Holle Rauser

Eines will Wolfgang Kramer gleich zu Beginn der Veranstaltung klarstellen: „Der Hegau-Geschichtsverein ist nicht gegen Windkraftanlagen„, so der Vorsitzende des Vereins. „Aber wir sind gegen Windkraft an dieser zentralen Stelle im Hegau„.

40 Teilnehmer bei Spaziergang

Zu einem Spaziergang am Alten Postweg hatte Kramer eingeladen, um an Ort und Stelle mit Fachleuten, betroffenen Bürgern und Freunden der Hegau-Vulkan-Landschaft zu diskutieren. Hier liegt das Tengener Gewann Brand, auf dem zwei Windkraftanlagen entstehen sollen.

Die rund 40 Teilnehmer wanderten in zwei getrennten Gruppen. Kramer und Solarcomplex-Geschäftsführer Bene Müller übernahmen die Leitung der ersten Gruppe, Vereinspräsident Manfred Sailer und Jörg Dürr-Pucher, ebenfalls von Solarcomplex, führten die zweite.

Bene Müller (von rechts) und Wolfgang Kramer diskutieren mit den Teilnehmern.
Bene Müller (von rechts) und Wolfgang Kramer diskutieren mit den Teilnehmern. | Bild: Holle Rauser

Aus Tengen, Stetten, Zimmerholz, Watterdingen und weiteren Orten stammten die Interessenten, alle einte die Sorge um die idyllischen Landschaft bis zum Napoleons-Eck, „dem schönsten Blick auf den Hegau„, so Kramer. Bene Müller zeigte die Lagepläne, die sich mittlerweile verändert hätten.

Windräder sollen im Wald stehen

So müssten die Anlagen in den Wald hineingesetzt werden, betonte Müller. Der Leiter des Kreisforstamts habe ausdrücklich darum gebeten, die Anlagen nicht an den Waldrand zu setzen. „Der Wald ist ohnehin schon geschwächt, eine Öffnung würde dem Wind eine zusätzliche Angriffsfläche bieten“, so Müller.

Für die Optik im Landschaftsbild spiele die Verschiebung keine Rolle. Kramer hakte nach: „Warum wurde gerade dieser Platz ausgesucht? Die Gemarkung Tengen ist groß. Im Westen stören die Anlagen nicht“, argumentierte er. „Uns ist das unverständlich“. Anhand der Windmessung 2015 hätte sich dieser Standort als der beste herausgestellt, sagte Müller. „Die Anlagen müssen da stehen, wo es sich lohnt. Wir wollen ja zukünftig einen Beitrag zur regenerativen Stromversorgung leisten“.

„Der zentrale Spazierweg im Hegau„

Auch die Positionierung am äußersten Ende der Gemarkung sei erklärbar: „Historisch liegen die Gemarkungsgrenzen immer oben“. Diesen Punkt bestreitet Wolfgang Kramer. „Der alte Postweg ist der zentrale Spazierweg im Hegau. Hier Windräder und geschotterte Versorgungsflächen zu sehen, ist unvorstellbar“, mahnte der Historiker.

Rund vierzig Teilnehmer in zwei Gruppen informierten sich über den geplanten Windkraftanlagen-Standort im Gewann Brand. Auch einige ...
Rund vierzig Teilnehmer in zwei Gruppen informierten sich über den geplanten Windkraftanlagen-Standort im Gewann Brand. Auch einige Fridays-for-Future-Aktivisten waren dabei. | Bild: Holle Rauser

Bene Müller versprach: „Der Tourismus wird nicht leiden“. Die Übernachtungszahlen in Tengen seien seit der Einrichtung des Windparks Verenafohren sogar gestiegen. Der Blick ins Hegau sei unberührt, machte er klar. „Auf dem alten Postweg schaut man in die freie Landschaft, man hat die Windräder im Rücken“.

Für Kramer keine Beruhigung: „Die meisten, die in den Hegau kommen, schauen hier hoch“. Rechtlich könne man an den Plänen nichts machen, ist sich Wolfgang Kramer klar. „Aber wir appellieren an die Verantwortlichen, diese Landschaft zu erhalten“.

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Schon die ursprünglichen Pläne der Gemeinde Tengen, im Gewann Brand drei Windkraftanlagen zu errichten, waren auf Protest gestoßen: Der Engener Ortsteil Stetten wehrte sich gegen die Anlagen. Der Kompromiss: Zwei Windräder werden auf der Engener Gemarkung Stauffenberg installiert, dafür soll eine Anlage am ursprünglichen Standort weichen.