Herdwangen-Schönach – Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern stand im Mittelpunkt einer szenischen Lesung in der Kunsthalle Kleinschönach. Peter Schmidt und Ingvo Clauder inszenierten, umgeben von einer Kulisse aus Bauschutt, der an Zerstörungen erinnerte, die Kommunikation des deutsch-iranischen Schriftstellers Navid Kermani und des israelischen Soziologen Natan Sznaider. Der moslemische Schriftsteller und Orientalist und der jüdische Soziologe hatten sich in Haifa kennen- und schätzen gelernt. Während Sznaider für das Feuilleton der „Frankfurter Rundschau“ schrieb, verfasste Kermani eine sechsteilige Serie über seine Eindrücke für die „Süddeutsche Zeitung“. Ihre große gegenseitige Wertschätzung zeigte sich darin, dass sie ihre Texte jeweils dem anderen zur Überprüfung und zur Kritik zuschickten. Ihre schriftliche Korrespondenz aus dem Jahr 2002 gaben sie als Band mit dem Titel „Israel“ heraus. Erschreckend ist, dass die über 20 Jahre alten Texte eine erstaunliche Aktualität besitzen.

Peter Schmidt, der Kermani seine Stimme lieh, und Ingvo Clauder, der die Texte von Sznaider las, verdeutlichten auf eindrückliche Weise die Konflikte zwischen Israel und Palästina, die sich auf zahlreiche Ebenen erstrecken: von der ganz persönlichen bis zu höchsten politischen Ebenen. Bevor das erste Wort fiel, pflanzten die beiden Darsteller ein Olivenbäumchen und gaben ihm gemeinsam Wasser, was den Wunsch nach Frieden zwischen den Völkern und den Religionen symbolisierte.

Der Austausch von Kermani und Sznaider, von Respekt, aber auch von Zerrissenheit geprägt, zeigte das breite Spektrum des tragischen Dilemmas. Dazu gehören Erfahrungen von Anschlägen, alltäglicher Gefahr, aber auch der provozierenden politischen Entscheidungen. „Was ist der Terror und was die Reaktion“, fragte Kermani. Diese Frage auf beiden Seiten zu stellen, sei schon das Problem an sich. Die Hoffnung bestehe darin, sich auf persönlicher Ebene für gegenseitigen Respekt und Freundschaft einzusetzen.