Mehr als 100 Jahre nach der Gründung des Columbus-Verlages durch Paul Oestergaard in Berlin, und rund drei Jahrzehnte nach der Ansiedlung in Krauchenwies, hat sich Familie Oestergaard entschieden, einen Kompagnon in das Unternehmen zu holen. Der Stuttgarter Kosmos-Verlag übernimmt 51 Prozent der Anteile und die Familie Ostergaard behält 49 Prozent, bestätigte Torsten Ostergaard, der das Unternehmen in vierter Generation führt, im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Schon einmal traf der Firmenchef mit seinem Vater Peter eine wegweisende Entscheidung, als man nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1989 den Umzug nach Krauchenwies beschloss, nachdem die Umsätze eingebrochen waren. In einer Zeit, in der die Kartografie und die Produktion mit der Schnelligkeit der weltweiten Veränderungen kaum mithalten konnten, wurden die hier ansässigen Zulieferer enger in den Produktionsablauf eingebunden und die Kapazität deutlich ausgebaut. "Wir sind in diesem kleinen, überschaubaren Markt für Globen Weltmarktführer", sagt Torsten Oestergaard nicht ohne Stolz. Derzeit sind in Krauchenwies 40 Mitarbeiter beschäftigt, der Jahresumsatz beträgt rund fünf Millionen Euro und beide Kennzahlen sollen mit Hilfe des neuen Mehrheitseigners erhöht werden. Vor einem Jahr entwickelten sich zwischen den befreundeten Unternehmerfamilien Oestergaard und Fleissner die ersten Gedanken über eine strategische Partnerschaft, erzählt Torsten Oestergaard. Der Kosmos-Verlag besitze einen großen Vertriebsapparat, besonders in den USA und England, der künftig auch für die Globen nutzbar ist, wobei man für die Stuttgarter ein Programm für die Produktion von sieben bis acht preisgünstigen Globen entwickle.

Umgekehrt kann der neue Gesellschafter den unausgelasteten Spritzgussbetrieb in Krauchenwies für seine Produktion nutzen. Eine 100-prozentige Übernahme durch Kosmos lehnte Oestergart ab, und so näherte man sich sukzessive der 51:49-Prozent-Regelung. Mit Wirkung vom 1. April wurde das neue Konstrukt rechtsgültig, wobei die Firmen einen Zehn-Jahres-Vertrag abgeschlossen haben. Dieser beinhaltet auch, dass Torsten Oestergard ebenso in der Geschäftsführung bleibt wie sein Sohn Niklas, der nach den Vorstellungen von Kosmoschef Fleissner in einigen Jahren dessen Position übernehmen soll. "Wir sind beide Familienbetriebe und haben dieselbe nachhaltig ausgerichtete Unternehmensphilosophie", macht der langjährige Firmenchef deutlich, dass der Zusammenschluss zwischen Stuttgart und Krauchenwies auf absoluter Augenhöhe geschieht und keinerlei wirtschaftlichen Nöten geschuldet ist. Sehr optimistisch ist Oestergaard, dass man den Umsatz ohne größere Investitionen deutlich erhöhen und und damit auch die Profitabilität steigern kann. Mehr Produktionsvolumen bedeute auch, dass man zusätzliche Arbeitskräfte benötige, antwortet er auf eine entsprechende Frage.

Columbus-Verlag

Paul Oestergaard gründete den Verlag 1909 in Berlin und nach der Berliner Blockade 1948 siedelte das Unternehmen nach Stuttgart um. 1972 stellte man den Globus "Planet Erde" vor und zum Milleniumjahr präsentierte Columbus ein Modell, in dem die Weltkugel innerhalb eines Magnetfelds frei schwebt. Die größten Globen haben einen Durchmesser von zwei Metern. Im Jahr 1989 erfolgte die Umsiedlung nach Krauchenwies, wo mit Niklas Oestergaard, mittlerweile die 5. Generation in die Geschäftsführung einstieg. (siv)