Ungebrochen groß ist das Interesse der Bürger am Fortschritt der Renovierungs- und Sanierungsarbeiten am Marstallgebäude in Krauchenwies. Josef Alexander Henselmann, Enkel des in Laiz geborenen Bildhauers Josef Henselmann, erwarb das Objekt 2013. Nachdem er schon im Sommer vergangenen Jahres die Bürger eingeladen hatte, sich ein Bild von den umfangreichen Arbeiten zu machen, woraufhin 200 Leute die Gelegenheit genutzt hatten, kamen dieses Mal rund 150 Interessierte. Als Veranstalter fungierte das Bildungswerk Krauchenwies. Dessen Leiterin Rosemarie Hüglin freute sich über den großen Andrang.
Josef Henselmann und sein Sohn Maximilian, angehender Architekt, gaben in launigen Worten und sehr kurzweilig Auskunft, untermalt von Lichtbildern. "Wir arbeiten seit einigen Jahren hier. Ich fühle mich fast als Krauchenwieser", sagte Josef Henselmann. Aus der Bevölkerung gebe es immer wieder positive Worte, ein Grund für ihn, immer wieder die Fortschritte am Bau zu zeigen. "Wir möchten sie teilhaben lassen an unserer Freude." Und diese Freude ist Henselmann anzumerken. Ausgehend vom "weißen Saal", ehemals Reithalle, nach dem Krieg von der Gemeinde als Turnhalle genutzt, bewegte sich die Besucherschar bis hinauf unters Dach. Auf die Frage "Wer hat hier geturnt?" hoben sich einige Hände, worauf Henselmann meinte: Er hoffe, von ihnen noch einige Details zu erfahren. Denn immer wieder mal kämen Leute vorbei, die die eine oder andere Geschichte über das Gebäude wüssten. Ganz "scharf" sei er auf alte Fotos. Gerne erzählt er von einem besonderen Erlebnis.
Bei Bodenarbeiten entdeckte Henselmann eine Schublade mit 40 Dosen Scho-ka-cola und einem kleinen Blechpferdchen. Dieses erkannte zwei Tage später ein Besucher, der zu einem Klassentreffen in Krauchenwies weilte, als sein "Jockele" aus Kindertagen. Die Räume über den beiden Pferdeställen seien immer bewohnt gewesen, so Henselmann. Zuerst wohl durch Bedienstete des Hauses Hohenzollern. Der Marstall wurde 1789 fertiggestellt, in Auftrag gegeben von Anton Aloys von Hohenzollern, was unter anderem noch an einem Wappen über der Eingangstür zu erkennen ist. "Französische Bezüge findet man überall im Haus", sagte Maximilian Henselmann, was auf Amalie Zephyrine, die Ehefrau des Hohenzollernfürsten zurückzuführen ist.
Welch enorme Arbeit seit dem Erwerb des Gebäudes geleistet wurde, machten die Ausführungen von Maximilian Henselmann deutlich. Da galt es, den Hausschwamm zu bekämpfen beziehungsweise zu beseitigen. Der Pilz hatte sich praktisch über den ganzen Dachstuhl, ja über das ganze Gebäude ausgebreitet. "Trotzdem hat es in sich zusammengehalten", sagte er. Insgesamt mussten 52 Fenster, jedes sechsgeteilt, originalgetreu nachgebaut werden. "Fast sämtliche Fensterscheiben waren eingeworfen, nur noch ganz wenige Scheiben konnten gerettet werden." 38 000 Ziegel wurden verbaut und an den aufgefundenen, oft übermalten Türen musste die Farbe entfernt werden. Ziel sei es, die Türen mit ihren Originalbeschlägen zu erhalten. Böden, meist mit fünf Lagen PVC oder Teppich versehen, wurden bis zum Originalholzfußboden abgetragen, ebenso mehrere Schichten Tapeten.
"Darunter haben wir oft Türen gefunden, die jetzt wieder eingesetzt werden." Die Gaupen auf dem ausladenden Dach, wie sie auf alten Aufzeichnungen zu erkennen sind, wurden wieder eingebaut. "Wir haben sie 1:1 rekonstruiert, ebenso den Zaun vor dem Gebäude", erklärte Maximilian Henselmann. In den beiden Hallen im Erdgeschoss wurde von Hand der Stuck nachgezogen, sodass alles wieder original so aussieht, wie es 1789 erfasst wurde. Josef Henselmann ist sich sicher, und mit ihm bestimmt viele Krauchenwieser Bürger: "Es wäre nicht mehr lange gegangen, bis alles zusammengebrochen wäre."

Zu Gebäude und Käufer
- Der Marstall wurde 1789 fertiggestellt. Bauherr war Fürst Anton Aloys von Hohenzollern, geboren 1762 in Sigmaringen, verheiratet mit Amalie Zephyrine. Der ehemalige Reitstall des Fürsten diente nach dem Krieg auch als Turnhalle. 2013 erwarb der Bildhauer Josef Alexander Henselmann das Gebäude. Vorgesehen ist eine Nutzung als Atelier und Galerie.
- Josef Alexander Henselmann, 1963 in München geboren, ist der Enkel des Laizer Bildhauers Josef Henselmann. Er studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München. Einige Jahre lebte er in Bangalore/Indien, wo er als Professor für Bildhauerei an der dortigen Universität arbeitete. 2013 erwarb er das Marstallgebäude in Krauchenwies, das er in Zukunft selbst nutzen möchte. Einige seiner Werke sind Bronzereliefs in der Münchner Frauenkirche sowie 22 Glasbilder im Münchner Flughafen über die Geschichte der Luftfahrt. Anlässlich des 90. Geburtstages von Papst Benedikt zeigt er in dessen Geburtshaus in Marktl am Inn rund 50 seiner aktuellen Arbeiten, die noch bis 28. Oktober zu sehen sind. Im Jahr 2006 fertigte Henselmann ein Porträt von Papst Benedikt für den Münchner Dom an.