Die Landwirte in der Region zwischen Meßkirch und Pfullendorf können auf eine insgesamt gute Getreideernte zurückblicken – auch wenn das wechselhafte Wetter in den vergangenen Wochen für einige Herausforderungen gesorgt hat.

„Die Erträge sind gut“

Laut Andreas Deyer, dem Kreisvorsitzenden des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) in Stockach, sind die Erträge zufriedenstellend. Vor allem die frühe Trockenphase habe zunächst für gute Bedingungen gesorgt, jedoch habe der viele Regen Ende Juli und Anfang August die Qualität der Körnerkulturen teils stark beeinträchtigt.

Zsischen Pfullendorf und Meßkirch sei die Getreideernte fast abgeschlossen und die Erträge gut, berichtet Andreas Deyer vom BLHV.
Zsischen Pfullendorf und Meßkirch sei die Getreideernte fast abgeschlossen und die Erträge gut, berichtet Andreas Deyer vom BLHV. | Bild: Jan Schulz

„Die Getreideernte ist fast abgeschlossen und die Erträge sind gut“, berichtet Deyer. „Allerdings hat die Qualität bei Weizen und Dinkel unter den fast drei Wochen Dauerregen gelitten.“

Regen rettet den Mais, ruiniert aber den Weizen

Besonders betroffen seien die Backqualitäten. Viele Chargen erreichen demzufolge die erforderlichen Kriterien nicht mehr oder haben sogar zu keimen begonnen. Für Landwirte bedeutet das: Einbußen bei den Erlösen, denn Futtergetreide bringt deutlich weniger als backfähiges Korn.

Anders sieht es bei den Kulturen aus, die noch auf den Feldern stehen. Hier hat der Regen für dringend benötigtes Wasser gesorgt. Mais und andere spätere Pflanzen stehen derzeit gut da. Doch auch hier gibt es regionale Unterschiede: „In manchen Gegenden hat Hagel erhebliche Schäden verursacht“, berichtet Deyer.

Klare Erwartungen an Berlin und Brüssel

Neben dem Blick aufs Wetter nutzt der BLHV die Erntezeit auch für eine agrarpolitische Zwischenbilanz – und formuliert klare Erwartungen an die Bundesregierung und die EU. Besonders kritisch sieht der Verband die mangelnde Planungssicherheit für landwirtschaftliche Betriebe.

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„Investitionen in der Landwirtschaft sind langfristig und oft kreditfinanziert. Ohne verlässliche Rahmenbedingungen ist das kaum zu stemmen“, erklärt der Betriebsleiter des Altschorenhofs in Mühlingen.

Hoffnung auf den Feldern – Frust in der Politik

Ein großes Thema bleibt der Mindestlohn im Sonderkulturbereich, etwa beim Anbau von Obst und Gemüse. Deyer warnt, dass die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Produkte zunehmend unter Druck gerät: „Immer mehr Ware stammt aus Ländern mit niedrigeren Standards. Das drückt die Preise und gefährdet die heimische Produktion.“

Andreas Deyer, Kreisvorsitzender des BLHV Stockach.
Andreas Deyer, Kreisvorsitzender des BLHV Stockach. | Bild: Jann-Luca Künßberg

Zudem fordert der BLHV endlich spürbare Fortschritte beim Bürokratieabbau: „Es wird viel geredet, aber wenig umgesetzt. Statt Verordnungen zu streichen, kommen immer neue hinzu. Das ist ein Problem, das nicht nur die Landwirtschaft betrifft.“

Bauern fordern weniger Bürokratie und mehr Verlässlichkeit

Auch die aktuellen Vorschläge zur neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Kommission lassen wenig Hoffnung auf Besserung: „Das ist ein bürokratisches Monster“, so Deyer.

In Sachen Energiewende fordern die Landwirte klare Leitplanken und echte Investitionsanreize – insbesondere beim Ausbau von Speichertechnologien. Deyer kritisiert: „Wir brauchen endlich ein klares Bekenntnis zu erneuerbaren Energien. Momentan erleben wir vor allem Herumgeeiere.“