Rund 93 Betroffene kamen im Jahr 2018 zur Beratungsstelle häusliche Gewalt des Caritasverbandes Sigmaringen. Seit Jahren sind die Zahlen stabil. Und seit Jahren gibt es auch zum Internationalen Gedenktag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen, der immer am 25. November stattfindet, eine Aktion in Sigmaringen, um auf die Thematik aufmerksam zu machen. Dieses Jahr hat man sich entschlossen, statt einem Aktionstag ein Schulprojekt anzubieten. Und das geht zeitlich über den 25. November hinaus und möchte als Präventionsangebot verstanden sein. Mit Vorträgen und Workshops wird Sozialarbeiterin Bettina Häberle, die auch die Beratungsstelle leitet, in mehreren Schulen im Landkreis unterwegs sein.
„Jede vierte Frau ist mindestens einmal in ihrem Leben von körperlicher oder sexueller Gewalt bedroht oder betroffen“, macht Häberle deutlich. Oma, Mutter, Tochter, Schwester: Rein statistisch musste eine dieser vier Frauen in Deutschland mindestens einmal Gewalt durch den Partner überstehen. Betroffen sind Frauen aller sozialen Schichten. Diese Zahlen stammen aus der aktuellen polizeilichen Kriminalstatistik, die im November 2018 veröffentlicht wurde. Sie zeigen, warum der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen notwendig ist. „Und das natürlich auch im Landkreis Sigmaringen. Wir sind da keineswegs eine Insel der Seligen“, macht die Sozialarbeiterin deutlich.
Ort des Geschehens ist meistens das Zuhause. Dort sind es vor allem Kinder und Jugendliche, die alles mitbekommen. Und für sie ist die häusliche Gewalt auch ein großes Risiko für die eigene Entwicklung. Nach dem Motto „Streit kommt in den besten Familien vor“, wird vieles verdrängt und dass Verwandte und Nachbarn da gerne mal wegschauen, das ist ein allgemein bekanntes Phänomen. „Wir legen dieses Jahr den Schwerpunkt deshalb bewusst auf Prävention“, sagt Sebastian Metzger, beim Caritasverband Sigmaringen Referent für den Caritassozialdienst und Migration. Metzger spricht auch von Teenagerbeziehungen, wo die Gewalt auch ein immer ernsthafteres Problem darstellen kann. Wer Gewalt zwischen Eltern immer wieder mitbekommt, der könnte zu der Ansicht gelangen, dass so etwas ganz normal ist.
In den Vorträgen an den Schulen bearbeitet Bettina Häberle das Thema häusliche Gewalt in verschiedenen Facetten und zeigt auch Hilfsangebote auf. In praktischen Workshops gibt es Übungen für wertschätzende und respektvolle Paarbeziehungen, Übungen zur Gewalt in intimen Teenagerbeziehungen und für Unterstützung und Hilfe. In der Caritaszentrale im Fidelishaus wird noch einmal die Fotoausstellung „Standpunkte gegen häusliche Gewalt“ gezeigt. Sie ist auch in einem Video auf Youtube zu sehen.