Eine einschneidende Veränderung im Feuerwehrwesen brachte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung auf den Weg. Die Feuerwehren Krauchenwies und Ablach sollen eine Kooperation bilden. Der Standort Ablach wird aufgelöst, die Abteilungswehr bleibt bestehen. Ende 2019 wird ihr Fahrzeug an die Abteilungswehr Bittelschieß übergeben. Der Gemeinderat will die Zusammenarbeit zwischen Krauchenwies und Ablach beobachten und sollte die Kooperation gelingen, dann wird den Wehrleuten der Bau eines gemeinsamen Gerätehauses in Aussicht gestellt. Dieser Standort könnte später auch Heimstatt für weitere Abteilungswehren wie Bittelschieß oder Hausen a.A. werden. In der voll besetzten Waldhornhalle entwickelte sich nach dem Sachvortrag von Bürgermeister Jochen Spieß, der sich auf die wichtigsten Passagen eines mehr als 100 Seiten starken Gutachtens konzentriert hatte, eine rege Diskussion, in der fast jeder Gemeinderat das Wort ergriff.

Spieß wirbt für Zusammenarbeit

Schon vor einem Jahrzehnt habe das Innenministerium ganzheitliche Planungen gefordert, erklärte Spieß, dass das Thema Feuerwehrbedarfsplan in Krauchenwies lange bekannt war, aber nichts passiert sei. Der von der Gemeinde beauftragte Gutachter attestiere der Kommune eine gute Feuerwehrversorgung, wobei man auch mit vier statt aktuell fünf Feuerwehrhäusern auskommen würde. Bekanntlich wurde das Gerätehaus in Ablach zerstört und das Einsatzfahrzeug steht in einer Unternehmergarage. Laut Gutachter gebe es für einen Neubau keinen Zuschuss. Deshalb soll das Auto abgegeben werden und die Abteilung mit Krauchenwies kooperieren. Für Hausen a.A. soll ein Gerätewagen und für Krauchenwies gleichfalls ein neues Fahrzeug angeschafft werden. Diese Ersatzbeschaffung sei nötig, erklärte Bürgermeister Spieß. Es sei sinnvoll, die Kräfte von Ablach und Krauchenwies zu bündeln. Er stellte bei einer erfolgreichen Kooperation den Neubau eines Gerätehauses in Aussicht.

Zentralisierung Gebot der Stunde

"Wenn es funktioniert, dann müssen wir für eine zukunftssichere Lösung planen", pflichtete Ratsmitglied Helmut Hofmann bei. Er schlug für das Gebäude eine modulare Bauweise vor, denn mittelfristig führe an einer Zentralisierung der Feuewehr kein Weg vorbei. "Es fällt mir schwer", gestand Bernhard Fuchs. Und für Hans-Peter Kernler war die Feststellung wichtig, dass die Abteilung Ablach nicht aufgelöst, sondern künftig mit Krauchenwies gemeinsam übt und eingesetzt wird. "Wenn es funktioniert, sollten wir uns im Jahr 2020 wegen dem Gerätehaus zusammensetzen", erklärte Thomas Störk. Man stehe nicht unter Zeitdruck und sollte die Situation beobachten, lehnte Eric Stolz das Vorhaben ab, wofür es Beifall gab. "Dann passiert wieder nix", widersprach Jochen Spieß und erklärte: "Der Applaus macht mir Sorgen." Eine klare Antwort gab es vom Rathauschef auch auf die Frage von Roswitha Frick, was passiere, wenn die Kooperation nicht funktioniere. "Dann gibt es kein Feuerwehrhaus."

Führungsteam kündigt in Sitzung

Bei fünf Nein-Stimmen und einer Enthaltung wurde die Kooperation vom Gemeinderat mit großer Mehrheit beschlossen, wobei Spieß bezüglich des neutralen Feuerwehrhauses im Beschluss die Formulierung "kann ein Neubau ins Auge gefasst werden" gewählt hatte. Sekunden nach der Abstimmung zogen der Ablacher Kommandant Norbert Bechinger und sein Stellvertreter Robert Hahn ihre Uniformkittel an, marschierten an den Ratstisch und legten zwei Briefe auf den Tisch, in denen sie um die sofortige Entlassung aus ihren Ämtern ersuchen. Dann verließen sie den Saal. "Das finde ich nicht ok", kommentierte Spieß die Aktion. Nach der Sitzung bildeten sich Grüppchen von Feuerwehrleuten, wobei niemand etwas zur Situation öffentlich sagen wollen. Ein junger Mann, der ungenannt bleiben will, erklärte schließlich, dass er weiter im Dienst bleibe werde und eine Gesamtwehr Krauchenwies positiv sehe.

Ablacher Feuerwehrleute: "Wir kommen nie mehr rechtzeitig an den Einsatzort"

Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erklärten mehrere Feuerwehrleute aus Ablach, die allerdings ungenannt bleiben wollen, warum die Fusion ihrer Abteilung mit Krauchenwies feuerwehrtechnisch aus ihrer Sicht keinen Sinn macht.

Die Leistungsfähigkeit einer Wehr bemisst nach deren Eintreffzeit, der Anzahl und den Einsatzmitteln. In Baden-Württemberg muss die Feuerwehr binnen zehn Minuten nach der Alarmierung vor Ort sein. Die Ablacher Feuerwehrleute erklären, dass es von ihrem Ort zum Feuerwehrgerätehaus in Krauchenwies, wo die Einsatzfahrzeuge stehen, rund drei Kilometer sind. Diese Strecke müssen die Einsatzkräfte nach der Alarmierung zuerst zurücklegen, während ihre Kameraden aus Krauchenwies viel schneller am Feuerwehrhaus sind, das Fahrzeug bestücken und zum Einsatzort fahren. "Uns kommen auf dem Weg ins Feuerwehrhaus die Kameraden im Feuerwehrauto entgegen oder wir fahren hinter ihnen her", bringt es ein langjähriger Ablacher Feuerwehrmann auf den Punkt.

Ein solcher Ablauf sei für die übungsfreudige Wehr absolut unbefriedigend, gibt er zu bedenken. Man habe erst im April 2018 von der geplanten Kooperation erfahren und bei Sitzungen des Feuerwehrausschusses Vorschläge unterbreitet, die seitens der Verwaltung rigoros abgelehnt wurden. Darunter den Plan für eine sogenannte "Box" zum Unterstellen des Fahrzeuges, was rund 60.000 Euro gekostet hätte.

Große Bedenken haben die 36 Aktiven und zehn Jugendfeuerwehrler aus Ablach, ob im Gerätehaus Krauchenwies beide Wehren unterkommen können. Ein Vorschlag lautete deshalb, zwischen Ablach und Krauchenwies, quasi in der geografischen Mitte, bei der Mühle ein neues Gerätehaus zu erstellen. Den möglichen Bau eines sogenannten neutralen Gerätehauses, das in der Gemeinderatssitzung von Bürgermeister Jochen Spieß und etlichen Ratsmitgliedern in Aussicht gestellt wurde, allerdings nur, wenn die Zusammenarbeit zwischen Ablach und Krauchenwies funktioniert, sehr skeptisch. Mit Hinweis auf etliche, nicht eingelöste Versprechen der Vergangenheit, sind sie pessimistisch: "Gerätehaus weg, Fahrzeug weg, Abteilung weg!" (siv)