Seit einem Jahr ist Michael Reitter Kreisbrandmeister sowie Leiter des Fachbereichs Brand- und Bevölkerungsschutz beim Landratsamt und in seiner ersten Einsatzbilanz für das Jahr 2023 berichtete er von einem enormen Anstieg auf 2100 Feuerwehreinsätzen im Landkreis, gegenüber 1300 im Jahr 2022. Ursächlich waren Gewitterstürme, Starkwindereignisse sowie Glatteis oder Schneebruch. Allein am 11. Juli 2023 rückten die Wehren zu 200 Einsätzen aus, als ein Sturm über den Landkreis fegte und auch beim Schneebruch Anfang Dezember waren es rund 200 Einsätze. „Solche Einsätze werden bedingt durch den Klimawandel an Häufigkeit und Dauer zunehmen“, ist Reitter überzeugt und die Feuerwehr müsse ihre Organisationsstruktur anpassen und auch entsprechende Einsatzszenarien entwickeln.
Führungsstab wird neu ausgerichtet und Landkreis dreigeteilt
Gemeinsam mit Friedrich Sauter, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Sigmaringen, informierte er bei einem Pressegespräch im Landratsamt über eine Neuausrichtung des Führungsstabes, der bei Großereignissen den Einsatz koordiniert, leitet und lenkt. Zur Bewältigung von Krisenlagen wurde der Führungsstab neu organisiert. Anstelle eines Gremiums hat man den Landkreis in die Bereiche Ost, Mitte und West aufgeteilt, mit jeweils acht bis zehn Raumschaften beziehungsweise Kommunen.

Für jeden Bereich gibt es einen 15-köpfigen Führungsstab, der vornehmlich aus der mittleren Führungsebene der Gemeindefeuerwehren besteht. Nach Angaben von Kreisbrandmeister Michael Reitter hatten sich bei der Personalsuche für diese Führungsstäbe fast 90 Feuerwehrangehörige gemeldet. Bei einem Einsatz benötigt man fünf bis zehn Leute im Führungsstab, sodass das Personal bei einem länger dauernden Ereignis ausgetauscht werden kann. Für alle Bereiche werden dieselben Aufgabenbereiche definiert und Maßnahmepakete entwickelt. „Am Tag X können wir dann die Schublade mit den Einsatzplänen greifen“, brachte Reitter die Grundidee auf den Punkt.
Arbeitskreis zum Thema „Wald- und Vegetationsbrände“
Auch bei solchen Ereignissen will man gewappnet sein, was Taktik und zusätzliche Ausrüstung angeht. Konkret will man Geräte wie Feuerharken oder Wassersäcke anschaffen, um Brandherde gezielt zu bekämpfen. Auch hierbei wurde der Landkreis quasi dreigeteilt, sodass bei Alarmierungen die Einsatzkräfte schnell vor Ort sind, ausgestattet mit den notwendigen Gerätschaften. Im Monat März sind erste Schulungen für Feuerwehrleute aus dem gesamten Landkreis geplant, die ihr Wissen dann an die übrigen Wehrmitglieder weitergeben. Beim Kauf von Wassersäcken oder Feuerharken sind die Feuerwehren nach Angaben von Friedrich Sauter auf Spenden angewiesen.
Rund 3000 aktive Feuerwehrfrauen und – männer im Landkreis
Zufrieden sind Reitter und Sauter mit der Anzahl aktiver Wehrfrauen- und -männer, die im Landkreis stabil bei 3000 liegt. Stolz ist man auf die Entwicklung bei den Jugendfeuerwehren, die 2023 114 zusätzliche Mitglieder meldeten. Und in Illmensee und Sigmaringen gibt es zwei Kinderfeuerwehren, und eine weitere Wehr plane eine solche Gruppe. „Die Jugendfeuerwehr ist unser Gerüst“, ergänzt das Führungsduo deutlich, dass im vergangenen Jahr 36 Mitglieder der Jugendwehren in die aktiven Abteilung wechselten. Die Feuerwehren würden mit immer neuen Aufgaben konfrontiert, nennt Reitter beispielhaft die E-Mobilität. Ein in Flammen stehendes batteriebetriebenes Fahrzeug zu löschen, bringe für die Einsatzkräfte neue Herausforderungen, so wie vor Jahren die Solardmodule auf Hausdächern.
Planübung erfolgreich bewältigt
„Aber, man hat Lösungen gefunden. Wir müssen flexibel bleiben und uns weiter entwickeln“, ist dem Kreisbrandmeister ob der Schlagkraft der heimischen Wehren vor der Zukunft nicht bange und verweist auf den erfolgreich verlaufenen Härtetest im November 2023, als man eine Planübung für den gesamten Landkreis durchführt. Verbandschef Sauter hätte, angesichts der Aufgabenvielfalt, gerne mehr hauptamtliche Feuerwehrleute im Landkreis. Bislang wurde nur in Sigmaringen, Bad Saulgau und Pfullendorf eine entsprechende Verwaltungsstelle geschaffen.