Generationenübergreifendes Denken ist Hans Steidle, der als Geschäftsführer in sechster Generation das familieneigene Bauunternehmen leitet, nicht fremd und so engagiert sich der Unternehmer und begeisterte Segler für Jugendprojekte. Seit vielen Jahren verzichtet die Firma auf Weihnachtspräsente und spendet das Geld für Projekte im Jugendsportbereich. "Die Kinder sollen nicht nur auf ihr Smartphone schauen, sondern raus in die Natur.
Auch in den Schulen kommt der Sportunterricht zu kurz", erklärte Steidle sein Engagement. Gestern Vormittag erlebte der Firmenchef, wie begeistert seine Spende an das "Haus Nazareth" von Kindern und Jugendlichen aufgenommen wurde – sechs Kanus samt Transportanhänger konnten mit der Firmenspende von 10 000 Euro gekauft werden und die wurden im Steidle-See erstmals zu Wasser gelassen. Als Zu- und Glücksfall bezeichnete Peter Baumeister, Direktor des Haus Nazareth, den Anruf von Hans Steidle, der sich kurz vor Weihnachten bei ihm gemeldet hatte. Auf die Frage, wie er dem erzbischöflichen Heim helfen könne, gab es von Baumeister ganz bescheidene Wünsche. "Denken Sie größer", ermunterte ihn der Firmenchef, und der Direktor erzählte, dass die alten Kanus für die erlebnispädagogischen Arbeit nicht mehr taugen.
"Wir unternehmen mit den Kanus nicht nur Bootsfahrten auf der Donau, sondern sie sind auch bei Freizeiten dabei, wo die Jugendlichen ihre Grenzen testen und auch darüber hinaus gehen können", erzählte er bei der gestrigen Übergabe der roten Boote. Mehrere Dutzend Mädchen und Jungen aus der flexiblen Schule und der Vormittagsbetreuung konnten es kaum abwarten, auf das Wasser zu kommen, so wie der 15-jährige Ismail, der aber schon ein alter Hase ist, was das Paddeln angeht.
"Ich war beim Erfolgsteam beim Kurt-Hahn-Pokal dabei", erzählt er stolz. An dem dreitägigen Wettbewerb beteiligen sich rund 30 erlebnispädagogische Einrichtungen und die Anforderungen sind enorm, wie Peter Baumeister im SÜDKURIER-Gespräch berichtet. Neben Kanufahren, Felsklettern und GPS-Wandertouren müssen die Teilnehmer am Abschlusstag noch einen Duathlon bewältigen. Ganz so anstrengend war die Wettfahrt auf dem Steidle-See nicht, die Kinder und Betreuer bei der "Jungfernfahrt" noch starteten. Es ging um Teamwork, Spaß und die Freude am Erlebnis. In der Abteilung "Intensive Hilfen" im Haus Nazareth werden etwa 60 Kinder und Jugendliche betreut, die in Wohngruppen leben, wobei sich 5,6 Betreuer um sieben Bewohner kümmern, wie Abteilungsleiter Daniel Hahn erläuterte.
Erlebnispädagogik
Die Heim- und Tageserziehung im "Haus Nazareth" orientiert sich an den Grundsätzen, die der Politiker und Pädagoge (1886 – 1974) konzipierte, die auf den vier Säulen Projekt, Expedition, Dienst am Nächsten und körperliches Training basieren. Die Kinder sollen sich selbst entdecken und sowohl Triumph als auch Niederlage erleben. Die Kinder sollen sich einer gemeinsamen Sache hingeben, die eigene Fantasie üben und Zeiten der Stille haben. So gibt es Kletterkurse, Überlebenstraining, Freizeiten, Radtouren, Floßexpeditionen oder Segeltörns. Der Dienst am Nächsten wird durch die Gestaltung von Gottesdiensten, Organisieren von Feiern bis zu Forst- und Naturprojekten verwirklicht. Es gibt eine Kinderrockband, Kunstangebote im Atelier und einen Heimrat.