Ein weiteres Traditionsgasthaus in der Region schließt seine Türen: Die Familie König wird die Bewirtung des Gasthauses „Frieden“ aufgeben. „Wir haben uns schweren Herzens dazu entschieden, den Betrieb ab dem 3. April einzustellen“, informierte die Familie den SÜDKURIER. Die Schließung ist nicht nur für die Aftholderberger und die örtlichen Vereine eine traurige Nachricht, sondern auch für die Bürger aus dem Umland, die das Traditionsgasthaus schätzen, das mehr als ein halbes Jahrhundert von Elsa und Josef König betrieben wurde.
Ein Ort der Begegnung
Der „Frieden“ ist für die Aftholderberger weit mehr als nur ein Gasthaus. Es ist ein Ort der Begegnung und des Feierns. Ein Dorfmittelpunkt, an dem die Menschen zusammenkommen, um sich auszutauschen. Unzählige Hochzeiten, Kommunionen und Taufen wurden hier gefeiert und nach Beerdigungen kam man im Gasthaus zum Kaffee zusammen. Und dann war da natürlich noch die Fasnet: Hier wackelten die Wände beim Weiberball und bei bunten Abenden. Der festliche Eulogiusritt klang jedes Jahr mit einem schönen Hock aus und das Bergfest des Narrenvereins lockte im Laufe der Jahrzehnte tausende von Besuchern zum Feiern rund um den „Frieden“.
Wirtin Elsa König ist 84 Jahre alt
Dass die Menschen sich in diesem Gasthaus so wohl fühlten, dafür sorgte ab dem Jahr 1969 das beliebte Wirts-Ehepaar Elsa und Josef König. Seit dem Tod des „Frieden“-Wirtes vor dreizehn Jahren betrieb Familie König das Gasthaus weiter. Mit Unterstützung der Söhne gab es zuletzt zwei Öffnungstage in der Woche sowie gebuchte Familienfeiern, Hauptversammlungen und Sitzungen. Auch für Veranstaltungen im aktuellen Bürgermeister-Wahlkampf hielt die Familie König ihre Gaststube in Aftholderberg offen. Inzwischen ist Wirtin Elsa 84 Jahre alt, einen Nachfolger, der das Gasthaus übernehmen könnte, gibt es für sie im Moment nicht.
Verheerender Brand im Jahr 1929
Bereits die Eltern von Josef König hatten das den „Frieden“ bewirtschaftet. Wann genau Großmutter Emma und Großvater Wilhelm die Gaststätte übernommen hatten, kann Familie König nicht sagen. Was aber überliefert ist, ist die schlimmste Stunde in der Geschichte des Gasthauses. Am 12. Juni 1929 ging das Gebäude auf einmal in hellen Flammen auf. „So schnell griff der Brand um sich, dass nur mit Mühe Menschen und Tiere gerettet werden konnten“, schrieb der „Pfullendorfer Anzeiger“ über das verheerende Feuer.

Unterstützung von außen konnten sich die Brandbekämpfer vor Ort nicht holen. Der Grund dafür steht ebenfalls im Anzeiger: „Fremde Feuerwehrhilfe konnte nicht rasch genug mobilisiert werden, da die einzige Fernsprechstelle im Brandobjekt selbst war“. Dem „günstigen Wind und der fleißigen Arbeit der Feuerwehr“ sei es zu verdanken, dass der Anbau mit Saal und Stallung sowie die Nachbarhöfe gerettet werden konnten, heißt es im Bericht weiter. Die Gaststätte war „leergebrannt“.
1969 übernehmen Elsa und Josef König das Gasthaus
Das Gasthaus wurde nach dem schlimmen Feuer wieder aufgebaut. 1969 übernahm es Josef König, der gerade seine Elsa geheiratet hatte. Josef König arbeitete hauptberuflich bei der Post; das Ehepaar betrieb den „Frieden“ im Nebenerwerb und öffnete abends ab etwa 16 Uhr die Türen für seine Gäste.
Viele Vereine sind hier gerne zu Gast
Unter den zahlreichen lokalen Vereinen, welche die Gasträume für ihre Veranstaltungen nutzten, waren es vor allem der Narrenverein Berggeister und der Fanfarenzug Großstadelhofen, die regelmäßig im „Frieden“ anzutreffen waren. Auch die weiteren örtlichen Vereine, wie zum Beispiel der Chor „Chips und Flips“, der Gesangverein, der Eulogiusverein, die Turnerfrauen und auch die Feuerwehr nutzten das Gasthaus für Zusammenkünfte.

Viele Aftholderberger erinnern sich noch mit Freude an das jährliche Weihnachtstheater, das jedes Jahr auf die „Frieden“-Bühne gebracht wurde. Oder an den 1. Mai, wenn die Linzgau-Musikanten mit dem Aftholderberger Otto Haiß mit ihrer schönen Musik Stimmung in den Saal brachten. Otto Haiß trat auch mit seiner Tochter Brunhilde auf; das Duo sorgte für stimmungsvolle Stunden im Gasthaus.
Vom Weiberball bis zum Funken-Barschen – die komplette Saal-Fasnet und ihr Abschluss fanden im Gasthaus statt. Viele fröhliche Stunden wurden im „Frieden“ gefeiert. Und auch das Bergfest des Narrenvereins fand in den vergangenen Jahren rund um das Gasthaus, im Hof und in der Scheune, statt. Wenn der Pfarrer beim Eulogiusfest am Ende des Freiluft-Gottesdienstes die Worte „Gehet hin in Frieden!“ sprach, war das in Aftholderberg wörtlich gemeint, denn das Eulogius-Fest klang für die Teilnehmer gemütlich rund um die Gaststätte aus. Familie König bekräftigte dem SÜDKURIER, dass sowohl das Bergfest des Narrenvereins, als auch der Eulogius-Ritt von ihrer Seite aus weiterhin wie gewohnt stattfinden könne.
Wirtshaussterben
Nicht nur auf dem Land schließen derzeit immer mehr Gasthäuser ihre Türen. Vielfach ist der Hintergrund für eine Schließung – wie es beim „Frieden“ in Aftholderberg der Fall ist –, dass kein Nachfolger für den Betrieb gefunden werden kann. Oftmals sind es aber auch die gestiegenen Preise, vor allem für Lebensmittel und Energie, die den Betrieb einer Gastwirtschaft immer weniger rentabel machen. Viele Wirte, die ihre Gasthäuser nicht mehr betreiben wollen, nennen auch die vielen Gesetzesauflagen für Gastronomen als Grund.