Die Veranstaltung übt eine große Zugkraft in der Grenzregion aus. „Richtig festen wäre bei zu erwartenden strengen Schutz- und Hygiene-Vorschriften gerade angesichts der Ausgabe von Schlachtplatten kaum möglich gewesen“, zeigt der Vorsitzende auf. Heilfroh seien er und seine Mannschaft, dass der Musikverein noch nicht habe in eine Vorleistung gehen müssen.
Musikverein will sparen
Um die einhundert Helfer aus dem ganzen Verein und Dorf seien im Einsatz, um das Oktoberfest zu bewältigen. „Die meisten freuen sich darauf. Der Einsatz hat auch einen starken gesellschaftlichen Charakter. Die Freude am Musizieren und an den sozialen Kontakten leidet nun auch darunter, dass wir derzeit nicht proben dürfen und Konzerte ausfallen lassen müssen“, sagt er. „Die Einnahmen werden uns fehlen. Wir wollen etwas auf Sparflamme fahren“, blickt Leichenauer voraus. „Möglich, dass wir einen kleinen Ersatz für das Oktoberfest bieten. So wäre der Verkauf von Schlachtplatten zum Mitnehmen denkbar, sollte dies mit den Corona-Bestimmungen vereinbar sein“, erklärt der Vereinschef.