Pferdegetrappel, Spielmannszugsklänge, Stimmengewirr, erwartungsvolles Warten. Das war die Geräuschkulisse am Freitag, kurz vor 16 Uhr, auf dem Platz unterhalb der Klosterkirche in Inzigkofen. Hunderte von Schaulustigen und jede Menge prominenter Zeitgenossen hatte sich eingefunden, um die feierliche Übergabe der neuen Hängebrücke im Fürstlichen Park mitzuerleben. Doch noch fehlte eine entscheidende Persönlichkeit. Dann durchschritten Ministerpräsident Winfried Kretschmann und seine Gattin Gerlinde die Menschenmenge. Begleitet unter anderem von Regierungspräsident Klaus Tappeser, den Landräten aus Tuttlingen Stefan Bär, und aus Sigmaringen, Stefanie Bürkle, und vor allem von einem zufrieden lächelnden Inzigkofer Bürgermeister Bernd Gombold.

Kaum war der Stuttgarter Regierungschef aufgetaucht, setzte sich der Festtross in Bewegung. Zuvor eine kleine Abteilung der Hohenzollern-Kürsassiere, in einigem Abstand gefolgt vom Spielmannszug der Ledigen. Der offizielle Teil der Übergabefeier mit zahlreichen Reden fand hundert Meter von der neuen Brücke entfernt unterhalb des Amalienfelsens statt. Damit trugen die Organisatoren den herrschenden Witterungsbedingungen Rechnung. Der Boden war aufgeweicht. Durch die letzten Vorbereitungsarbeiten wirkte die angrenzende Wiese an manchen Stellen aufgewühlt wie nach dem nächtlichen Besuch einer Wildschweinrotte. Der Weg zur kleinen Feststelle war überhaupt nur möglich, weil, wie Bernd Gombold feststellte, fleißige Bauarbeiter jede Menge Kies aufgehäuft hatten.

Die Hauptrede hielt Winfried Kretschmann. Im Laufe seines Referats entpuppte sich der grüne Ministerpräsident als begeisterter Fan des Fürstlichen Parks. Dem Politiker haben es besonders die kleinen Pflanzen im Park angetan. Wer bislang mit dem „zinnoberroten Kelchbecherling“ nichts anfangen konnte, weiß nun, dass es sich um eine im Park vorkommende Pilzart handelt. Der Regierungschef kennt die Standorte von Küchenschellen und weiß, wo im Park Leberblümchen zu finden sind. Für die neue Hängebrücke hatte der Laizer nur lobende Worte übrig. Er bescheinigte den Konstrukteuren, bei ihrer Arbeit „von der Natur inspiriert worden" zu sein. Es handle sich um eine „echte Attraktion“. Als Hausherr im Park überreichte Fürst Karl-Friedrich von Hohenzollern dem Ministerpräsidenten einen Gutschein für einen „Stammbaum“. Kretschmann darf sich nun im Inzigkofer Park einen Baum aussuchen und ihn als sein Eigentum betrachten.
Bürgermeister erinnert an Baugeschichte
Bernd Gombold erinnerte an die lange Baugeschichte, die gescheiterten Ausschreibungen und die Hartnäckigkeit, mit der Verwaltung und Gemeinderat trotzdem an der Verwirklichung gearbeitet haben. Stefanie Bürkle und ihr Vorgänger Dirk Gaerte bestätigten die aufgelistete Historie. Für das Leader-Programm, als einer der Geldgeber, würdigte der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Oberschwaben Heinrich Güntner den Brückenbau. Ebenso wie andere Redner erinnerte er daran, dass solche Projekte nur vor dem Hintergrund der europäischen Einigung entstehen könnten.
Kretschmann hat Spaß am Schaukeln
Nach den Grußworten ging es zur Brücke. Der Fußweg ist nicht für eine solche Menschenmenge ausgelegt. So dauerte einige Zeit, bis Kretschmann die Hängebrücke betreten konnte. Ihm machte das Schaukeln mit der Brücke offenkundigen Spaß. Für Schaukelaktionen ist die "Erlebnisbrücke", wie Planer Johann Senner und Statiker Frank Breinlinger betont hatten, ausgelegt.
Parkbrückenprojekt
Das jetzt fertige Park-Projekt umfasst zwei Brücken. Außer der Hängebrücke musste die Gemeinde noch eine Fußgängerbrücke über die Eisenbahn bauen, mit der das Parkgelände auch von der Landesstraße aus für Parkbesucher erschlossen wird. Der bisherige Drehkreuzübergang zwischen dem Parkplatz und der Eremitage wurde von der Bahn als unsicher eingestuft und inzwischen gesperrt. Von den 660 000 Euro Gesamtkosten bekommt die Gemeinde 437 000 an Zuschüssen aus verschiedenen Töpfen. Dazu gehören unter anderem das Land mit 130 000 Euro, der Naturpark Obere Donau mit fast 120 000 und die Leader-Aktionsgruppe Oberschwaben mit fast 112 500. Eine Schweizer Firma mit Alpenerfahrung baute die Hängebrücke (hps)