Sichtlich beeindruckt zeigte sich Gerlinde Kretschmann, Ehefrau des amtierenden Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, von der Arbeit des "Werkstättle". Den Besuch der "First Lady" hatte der VdK-Kreisverband organisiert und auch vier Dutzend Mitglieder nutzten die Gelegenheit, sich bei einem Betriebsrundgang über die Wirtschaftsbereiche des gemeinnützigen Beschäftigungsunternehmens zu informieren. Das Vorstandsduo Joseline Gräbner-Reutter und Rüdiger Semet zeigte den Besuchern die jeweiligen Bereiche und Arbeitsplätze. Aktuell sind im "Werkstättle", das vor mehr als 30 Jahren aus einem Projekt der evangelischen Kirchengemeinde entstand, etwa 150 Menschen beschäftigt, erläuterte Semet. Eindringlich wies er darauf hin, dass trotz der aktuell guten Wirtschaftslage und der scheinbaren Vollbeschäftigung hunderttausende Menschen keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt haben, und zwar aus vielerlei Ursachen. "Diese Menschen leben am Rande der Gesellschaft", erläuterte Semet, dass den Betroffenen neben Einkommen, gesellschaftlicher Akzeptanz auch die Tagesstruktur fehle, die durch die Arbeit vorgegeben werde. Das "Werkstättle" bietet Langzeitarbeitslosen und psychisch Kranken unter anderem im Druck- und Industrieservice, der Abenteuergolfanlage oder der Werbemittelherstellung adäquate Arbeitsmöglichkeiten.

Dann plauderte Gerlinde Kretschmann über ihren Alltag als Gattin des Ministerpräsidenten, der ziemlich anstrengend sei. Sie erhalte viele Einladungen, lade sich gelegentheitlich auch selbst aus Interesse an einem Thema ein. So war sie zu Gast bei einer Hospizgruppe in Stuttgart und auch im Gefängnis Hinzistobel in Ravensburg. Schnell merkten die Besucher, dass ihr prominenter Gast absolut ungekünstelt mit ihrer Rolle umgeht. Beim Besuch des Vatikans durfte sie in das Geheimzimmer spicken, wo die neu gewählten Päpste vor ihrem ersten Balkonauftritt eingekleidet werden. Und da man nie weiß, wer denn auf dem Stuhl Petri sitzen wird, gibt es in dem Raum für jede Konfektionsgröße die passende Robe. Ob denn Kate und William vom englischen Königshaus wirklich Spaß daran hatten, dass sie bei ihrem Kurztrip in Heidelberg auch noch eine Dudelsackkapelle hören musste, bezweifelt Gerlinde Kretschmann. Sie und ihr Mann hatten jedenfalls viel Freude an den schottischen Klängen, kennen sie doch die Musik von ihren Besuchen auf der Insel bei der ältesten Tochter, die in Schottland verheiratet ist. Wenn ausländische Staatsgäste ihre Ehefrauen mitbringen, dann ruft die Repräsentationspflicht die pensionierte Grundschullehrerin, die auch von Auslandsreisen nach Indien, China oder Israel erzählte. "Wenn er weitermachen will, dann machen wir weiter", antwortete sie auf die Frage, ob Ehemann Winfried, der im nächsten Jahr seinen 70. Geburtstag feiert, über seine aktuelle Amtsperiode hinaus in der Politik bleiben will.