Kreis Sigmaringen – Im Sigmaringer Erzbischöflichen Kinderheim Haus Nazareth sind Medienvertreter über das neue Frauen- und Kinderschutzhaus informiert worden, das am kommenden Montag, 1. Mai, an den Start gehen wird. Hausherr und Direktor Peter Baumeister bezeichnete die Trägerschaft für dieses Haus als ein "ungewöhnliches Konstrukt" und einmalig im Land, stellte aber auch die Vorzüge des Hauses Nazareth heraus, die auf einer 40-jährigen Erfahrung basieren, mit der vorhandenen Logistik. Während der Caritasverband mit seiner Beratungsstelle für häusliche Gewalt seine Kompetenzen in der Beratung behalte, werde das Haus Nazareth nun seine Kompetenz in stationärer Hinsicht umsetzen. "Für uns ist das ein neues Angebot. Wir sind guter Dinge und fühlen uns gut vorbereitet", ist Baumeister davon überzeugt, dass alle Räder schnell ineinandergreifen werden.
Der Standort des neuen Frauen- und Kinderschutzhauses liege tatsächlich im Landkreis Sigmaringen, versicherte Baumeister. Es sei nach üblichen Sicherheitsstandards ausgerichtet. Die Konzeption sah Einzelappartements vor und bietet nominell zehn Plätze – für vier Frauen mit sechs eigenen Kindern. Es wird als Rückzugsort für eine Kleinfamilie begriffen. Dort gibt es auch einen zentralen Gemeinschaftsbereich und Platz für Kinderaktivitäten. Wobei die Aufnahme von Mädchen bis 18 Jahre und bei Jungen bis 14 Jahre möglich sei. Bei älteren Jungs schalte sich die Jugendhilfe ein.
Das Haus Nazareth garantiere an 365 Tagen im Jahr einen verlässlichen Bereitschaftsdienst. Binnen einer Stunde sei qualifiziertes Personal vor Ort, sagte Peter Baumeister. Seine psychotherapeutischen und sozialpädagogischen Mitarbeiter können als Kriseninterventionskräfte Erste Hilfe leisten. Zwei Frauen, deren Anonymität gewahrt bleiben müsse, sind dafür abgestellt. Die Ältere verweist auf ihren 20-jährigen Erfahrungsschatz als Sozialpädagogin, sie begleitet Familien in schwierigen Lebenslagen. "Ich kann viel mit einbringen", betonte sie. Eine Großküche gewähre zudem die Versorgung auch zu Nachtzeiten und an Wochenenden.
Baumeister wertete die Anwesenheit von Landrätin Stefanie Bürkle und des Sozialdezernenten Frank Veser beim Informationsgespräch als Geste der Wertschätzung. Die Landrätin stellte fest, dass der Landkreis in Baden-Württemberg der nunmehr letzte sei, der ein solches Haus eingerichtet hat. Sie berichtete von langen politischen Meinungsbildungsprozessen, die in einen einstimmigen Beschluss im Kreistag mündeten. Psychische und physische Gewalt gegen Frauen und Kinder beträfe alle Altersklassen, alle Ethnien, Berufsstände und Bildungsschichten.
Die seit 15 Jahren bestehende Schutzwohnung würde aufgegeben. Bei der bislang bestehenden Konzeption konnte der Landkreis Frauen und Kinder in Nachbarkreisen unterbringen, aber im Gegenzug nicht genauso agieren. Mit der Neuerung befinde sich der Landkreis nun in der Lage, die Partnerschaft zu Nachbarkreisen zu gewährleisten.
Haus Nazareth
Für das neue Frauen- und Kindrschutzhaus ist Sicherheit, Schutz und Anonymität gewährleistet. Es unterstützt und berät in der Bearbeitung der aktuellen Situation (Krisenintervention). Es leistet Hilfestellung bei der Klärung der Familienperspektive und es unterstützt beim Aufbau alternativer Lebensformen. Ansprechpartnerin ist Anja Nosper, Telefon 0 75 71/7 20 30 oder per E-MaiL; fksh@haus-nazareth-sig.de (jüw)