Die beiden Wanderer packen ihre leeren Brotdosen in den Rucksack und schnüren die Schuhe. Soeben haben sie auf der Himmelsliege auf dem Tengener Wannenberg den Blick auf den Hohenstoffel genossen. Und nun geht es auf dem Premium-Wanderweg weiter.
Auf die Frage, wie die Beiden die Tengener Luft empfinden, kommt die Antwort schnell: „Hier auf dem Berg finde ich die Luft besonders rein. Es gibt hier viel Grün und wenig Grau, mehr Bäume als Autos“, fasst Sandra Weidner aus Heidelberg zusammen.
Und ihr Mann Gerd ergänzt: „Wir sind vor allem wegen des guten Rufs des Campingplatzes nach Tengen gekommen. Dass die Luft hier so gut ist, gab es dann als Geschenk dazu.“ Die Weidners sind nur zwei von vielen, die in Tengen Urlaub machen: Der Luftkurort im Hegau kommt inzwischen auf über 100.000 Übernachtungen pro Jahr, wie der ehemalige Bürgermeister Helmut Groß berichtet.
Wichtiges Kriterium für Gäste
Damit Tengen für Touristen attraktiv bleibt, soll die Stadt auch weiterhin das Prädikat „Luftkurort“ tragen. „Aus diesem Grund wird derzeit das Bioklima und die Luftqualität in Tengen gemessen“, berichtet Tengens Bürgermeister Marian Schreier. Alle zehn Jahre seien aufwendigere Messungen notwendig, damit sich die Stadt weiterhin „Luftkurort“ nennen dürfe.
„Für viele Gäste ist es ein wichtiges Kriterium, um sich ihren Urlaubsort auszusuchen“, bestätigt Schreier. Aspekte, die die Gesundheit laut einer Mitteilung der Stadt Tengen besonders fördern, sind winterliche trockene Kälte, Wind und größere Temperaturschwankungen. Die Wälder würden nicht nur für Abwechslung in der Landschaft sorgen, sondern im Winter vor Kälte und im Sommer vor Hitze schützen.
Gemessen wird ein Jahr lang
Für das Prädikat werden die Daten von zwei Messstationen ein Jahr lang ausgewertet: Beim Wasserbehälter am Südhang des Wannenberges werden Grobstaub und Stickstoffdioxid gemessen.
Darüber hinaus wird beim Tengener Rathaus im Bereich des Kreisverkehrs die Feinstaubkonzentration ermittelt. Wenn sich das Ehepaar Weidner beim Wandern auf dem Premiumwanderweg nicht getäuscht hat, sollte sich Tengen auch weiterhin Luftkurort nennen dürfen.
„Luftkurort“ seit dem Jahr 2013
Die Stadt Tengen und ihre Ortsteile tragen das Prädikat bereits seit dem Jahr 2013. Als damals bei der Eröffnung der Gewerbeausstellung ein entsprechendes Transparent am Riesenrad hing, fragten viele Bürger, ob dies stimmen könne, erinnert sich Tengens ehemaliger Bürgermeister Helmut Groß.

Im Rathaus wurde eine Postkarte aus den 1930er-Jahren, auf der Tengen bereits als Luftkurort bezeichnet wurde, aufbewahrt. Doch dies sei wohl nur Reklame gewesen. Weder von einem Antrag noch von einer Ernennung zum Luftkurort wusste man im Regierungspräsidium.
Luft ist selbst am Kreisverkehr gut
Doch dies sollte sich ändern. Alt-Bürgermeister Groß beantragte das Prädikat „Luftkurort“. Zahlreiche Messungen fanden statt. „Sogar am Kreisverkehr, wo es die höchste Konzentration an Feinstaub gibt, waren die Ergebnisse optimal“, erinnert sich Helmut Groß. Ein großes Plus für alle Tengener, nicht nur für diejenigen, die im Bereich Gesundheit und Tourismus tätig sind, findet Groß.

Denn ohne die Urlaubsgäste hätte sich der Tengener Lebensmittelmarkt nicht halten können, nennt der Alt-Bürgermeister ein Beispiel dafür, wie wichtig Tourismus ist. Wichtig sei auch zu erwähnen, dass das Prädikat „Luftkurort“ für alle Tengener Ortschaften gelte.
Im Jahr 2013 lautete das Fazit der Untersuchung, das Zusammenspiel von Schonfaktoren und schwachen bis mäßigen Reizfaktoren sei eine gute Voraussetzung für eine erfolgversprechende Klimakur.