Für sein großes Herz ist Engelbert Sittler in Herdwangen-Schönach schon seit Jahrzehnten bekannt. Für die Bürger in der Gemeinde engagiert er sich in vielen Bereichen – hauptsächlich sind es die älteren Einwohner, denen sein Augenmerk gilt. Von Anfang an hat er ab dem Jahr 2005 an der Ausgestaltung des Seniorenkonzepts mitgewirkt, ist unter anderem auch Gründungsmitglied der Nachbarschaftshilfe Miteinander – Füreinander.

Summe ist zweckgebunden

Jetzt hat der 73-Jährige sein Engagement mit einer großzügigen Gabe gekrönt. Getreu dem Leitsatz seiner Großmutter „Schenke und spende immer mit warmen Händen. Mit kalten Händen ist es zu spät“, haben Ehefrau Renate und Engelbert Sittler die Summe von 300 000 Euro an die Bürgerstiftung gespendet – zweckgebunden für den Bau der ambulanten Hausgemeinschaft, die mit zwölf Plätzen als Baustein des zukünftigen Seniorenzentrums in Herdwangen geplant ist.

Häuser am Lago Maggiore verkauft

Wo die Summe herkommt, wollen natürlich viele wissen und der Spender macht daraus kein Geheimnis. Da es seiner Frau gesundheitlich nicht gut geht, hat das Ehepaar seine beiden Häuser am Lago Maggiore verkauft. Eigene Kinder, denen sie den Verkaufserlös schenken oder später vererben könnten, haben Renate und Engelbert Sittler nicht und doch gibt es da etwas in seinem Leben, das er als „sein Kind“ bezeichnet: die ambulante Wohngemeinschaft.

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Von Anfang an war er mit dabei, als sich die Pläne vom zunächst ins Auge gefassten, kleinen Seniorenwohnheim hin zu einer Wohngemeinschaft für ältere Menschen entwickelt hatten. „Schnell war die Idee geboren, das Geld hier sinnvoll zu investieren“, sagt Engelbert Sittler und die Freude über die gute Tat ist ihm am strahlenden Gesicht abzulesen. Bekannt gemacht hat er seine Spende bereits beim Jahresempfang der Gemeinde Herdwangen-Schönach, der in diesem Jahr Pandemie-bedingt Ende Juli statt zu Beginn des neuen Jahres stattgefunden hat.

Renate und Engelbert Sittler verbindet unter anderem ein großes ehrenamtliches Engagement für ältere und pflegebedürftige Menschen über ...
Renate und Engelbert Sittler verbindet unter anderem ein großes ehrenamtliches Engagement für ältere und pflegebedürftige Menschen über die Gemeindegrenzen hinaus. | Bild: Stefanie Lorenz

Seitdem habe es viele anerkennende Worte von Gemeindemitgliedern gegeben, wie Engelbert Sittler schildert. „Die meisten waren sehr erstaunt und haben sich gefreut über unsere Entscheidung“, sagt der 73-Jährige. Im Vorfeld des Sommerempfangs habe er nichts verraten; nur ein kleiner Kreis rund um die Bürgerstiftung, wie Bürgermeister Ralph Gerster und Ehrenbürger Lothar Riebsamen, sei eingeweiht gewesen.

Missverständnisse möchte Sittler gerade rücken

Leider kursieren laut Sittler einige Missverständnisse, die er klarstellen möchte. Er habe nicht, wie vielfach weitererzählt werde, der Gemeinde Herdwangen-Schönach „einfach so“ 300 000 Euro gespendet, rückt er die Dinge zurecht. „Die Summe geht an die Bürgerstiftung – zweckgebunden für den Bau der ambulanten Wohngemeinschaft. Für nichts anderes darf das Geld verwendet werden“, betont der 73-Jährige.

Spende soll Vorbildfunktion haben

Durch die Spende müssten von der Stiftung weniger Kredite für das Projekt aufgenommen werden, was eine positive Auswirkung auf die Höhe der Mieten haben soll. Insgesamt werden die Kosten laut Sittler für die Wohngemeinschaft auf 1,5 bis 1,7 Millionen Euro geschätzt. Er hofft natürlich, dass seine Spende eine Vorbildfunktion haben wird. „Vielleicht machen ja noch weitere Bürger einen Obolus locker“, sagt er.

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Ein Gerücht sei, dass die Summe nicht von ihm selbst aufgebracht worden ist, sondern dass es einen anderen Spender gebe, der anonym bleiben wolle und deshalb Sittler vorgeschoben habe. „Das ist Unsinn“, stellt er klar.

Neue Heimat in Egg seit 43 Jahren

Seit 43 Jahren lebt das Ehepaar in Afholderberg-Egg. Trotz dieser langen Zeit hat Engelbert Sittler den fränkischen Akzent seines Heimatorts Ebenhausen im Landkreis Bad Kissingen nicht verloren, vielmehr ist er zum Markenzeichen des sympathischen 73-Jährigen geworden. Seine Stimme hat Gewicht bei wichtigen Projekten der Gemeinde, wie aktuell beim Bau des Seniorenzentrums auf dem ehemaligen Vogler-Areal mitten im Herzen von Herdwangen. Teil des Zentrums ist die ambulante Wohngemeinschaft.

Verein übernimmt Alltagsbetreuung

Für die Bewohner wird der Nachbarschaftshilfeverein Miteinander – Füreinander die Alltagsbegleitung einschließlich der Generalvermietung übernehmen. Das Projekt ist wie für Engelbert Sittler gemacht – nicht nur wegen seiner zupackenden Art und seiner langjährigen Erfahrung im Umgang mit Senioren, wie etwa in der Betreuungsgruppe für demente, psychisch und körperlich erkrankte Menschen, die vom Verein organisiert wird.

Lange Jahre als Lehrer an der Berufsfachschule für Altenpflege

Das ganz große Pfund, mit dem Engelbert Sittler wuchern kann, ist seine professionelle Erfahrung. Er ist gelernter Krankenpfleger und war 21 Jahre lang als Lehrer an der Berufsfachschule für Altenpflege in Bad Saulgau tätig. Das Projekt der ambulanten Wohngemeinschaft befürwortet er als Fachmann uneingeschränkt. „Die Leute können selbstbestimmt in der Gemeinschaft leben“, schildert er. Es sei eine Lebensform für Menschen, die noch einigermaßen mobil seien, sich gerne einbringen wollen und die gemeinschaftsfähig sind, erläutert Sittler. Das könne auch jemand sein, der an Alzheimer leidet.

Neue Arbeitsplätze entstehen

Es hätten sich bereits Interessenten für die zwölf Plätze gemeldet, bislang sei aber das Verfahren nicht eröffnet. Vorrangig werden Menschen berücksichtigt, die in der Gemeinde leben. In der Wohngemeinschaft entstehen 20 bis 30 Arbeitsplätze für die Alltagsbegleiter der Senioren – teilweise in Teilzeit. Der Nachbarschaftshilfeverein bietet einen Kurs an, um zu lernen, was ein solcher Alltagsbegleiter können muss.

Viel Dankbarkeit kommt zurück

Engelbert Sittler hat sein Leben der Pflege gewidmet – für ihn ist die Pflege eine Berufung geblieben. „Das Schöne ist die direkte Zusammenarbeit mit Menschen und die Dankbarkeit, die man zurückbekommt“, sagt er. Er genießt es, wenn eine liebe Geste, wie ein Streichen über den Arm oder ein herzlicher Händedruck, zeigt, dass sein Engagement geschätzt wird. „Man bekommt so viel zurück, dass man immer wieder die Kraft findet, selbst zu geben“, schildert er.

Stiftung von Bürgern für Bürger

Die Bürgerstiftung Herdwangen-Schönach, die im Jahr 2007 gegründet wurde, ist eine Gemeinschaftsstiftung von Bürgern für Bürger der Gemeinde Herdwangen-Schönach. Sie dient dem Gemeinwohl und möchte erreichen, dass Einwohner, Wirtschaftsunternehmen, Verbände und Vereine mehr Verantwortung für die Gestaltung des Gemeinwesens in der Gemeinde Herdwangen-Schönach und seiner Ortsteile übernehmen. Die Stiftung fördert oder initiiert gemeinnützige Projekte, die in der Gemeinde Herdwangen-Schönach in den Bereichen Jugend, Bildung, Erziehung, Gesundheit und Sport sowie Seniorenarbeit und Altenhilfe, Kunst, Kultur, Natur und Umwelt durchgeführt werden. Ferner fördert sie in diesem Gebiet Maßnahmen und gemeinnützige Projekte, die der Hilfe für Bedürftige, der Völkerverständigung und der Integration von gesellschaftlichen Randgruppen dienen. Schließlich unterstützt sie Projekte aus Wissenschaft und Forschung, die mit dem Förderungsbereich sachlich und räumlich eng verbunden sind. Die Bürgerstiftung ist offen für die Beteiligung möglichst vieler Personen und Organisationen und kann sowohl in finanzieller Form als auch durch das Einbringen von Ideen und Zeit erfolgen. Der Vorstand der Bürgerstiftung Herdwangen-Schönach besteht zur Zeit aus drei Personen: Bürgermeister Ralph Gerster (Vorsitzender), Hubert Rist sowie Barbara Weller. Darüber hinaus gibt es den Stiftungsrat, der über die Einhaltung der Stiftungssatzung wacht und den Vorstand hinsichtlich der Festlegung der konkreten Ziele und Prioritäten der Stiftung berät. Wer die Stiftung unterstützen möchte, kann dies unter der Bankverbindung Sparkasse Pfullendorf/Meßkirch, Kontonummer 57 58 78, Bankleitzahl 69 05 16 20 tun.