Eine "Tote Thekla" bekamen Gäste serviert, die zur Lesung mit Krimi-Autor Harald J. Marburger in das Strandbad Krauchenwies gekommen waren. Was sich morbide anhört, entpuppte sich als knallroter, wohlschmeckender Begrüßungscocktail. Diejenigen, die Marburgers Erstling "Totengräberspätzle" bereits gelesen hatten, wussten, dass es sich bei Thekla um eine Vogelspinne handelt, die im Verlauf des Krimis den Tod findet. Atmosphärisch passend untermalte das Bläserquintett Sigmaringen die Melange aus Krimiunterhaltung und Gaumenvergnügen.

Joachim Greisle von der Buchhandlung Rabe, der die Lesung im Rahmen von "Sigmaringen liest" organisiert hatte, erläuterte, dass die Veranstaltung im Zeichen des Löffels stehe. Denn wer Eintritt bezahlt hatte, bekam einen solchen ausgehändigt. Zum Schluss musste man den Löffel abgeben, aber zum Glück im wahren Wortsinn, um dafür ein Getränk in Empfang zu nehmen.

Zwischendurch reichte Strandbad-Wirtin Andrea Reutter "Mafia-Spätzle". Harald J. Marburger, wuchs in Pfullendorf auf und war unter anderem als Filmemacher und Musiker tätig. Aktuell arbeitet er als Redakteur und Autor für das Wissensmagazin »Galileo«. Seinen ersten Krimi "Totengräberspätzle" hat er im Bestattungsmilieu in der fiktiven Kleinstadt "Muggenpfuhl" angesiedelt, die – wen wundert das – teilweise stark an Pfullendorf erinnert. Einem Ortskenner wird so manch eine Ecke äußerst vertraut vorkommen.

Harald J. Marburger las im Strandbad Krauchenwies im Rahmen von "Sigmaringen liest" aus seinem Krimi "Totengräberspätzle", dessen ...
Harald J. Marburger las im Strandbad Krauchenwies im Rahmen von "Sigmaringen liest" aus seinem Krimi "Totengräberspätzle", dessen Schauplätze stark an Pfullendorf denken lassen. Bild: Isabell Michelberger

Vielleicht auch der Menschenschlag? Anhand der Passagen, die der Autor vorlas, bekamen die Zuhörer einen Eindruck von den eigenwilligen wie originellen Aufträgen des "Eventbestatters", der beispielsweise eine verstorbene Hippie-Oma nach ihrem Wunsch in einen gitarrenförmigen Sarg bettete mit "Stairways to Heaven" als Beerdigungsmusik. Der alteingesessene Dorfbestatter Gottesacker ist verzweifelt, weil ihm "Progressivbestatter" Lindhorst alle Aufträge wegnimmt. Die Situation eskaliert, als Gottesacker sich sein Recht zurückerobert und dem Konkurrenten eine Leiche aus dem Kühlkeller stiehlt. Dass diese es wahrlich in sich hat, weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Das kostbare Innenleben des entführten toten Patrone aus Sizilien ruft sehr schnell nicht nur die Muggenpfuhler Polizisten mit ihrem italienischen Kollegen Caruso auf den Plan, sondern ebenso die italienische sowie die russische Mafia. Ein schwarzhumoriges Verwirrspiel mit bösen Überraschungen und Slapstick beginnt. Zwischen den Textpassagen ließ das Bläser-Quintett Sigmaringen, das aus Peter Brodmann, Markus Kramer (beide Trompete), Thomas Seßler (Horn), Anton Ruprecht (Posaune) sowie Alexander Gilson (Tuba) besteht, Spirituals wie "Nobody Knows The Trouble I've Seen" oder "Swing Low, Sweet Chariot" als getragene, aber auch fetzige Trauer-Märsche hören. So hatten die Besucher der Lesung ein mannigfaches Vergnügen am Steidle-See.