Karl Mägerle

Wer war Gustav Kempf, der Bauernsohn aus Göggingen, der als jüngstes von fünf Geschwistern am 8. Januar 1890 auf dem Lochbauernhof in Göggingen geboren wurde? Hier besuchte er die die Volksschule und ab 1900 die Bürgerschule in Meßkirch. 1904 wechselte er als Zögling an das Gymnasialkonvikt Konradihaus in Konstanz, wo er auf seinen Vetter Martin Heidegger traf und 1910 das Abitur ablegte.

Die Charakterzüge und das Lebenswerk Gustav Kempfs hat Carmen Ziwes aus Krauchenwies für das Bildungswerk recherchiert, das im Pfarrsaal in Göggingen großes Interesse fand. Dort wurde deutlich: Gustav Kempf war ein willensstarker Mensch, ein tiefgläubiger Christ, engagierter Erzieher und nicht zuletzt ein heimatverbundener Forscher, der seinen Ruhestand in seinem Heimatdorf ab dem Jahre 1958 verbrachte. Doch auch hier zeigte er sich engagiert und galt als Kulturförderer seines Dorfs, etwa bei der baulichen Erneuerung der Dorfkirche St. Nikolaus, im Besonderen des Innenraums, der Gestaltung des Gemeindewappens, des Kriegerdenkmals, dem Gögginger Heimatbuch und nicht zuletzt dem Dorfbrunnen, wobei er überall als Stifter selbst mit beitrug. Seine Verdienste würdigte die Gemeinde Göggingen am 19. Juli 1964, als Gustav Kempf die Ehrenbürgerwürde übertragen wurde.

Georg Binder (links) bedankte sich im Namen des Bildungswerks bei Carmen Ziwes für ihren Vortrag über Gustav Kempf.
Georg Binder (links) bedankte sich im Namen des Bildungswerks bei Carmen Ziwes für ihren Vortrag über Gustav Kempf. | Bild: Karl Mägerle

Sein Interesse an der Geschichte der Heimat wurde bereits in jungen Jahren durch seinen Vater Valerian Kempf geweckt, der von 1891 bis 1912 Bürgermeister von Göggingen war und seinem "wissbegierigen Büble" aus alten Zeiten erzählte und dabei vermerkte, "das eng begrenzte Leben auszuweiten", wie Gustav Kempf in seinem Vorwort des Heimatbuchs schreibt.

Neben dem Theologiestudium in Freiburg besuchte Gustav Kempf das Priesterseminar in St. Peter und empfing am 7. Juli 1914 durch den Freiburger Erzbischof Thomas Nöber die Priesterweihe. In den folgenden Jahren war er an verschiedenen Orten als Vikar tätig. So in Emmendingen und später als Präfekt im Konradihaus in Konstanz sowie als Hausgeistlicher im Schloss Möggingen. Ab dem Jahre 1923 wurde er als hauptamtlicher Religionslehrer nach Ettlingen versetzt, wo er 1927 zum Professor ernannt wurde. Es folgte 1933 ein Wechsel an das Schlossgymnasium nach Bruchsal, er war geistlicher Leiter in der Jugendbewegung "Bund Neudeutschland" sowie als Redakteur von 1930 bis 1937 für die Herausgabe des St.-Konradskalenders zuständig. Gustav Kempf ließ keinen Zweifel an seiner religiös begründeten Ablehnung der nationalsozialistischen Ideologie, wie Carmen Ziwes den aufmerksam folgenden Zuhörer zu verstehen gab.

Nach den Worten von Otto Roegele, Schüler von Gustav Kempf, überschritt er die Grenzen zum Politischen nie, die christliche Religion allein war für ihn der Maßstab seines Denkens und Handelns. "Es war eine Vertiefung, die uns Kempf mit seinem fundierten Religionsunterricht gelehrt hat.

Er war ein hervorragender geistlicher Führer, der es verstand, die Schule in einen Erlebnisort zu verwandeln. Selbst als der Religionsunterricht von den Nazis mehr und mehr eingeschränkt wurde, ließen sich die Primaner in Offenburg am Grimmelshausen-Gymnasium privat unterrichten. Doch all dies führte dazu, dass Gustav Kempf von der Partei überwacht wurde und sich zwei Mal vor der Gestapo zu verantworten hatte. Die ihm jedoch nichts vorwerfen konnte. Er sei "ein fanatischer Römling, der seine erzieherische Aufgabe in vorsichtiger, schlauer Weise zu Gunsten der römisch-katholischen Weltanschauung nutze", so die Beurteilung des NS-Kreisleitung Konstanz von 1938. Danach verlor er wohl die Anstellung am Zeppelin-Gymnasium in Konstanz und wurde in den Schuldienst nach Mannheim und später nach Offenburg versetzt.

Die besondere Ehre zur Ernennung zum "Erzbischöflichen Geistlichen Rat" wurde ihm kurz nach Kriegsende am 22. Juni 1945 zuteil. Nach dem Krieg führte er die Klosterschule in Offenburg, die er im Laufe der Jahre zu einem Vollgymnasium für Mädchen ausbaute. Dafür wurde ihm 1964 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen. Mit reichliche Beifall und einem Geschenk bedankte sich Georg Binder für das Bildungswerk bei Carmen Ziwes für ihren Vortrag.