Herbert Klawitter

Krauchenwies – Vier Generationen der Familie Lutz und Kiesewetter sind in der Feuerwehr Krauchenwies aktiv. Seit 1951 ist es in der Familie Tradition, in der Wehr mitzuarbeiten und anderen Menschen zu helfen.

Er legte den Grundstein

  • Hans Lutz, mit 86 Jahren in der Altersabteilung, kam 1951 zur Feuerwehr. Mit 65 Jahren musste er altersbedingt aufhören. Erlernt hat er den Beruf des Modellschlossers, war aber über 30 Jahre im Kieswerk Steidle in Krauchenwies tätig. Hans Lutz ist als Vereinsmensch auch in Kirchenchor und Gesangverein, DRK-Bereitschaft und Feuerwehr aktiv gewesen. Vater Hans und Sohn Gerhard Lutz haben ein weiteres gemeinsames Hobby: die Modelleisenbahn. Vor über 60 Jahren hat Vater Hans damit angefangen. Bis heute arbeiten beide an ihrer Anlage und Sammlung.

Er ist das "wandelnde Feuerwehrlexikon"

  • Gerhard Lutz, Sohn von Hans Lutz, ist Betriebselektriker in der Kläranlage Sigmaringen. Er ist seit 1979 in der Feuerwehr aktiv und war von 1985 bis 2000 Abteilungskommandant. Ob Fragen zur Ausrüstung, zu Löschtaktiken oder zur Vergangenheit der Abteilung: Er weiß auf alles eine Antwort. Und so trägt er den Titel "wandelndes Feuerwehrlexikon" zurecht.

Sie bestand als erste Frau im Kreis den Atemschutzlehrgang

  • Martina Kiesewetter, 40 Jahre alt und Enkelin von Hans Lutz, ging mit 14 Jahren zur Jugendfeuerwehr und wechselte mit 18 Jahren zu den Aktiven. Sie war die erste Frau im Kreis Sigmaringen, die den Atemschutzlehrgang durchlief und bestand. Die gelernte Arzthelferin ist heute stellvertretende Jugendleiterin. In der Notfallseelsorge ist sie im Team Stressbearbeitung nach belastenden Einsätzen (SBE) tätig. Es ist eine Untergruppe der Notfallseelsorge und kümmert sich um Einsatzkräfte. Derzeit macht Martina Kiesewetter die Ausbildung zur Einsatzsanitäterin. Außerdem ist sie im Fanfarenzug und während der Fasnet aktiv.

Sie würde am liebsten jetzt schon zu Einsätzen mitgehen

  • Lisa Kiesewetter, die zehnjährige Urenkelin von Hans Lutz, ist schon ordentlich in den Vereinen der Gemeinde aktiv. Sie ist nicht nur in der Jugendfeuerwehr aktiv, sondern auch in der Musikkapelle Krauchenwies und in einer Tanzgruppe. Außerdem schauspielert sie seit vier Jahren auf der Waldbühne Sigmaringendorf. Derzeit besucht die Zehnjährige die Sophie-Scholl-Schule in Krauchenwies. Ihr Ziel: Sie will unbedingt zu den Aktiven in der Feuerwehr und würde am liebsten jetzt schon zu Einsätzen mitgehen.

"Mir war schon immer klar: nichts anderes als die Feuerwehr"

Wie ist der "Virus" Feuerwehr in Ihr Haus gekommen, wie sind Sie zur Feuerwehr gekommen?

Hans Lutz: Ich war damals in der DRK-Gruppe der Leiter. Die Feuerwehr suchte und brauchte dringend Leute, die in Erste Hilfe ausgebildet waren. Und so kam man zusammen und ich trat 1951 bei einer Nachwuchswerbung in die Feuerwehr ein.

Gerhard Lutz: Ich war schon als kleiner Junge immer mit meinem Vater bei der Wehr, ob beim Gerätehausumbau oder bei anderen Gelegenheiten. Und man bekam ja auch immer mit, wenn Einsatz war. So war es dann nur eine Frage der Zeit, bis ich ebenfalls eingetreten bin.

Martina Kiesewetter: Wir wohnten damals alle in einem Haus. Und so bekam ich mit, wenn Onkel und Opa zum Einsatz fuhren. Klar, dass auch ich "infiziert" wurde. Außerdem war auch ich immer dabei, wenn bei der Feuerwehr was geboten war. Und so war mir schon immer klar: nichts anderes als Feuerwehr.

Lisa Kiesewetter: Ich krieg' auch immer mit, wenn meine Mutter Einsatz hat. Ich würde jetzt schon gerne mitgehen, was leider nicht geht.

Sind noch weitere Familienmitglieder von diesem „Virus“ befallen?

Hans Lutz: Ja, ein Enkel. Leider war der nicht bei der Hauptversammlung, sonst wäre er auch auf dem Bild.

Martina Kiesewetter: Ein Stiefsohn hat jetzt auch angefangen und unterstützt mich bei der Jugendarbeit. Und natürlich meine jüngste Tochter Emma. Mit ihren sechs Jahren steht sie schon ungeduldig in den Startlöchern.

Heute arbeiten die Feuerwehr-Abteilungen einer Gemeinde zusammen. Gab es früher auch schon vergleichbare Zusammenarbeiten?

Hans Lutz: Ja, neben den üblichen Überlandhilfen von den umliegenden Städten gab es einen Löschverband. Er bestand aus den Gemeinden Habsthal, Krauchenwies, Levertsweiler, Rosna und Rulfingen. Und so habe ich meinen ersten Brandeinsatz in Habsthal gehabt. Ich glaube, mit der Gemeindereform ist der Löschverband dann aufgelöst worden.

Welches waren ihre größten Einsätze?

Hans Lutz: Die Brände Gasthaus "Krone", Gasthaus "Waldhorn", ein Ökonomiegebäude beim Löwenplatz, das Sägewerk bei der Mühle und der Großeinsatz in Ablach, wo drei Häuser bei der Kirche abgebrannt sind. Brände waren damals die Hauptarbeit der Wehr. Bei Unfällen arbeitete man mit Brecheisen und Feuerwehrbeil, es gab noch keine hydraulischen Geräte.

Wie hat sich die Ausrüstung und Arbeit im Laufe der Zeit verändert?

Gerhard Lutz: Als ich anfing, stand das Löschfahrzeug LF 16 fast verloren klein in der Halle. Die heutigen Großfahrzeuge mussten nach der Hallengröße gekauft werden. Die ersten hydraulischen Rettungsgeräte, Schere und Spreitzer, wurden noch mit einer Handpumpe betrieben. Einen großen Sprung machte die Ausrüstung der Wehr in den 70ern. Nachdem das Gerätehaus fertig war, kamen Funk, Meldeempfänger und Atemschutzgeräte zur Wehr. Und heute kaum vorstellbar: Bei Brandeinsätzen bei Autos oder Außenangriffen bei Hausbränden löschte man noch ohne Atemschutzgeräte.

Lisa, was gefällt dir bei der Feuerwehr und was ist dein Ziel?

Lisa Kiesewetter: Menschen im Team helfen und retten, also die Kameradschaft. Die Funkübungen gefallen mir besonders, oder echte (Übungs-)Feuer löschen. Eigentlich gefällt mir alles. Ich möchte natürlich zu den Aktiven.

Sie waren damals die erste Frau beim Atemschutzlehrgang. Gab es da ein Frauenbonus?

Martina Kiesewetter: nein, ich bekam nur aufgrund meiner kleinen Körpergröße eine Bierkiste, damit ich an verschiedene Geräte rankam.

Sie begannen in der Jugendfeuerwehr und sind heute dort auch als Jugendleiterin tätig. Wie hat sich die Jugendfeuerwehr verändert?

Martina Kiesewetter: Feuerwehr ist bei der Jugend zwar cool, aber die Disziplin ist schwieriger geworden, das war früher anders. Den Spaß nicht zu kurz kommen lassen und trotzdem die Jugend an den Feuerwehrdienst heranzuführen, ist manchmal eine Gratwanderung. Aber egal ob Jugendfeuerwehr oder Aktive: Das Wichtigste ist, dass man das Ehrenamt Feuerwehr gern macht. Denn im Vordergrund steht immer, den anderen zu helfen.