Im Sommer 2022 wird an der Sophie-Scholl-Schule in Krauchenwies der letzte Werkrealschüler seinen Abschluss machen und dann werden an diesem Standort nur noch Grundschüler unterrichtet. Vor drei Jahren entschied die Gemeinde als Schulträger, angesichts rückläufiger Anmeldezahlen, den Haupt- und Werkrealzug aufzugeben.
Sitzung in der Waldhorn-Halle Krauchenwies
"Das macht niemand gern", erklärte Bürgermeister Jochen Spieß gestern im SÜDKURIER-Gespräch, dass am Donnerstag, 12. Juli, 19.30 Uhr, in der Waldhornhalle Krauchenwies, der Gemeinderat erneut eine wegweisende Entscheidung bezüglich der heimischen Schullandschaft zu treffen hat. Die Grundschule Göggingen soll nach dem Schuljahr 2022/2023 aufgegeben und die Erst- bis Viertklässer aus Göggingen und Ablach dann in Krauchenwies unterrichtet werden. Schon bei der Aufgabe des Werkrealschulzweigs an der Sophie-Scholl-Schule entspann sich die Frage, was dort mit den frei werdenden Räumlichkeiten geschieht. Nach Angaben von Spieß nahm das Thema Schule während einer Klausurtagung des Gemeinderates "an Fahrt auf" und viele Mitglieder plädierten dafür, eine zukunftssichere Lösung für die Gesamtgemeinde zu finden.
Gemeinderat will Zukunftslösung für Gesamtgemeinde
In der Sophie-Scholl-Schule stehen ab 2022 insgesamt 1700 Quadratmeter an Schulräumen zur Verfügung, dazu ein moderner PC-Raum bis hin zu einem multifunktionalen Lehrsaal. Diese Lernbedingungen könnte man künftig auch den Gögginger Schülern bieten, die derzeit in den Klassen 1 und 2 klassenübergreifend unterrichtet werden. "Das Lehrerteam leistet dort tolle Arbeit", betont Rathauschef Spieß, dass die geplante Schulschließung nichts mit der dortigen pädagogischen Arbeit zu tun hat, sondern einzig der rückläufigen Schülerzahl und dem vorhandenen Raumangebot in Krauchenwies geschuldet ist. Als Vorteil sieht Spieß, dass die Kinder der Gemeinde sich nun schon in der Grundschule kennenlernen. Angesichts von 180 oder noch mehr Grundschülern werde man auch als Arbeitgeber für Lehrer und besonders Rektoren attraktiv. Bekanntlich sind in Baden-Württemberg 210 Stellen für Rektoren und Konrektoren unbesetzt, besonders im Ländlichen Raum.
Ortschaftsrat hat Schließungsvorschlag schon zugestimmt
Höchsten Respekt zollt der Rathauschef dem Ortschaftsrat Göggingen, der den Vorschlag einstimmig billigte und eine Entscheidung für die Gesamtgemeinde getroffen habe. Auch die Mitglieder des Ortschaftsrates Ablach stimmten zu, denn die Erst- bis Viertklässler des Ortes besuchen die Grundschule der Nachbargemeinde. Entwickelt wurden die Vorschläge von der Arbeitsgruppe "Schule in der Zukunft", die seit November 2017 tagt und in der alle betroffenen Gruppen eingebunden sind. Wenn der Gemeinderat morgen Abend dem Vorschlag zustimmt, werden ab dem Schuljahr 2022/2023 die bisherigen Grundschulbezirke von Göggingen und Krauchenwies zusammengelegt.
Altes Gebäude für Kinderbetreuung und Vereinsnutzung
Das Grundschulgebäude soll dann vorrangig für Kinderbetreuung genutzt wrden, und auch die Vereine sollen Nutzungsmöglichkeiten erhalten. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER bestätigte Gernot Schultheiß vom Staatlichen Schulamt Albstadt, dass seine Behörde die geplante Schulschließung mittrage. Durch die Stärkung des Grundschulstandortes Krauchenwies sei es möglich, die dortige Leitung durch die Wiederbesetzung des Konrektorposten zu stärken.
Lehrermangel
Um dem drohenden Lehrermangel an Grundschulen zu bekämpfen, bietet das Land für das Schuljahr 2018/2019 500 Gymnasiallehrern an, an Grundschulen zu unterrichten, und erhalten dann eine verbindliche Einstellungszusage als verbeamteter Gymnasiallehrer. Hintergrund der Offerte von Bildungsministerin Susanne Eisenmann (CDU) ist, dass 1600 freien Stellen an den 2400 Grundschulen im nächsten Schuljahr nur 1100 Bewerber gegenüber stehen. Bundesweit fehlen einer Studie zufolge bis zum Jahr 2025 rund 35 000 Grundschullehrer. Die durch eine Pensionierungswelle verursachte Durststrecke soll 2021 vorüber sein.