Die 100-minütige Show mit Siegfried und Roy im Hotel Mirage in Las Vegas war die wohl teuerste jemals inszenierte Bühnenshow. Die beiden deutschen Magier ließen mehr als 60 Menschen und 27 weiße Tiger auftreten. Die Shows waren immer ausverkauft. Zumindest das ist eine Parallele zum Samstagabend im "Hirsch"-Saal in Hausen a. A. Ansonsten begnügte sich Zauberer Markus Zink mit Stofftieren und jeder Menge Material vom Recyclinghof. "Schrott" nannte sich dann auch sein Programm, das eigentlich eine Mischung aus Zauberei, Illusionen und Comedy war. Auf jeden Fall aber erstklassige Unterhaltung mit dem Mann aus Baienfurt, den Skeletten seiner Vorfahren und Vehikeln zu Lande und zu Luft. Und man wird es nicht glauben: Zink kann sogar fliegen. Wie er das anstellt, das bleibt sein Geheimnis.
Manche beschreiben ihn als eine Mischung aus David Copperfield und Klaus Kinski. Mag sein, dass es da gewisse Ähnlichkeiten gibt. Wenn Zink mit den Augen rollt, dass man meinen könnte, selbige würden jetzt ihre Höhlen verlassen, oder wenn er einen gruseligen Blick aufsetzt, dann erinnert das schon irgendwie an Kinski. Und zaubern, das kann er natürlich auch. Klar, er zersägt keine Jungfrauen. Wer da Bedarf hat, der kann sich im Internet anschauen, wie das geht. Und er lässt auch keine Elefanten verschwinden. Dafür aber kleine Kaninchen erscheinen. Die sind zwar nur aus Plüsch, aber immerhin. Irgendwie haucht der Magier den Tierchen Leben ein. Und er bezieht auch den Tod in seine Show ein. Besser gesagt: seine Vorfahren. Denn dass der Meister der Illusion aus einer alten Zauberfamilie stammt, das machen die Skelette deutlich, die immer wieder auftauchen.
Immer mit dem Hinweis, dass die schon tot sind. Zink aber lebt. Und das seit dem 22. Juli 1970. Schon im Alter von neun Jahren wurde sein Interesse an der Zauberkunst geweckt. Nach dem Abitur widmete er sich zunächst der Straßenzauberei. Wenn man ihn fragte, ob er das Zaubern hauptberuflich macht, dann kommt die Antwort sofort: "Na klar. Ich kann nichts Anderes", schmunzelt er dann. Wobei das nicht ganz stimmt. Der Mann hat Pädagogik studiert und war sogar 15 Monate im Schuldienst. Ob er das gut gemacht hat, das wissen wir nicht, dass er das Zaubern beherrscht dagegen schon.
Immer im engen Kontakt mit den Zuschauern und mit dem sicheren Gespür dafür, wo Grenzen zu setzen sind, zieht der Mann eine Show ab, die das Publikum in Hausen sofort in ihren Bann zieht. Da kann man staunen und lachen, zweifeln und erahnen, was jetzt kommt – und ist trotzdem immer wieder überrascht, was Markus Zink jetzt wieder präsentiert. Zauberhaft sympathisch, überraschend humorvoll und immer gut für einen neuen Gag: Die Show von Zink ist beste Unterhaltung. Der veranstaltende Kulturzirkel hat einen guten Griff getan, als er nach acht Jahren Zink nach Hausen geholt hat.
"17 skurrile Mirakel, 59 schrille Effekte, 79 Tonnen Schrott, 46 Kilo Konfetti" verwendet Zink nach eigenen Angaben für seine Show. Und man wird es nicht glauben: sogar nackte Haut. Seine nämlich. Wenn er zum Schluss pudelnackt, aber seine männlichen Attribute durch riesige Spielkarten verdeckend, auftritt, dann jauchzen die weiblichen Zuschauer und die männlichen überlegen, ob sie sich das auch trauen würden. Bis dahin hat man erlebt, wie aus einem Fünf-Euro-Schein ein Fünfziger wurde und wie der Magier sich höchstpersönlich in die Lüfte erhob, so als "Ikarus vom Schussental". Dazu beherrscht er etwas, mit dem nicht viele Berufskollegen glänzen können: das Spiel mit Worten. Sogar Goethe wird bemüht. Apropos Mühe: Nur mit einem Helfer hinter der Bühne stemmt Zink seine Show, die zwar "Schrott" heißt, aber zu einhundert Prozent kein Schrott ist. Er macht aus Altmaterial Magie. Wenn das kein tolles Recycling ist!
Veranstalter
Der Kulturzirkel wurde am 12. November 1993 im Gasthaus Adler in Hausen am Andelsbach, Gemeinde Krauchenwies, von 15 Personen gegründet. Der Verein zählt heute 45 Mitglieder und legt seinen Schwerpunkt auf die Förderung der Kunst. Künstlern aus allen Genres versucht man, eine Auftrittsmöglichkeit zu geben. Mit dem Hirschsaal kann der Verein auf eine Kleinkunstbühne zurückgreifen, die noch den Charme der 30er Jahre hat. Holztäfelungen, Bretterboden und Wandverkleidung bieten das entsprechende Ambiente und eine gute Akustik. Mit 150 Sitzplätzen hat der Saal für Kleinkunstveranstaltungen die ideale Größe und bietet viel Nähe zu den Künstlern.