Er war Gründungsmitglied der Kastelruther Spatzen und hat zahlreiche Goldene Schallplatten und Musikpreise bekommen. 1993 verabschiedet Oswald Sattler sich für drei Jahre aus dem Musikgeschäft. Nach dieser schöpferischen Pause kam er aber nicht nur als Interpret der volkstümlichen Musik zurück, sondern auch als ein Mann, dem Lieder mit religiösem Inhalt wichtig geworden sind. Seine sakralen Konzerte sind in der Regel ausverkauft. So war es auch am Sonntagabend in Krauchenwies. 650 Zuhörer feierten einen Mann, der nicht nur mit seiner hervorragenden Stimme überzeugt, sondern auch durch seine Ausstrahlung. Und er steht nicht einfach nur da und singt. Er will auch eine Botschaft vermitteln. Die Botschaft von Frieden und Nächstenliebe.
Seine musikalische Herkunft kann Sattler nicht verleugnen. Warum auch? Die eingängigen Melodien werden den Konzertbesuchern noch lange im Gedächtnis bleiben. So mancher hat den Sänger auf einer Silberscheibe mitgenommen. Bereit, um am heimischen CD-Player das rund dreistündige Konzert noch einmal an sich vorbeiziehen zu lassen. Und das war zweifellos ein Höhepunkt in der Region. Die Autokennzeichen der Konzertbesucher machten das deutlich. Und auch der nahezu frenetische Beifall am Schluss mit stehenden Ovationen für den Mann, der den Zuspruch des Publikums sichtlich genießt. Und das darf er auch. Denn was Sattler zusammen mit dem Ensemble Otti Bauer in der St.-Laurentius-Kirche geboten hat, das war nun wirklich nicht "ein bisschen Volksmusik im Kirchensound", sondern auch hervorragende Gelegenheit, dem Alltagsstress zu entfliehen.
Schon der Konzertbeginn mit dem Violinsolo "The Rose" machte deutlich, dass die Besucher ein ganz besonderer Spätnachmittag erwarten würde. War das Wetter draußen alles andere als angenehm, so kam in der Kirche bei diesem Lied sofort eine ganz besondere Stimmung auf. Das aus ausgezeichneten Instrumentalisten und Sängern bestehende Ensemble hatte sich zu Beginn mit "Air" und einer poppigen Version der weltberühmten "Toccata" von Barockmeister Johann Sebastian Bach bestens empfohlen. Das sollte dann später auch noch mit "Ave Maria" und "Mi Mancheral" so sein.

Emotionale Momente
Das Zusammenspiel mit Oswald Sattler war routiniert und perfekt. Und der glänzte mit Stimme und Charme. Die Atmosphäre war dermaßen emotional, dass sich nicht wenige Besucher Tränen aus den Augen wischten. "Die Sprache der Liebe ist die einzige Sprache, die alle Menschen verstehen", lautete die Botschaft des Mannes aus den Dolomiten. Und: "Jesus liebt dich, wie du bist." Er singt und spricht viel vom "lieben Gott". Und wenn er allen Menschen Frieden wünscht, dann mag das wie eine Floskel klingen, die man in der Adventszeit sowieso schon so oft hört. Man kommt aber nicht umhin, es dem Mann abzunehmen, dass ihm eben dieser Frieden ein ganz besonderes Anliegen ist. Sicher ungewöhnlich ist, dass bei einem solchen Konzert das Glaubensbekenntnis gesungen wird. Dass Sattler dabei den katholischen Text nimmt, das haben ihm die Protestanten in der Kirche sicher verziehen. Zu eindrücklich war die Interpretation, als dass man sich an dem kleinen Wörtchen "katholisch" echauffieren konnte. Und dass Pfarrer Markus Moser am Schluss den Segen gesprochen hat, war ebenso ungewöhnlich wie das Schlusslied: Publikum und Künstler sangen gemeinsam "Großer Gott wir loben dich". Das war nun ein zusätzliches Erlebnis, an das man bestimmt noch lange denken wird.
Zur Person
Oswald Sattler wurde am 7. Dezember 1957 als fünftes von acht Kindern in Kastelruth/Südtirol geboren. Mit seiner Frau Alma hat er zwei Söhne: Daniel und Ivan. Mit 18 Jahren gründete er gemeinsam mit Freunden die Kastelruther Spatzen. 1993 hatte er genug vom Tournee-Rummel und gönnte sich eine Auszeit von drei Jahren. Seidtem ist er als Solist unterwegs. Sakrale Konzerte sind ein Teil seines Programms. (kf)