Eine deutliche Abfuhr erhielt die Telekom in der jüngsten Sitzung des Inzigkofener Gemeinderates. Die Räte unterstützten die Auffassung der Verwaltung, wonach das Glasfasernetz im zukünftigen Baugebiet "Reutäcker" von der Gemeinde über die Breitbandversorgung im Landkreis Sigmaringen (BLS) gebaut werden soll und nicht von der Telekom. Während der Sitzung warf BLS-Geschäftsführer Andreas Gräfe dem ehemaligen Staatskonzern irreführende Werbung vor. Auch Bürgermeister Bernd Gombold kritisierte die Telekom und warf ihr vor, sich "Filetstücke" auszusuchen und ansonsten die ländlichen Gebiete im Stich zu lassen. Das Gremium billigte die Reutäcker-Gesamtplanung, behandelte die Einwände der "Träger öffentlicher Belange" und zeigte sich über den geplanten Arbeitsbeginn im kommenden Frühjahr erfreut.
Warum sich die BLS von der Werbung der Telekom unfair behandelt fühlt, erklärte Andreas Gräfe im SÜDKURIER-Gespräch. Es geht aus Sicht Gräfes um eine Begriffsbestimmung. "FTTB" stehe in Fachkreisen für "Fibre to the building" und bedeute, dass der Glasfaseranschluss bis in den Keller gelegt werde. Die restliche Kabelstrecke bis in die Wohnung oder bis ins Arbeitszimmer müsse der Hauseigentümer zusätzlich finanzieren. Dem gegenüber stehe der Fachbegriff "FTTH"(Fibre to the home). Damit sei, so erläutert Gräfe, gemeint, dass in der Anschlusspauschale bereits die innerhäusliche Glasfaserleitung enthalten sei. Die BLS bietet FTTB an, die Telekom wirbt mit FTTH. Gräfe: "Die Telekom verlegt aber trotzdem nur bis in den Keller. Sie bietet natürlich die Weiterführung der Leitung in die Wohnung an, verlangt dafür aber einen entsprechenden Aufpreis." Das Angebot sei praktisch das gleiche wie von der BLS, obwohl in der Werbung von FTTH die Rede sei.
Zwei weitere Gründe waren für die Entscheidung des Glasfaserausbaus durch die BLS maßgebend. Bei der Telekom hat die Gemeinde keinen Einfluss auf das Tempo des Anschlusses. Bei der Verlegung durch die BLS bleibt die Gemeinde Eigentümerin der Datenleitung. Außerdem habe die Verwaltung keinen Einfluss auf die Anschlusskosten für den einzelnen Hausbesitzer. Mindestens 11 000 Euro muss die Kommune im ersten Bauabschnitt für die zusätzliche Verlegung der Glasfaser bereit stellen. Einen großen Teil der Beratung nahmen die Stellungnahmen der Verwaltung zu den Einwänden und Vorschlägen der "Träger öffentlicher Belange" zum Planungsgebiet Reutäcker ein. Damit sind Behörden, Institutionen, Naturschutzverbände und Bürger gemeint.
Im Rahmen dieser Gemeinderatssitzung hatten Bürger die Möglichkeit zur Wortmeldung. Ein Inzigkofener beispielsweise machte sich Sorgen wegen einer Trinkwasserdruckleitung vom Paulter Tal, die durch die Planung in Zukunft unter Privatgrundstücken verlaufen würde. Die Erklärungen des Rathauschefs, dass diese Bedenken unbegründet seien, konnte Hans Henselmann auch in der Sitzung nicht nachvollziehen.
Reutäcker
Das Baugebiet am östlichen Ortsrand von Inzigkofen in Richtung Vilsingen wird im Endausbau rund 40 Bauplätze zwischen 580 und 850 Quadratmetern bieten. Die Arbeiten für den den ersten Erschließungabschnitt sollen bereits im Frühjahr nächsdten Jahres beginnen. Die ersten Häuser, so Bürgermeister Bernd Gombold, könnten dann bereits im Herbst 2018 zumindest im Rohbau stehen. Das Neubaugebiet wird über den Kreisverkehr in der Römerstraße verkehrstechnisch erschlossen werden. (hps)